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Arche Noah | Roman aus Ägypten

Arche Noah | Roman aus Ägypten

Titel: Arche Noah | Roman aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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gerüschten Hemd, um den Hals eine schwarze Satinfliege und an den Füssen schwarze Lackschuhe, präsentierte er sich als Musterbeispiel britischer Vornehmheit.
    Richard nahm ihn beiseite, er sah in ihm einen engen Freund und hatte ausserdem die Cover all seiner Bücher gestaltet. »Grossartig, Ikram, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen!«
    »Wie stehen eure Eltern inzwischen dazu? Haben sie den ersten Schock überwunden, von dem du mir erzählt hattest?«
    »Mutter ist in die Kirche gegangen und hat den Pfarrer gefragt, ob Deborah in der Hölle landen würde, weil sie einen Muslim ehelicht. Das haben ihr nämlich ihre Freunde eingeredet. Der Pfarrer, der Deborah bestens kennt, war so klug, Mutter zu beruhigen. Deborah sei durch ihren Glauben undihre guten Taten zweifellos der Himmel bestimmt, sagte er. Unserem Vater macht die Tatsache, dass sie einen Ägypter heiratet, sehr zu schaffen. Der Ärmste will es bis heute nicht wahrhaben. Ich muss zugeben, dass er hin und wieder rassistische Äusserungen von sich gibt. Man darf jedoch eines nicht vergessen: Beide gehören einer anderen Generation an. Ausserdem ist Vater noch nie aus England herausgekommen. Aber letztendlich freuen sie sich beide für Debbie.«
    Die Braut bat den Bräutigam, sie kurz zu entschuldigen. Einen Augenblick lang wie verloren, fing sich Murtada schnell wieder und wollte sich zu seiner Schwiegermutter gesellen. Sie aber entfernte sich, kaum dass sie ihn kommen sah. Also setzte er sich zu Richard und Ikram. Seinem indischen Gast liebevoll auf die Schulter klopfend, fragte er: »Haben sie deinen Freund wirklich verhaftet?«
    »Ja, die Polizei hat den armen Kerl in Neu-Delhi festgenommen, weil er als Chefredakteur der Zeitschrift Senior India die Muhammad-Karikaturen hatte abdrucken lassen.«
    »Und was hat er mit dem Abdruck bezweckt?«
    »Die Polizei unterstellt ihm, er wolle die Massen aufwiegeln. In der Tat kam es gestern nach dem Freitagsgebet in mehreren indischen Städten zu gewalttätigen Demonstrationen, auf denen antiwestliche und antichristliche Parolen laut wurden.«
    »Wir haben von klein auf gelernt, dass es eine heilige Pflicht ist, alle Religionen zu respektieren. Daher fällt es überaus schwer, diese impertinente Diffamierung des Propheten hinzunehmen.«
    »Ihr könnt einem wirklich leidtun«, schaltete sich Richard ein. »Wegen ein paar Karikaturen – veröffentlichtin einer bedeutungslosen Zeitung, die von vielleicht acht Personen gelesen wird, in einem winzigen Land mit etwas mehr als zehn Einwohnern, das Tausende Meilen entfernt ist – machen die Muslime solch einen Aufstand. Und das Ganze auch noch etliche Wochen nach Erscheinen. Geht es aber um echte Bedrohungen, wie zum Beispiel um die Plünderung eurer Schätze durch die USA und unsere ehrwürdigen Regierungen, dann macht ihr nicht halb so viel Wind. Eure schwache Reaktion beweist, dass ihr euch die realen, ernsten Gefahren lieber aus der Ferne anseht. Wahrscheinlich lassen sich manche sogar noch dazu hinreissen, Beifall zu klatschen oder mitzumachen. Was für ein Elend! Da drängt sich einem die Frage auf, ob ihr vielleicht zu jenen Nationen gehört, die immer noch vor sich hindämmern, wie Churchill es ausdrückte.«
    »Unseren Glauben und unsere spirituellen Werte zu attackieren ist für uns die grösste Bedrohung. Immerhin sind das die Grundlagen unseres Seins. Und was die anderen Angriffe angeht, so ist es die Aufgabe der Regierungen, darauf zu reagieren, und nicht die der Völker.«
    »Allein schon diese Antwort ist bemitleidenswert. Heute werde ich dazu aber nichts sagen, damit du keinen Rückzieher machst und Deborah mich am Ende noch umbringt. Schau nur, wie böse sie mich ansieht. Um diese jämmerliche Diskussion zu beenden, möchte ich aber noch einen von Churchills berühmten Aussprüchen über die Völker zitieren: ›Versucht, frei zu sein, und ihr werdet hungers sterben.‹ Die Bedeutung, mein Lieber, ist klar«, fuhr Richard fort und hiess Murtada zu Deborah hinüberschauen. »Verärgerst du deine Frau, dann kocht sie nichts mehr für dich. Gehalso zu ihr, und gib ihr einen Kuss, damit du jeden Abend schön zu essen bekommst.«
    Immer mehr Gäste kamen hinzu, Universitätsprofessoren, Deborahs Freunde und Kollegen. Dann traf eine grössere Gruppe ein: Tanten väterlicherseits, Tanten mütterlicherseits und deren Ehemänner und Kinder. Aus einer Ecke beäugten sie Murtada, der ihnen in der weissen Gallabija und den seltsamen Sandalen wohl vorkam wie von

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