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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Wer ist das? Aber natürlich! Vielleicht bringt er auch ein Photo von mir. Ich lese Ihre Artikel immer mit dem größten Vergnügen. Schaut aus wie ein kompletter Analphabet.«
    »Sie erweisen mir eine große Ehre, Herr Slutzky. Streng dich nicht an, du seniler Schwätzer. Spar dir die Phrasen. Ich weiß, daß Sie auf mein Lob keinen Wert legen, aber ich möchte Ihnen doch sagen, daß es für unsere ganze Familie immer ein besonderes Ereignis ist, wenn Sie einmal im Radio sprechen.
    Wir drehen dann sofort ab und haben endlich Ruhe.«
    »Das freut mich. Sie kennen ja mein Motto: >Sag alles, was du sagen willst, aber sag's nicht schärfer, als du es sagen mußt!< Warum schreibt er nicht mit, der Analphabet? Einen so hervorragend formulierten Gedanken müßte er doch mitschreiben.«
    »Darf ich diesen Ausspruch notieren? Ich werde versuchen, ihm eine etwas bessere Fassung zu geben, sonst klingt es gar zu läppisch. «
    »Notieren? Wenn Sie diese Kleinigkeit für wichtig genug halten - bitte sehr, Herr Ziegler. Hoffentlich kann er schreiben.«
    »Ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen, Herr Slutzky. Um neun Uhr beginnt das Kino und ich habe noch keine Karten. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Schießen Sie los, junger Mann. Hoffentlich wurden ihm die Fragen von der Redaktion vorgeschrieben. Was könnte so einer schon fragen. Ich werde frei von der Leber weg sprechen und mich nur dort ein wenig zurückhalten, wo die Sicherheit unseres Landes oder übernationale Fragen auf dem Spiel stehen. Ob er das verstanden hat, der Schwachkopf?«
    »Ich verstehe vollkommen, Herr Slutzky. Herr Slutzky, es würde unsere Leser vor allem interessieren, was Sie zur gegenwärtigen Krise unserer Innenpolitik zu sagen haben.«
    Tu doch nicht so, als müßtest du erst nachdenken. Komm schon heraus mit deiner alten Phrase: >Die Lage ist zwar kritisch, aber deshalb braucht man nicht gleich von Krise zu sprechen. <
    »Ich werde ganz offen sein, Herr Ziegler. Die Lage ist zwar kritisch, aber deshalb braucht man nicht gleich von Krise zu sprechen.«
    »Darf ich diese sensationelle Äußerung wörtlich zitieren? Ich mache mir keine Notizen mehr. Es steht gar nicht dafür, ein solches Gewäsch aufzuschreiben. Ich werde kleine abstrakte Figuren in mein Notizbuch malen.«
    »Im Grunde liegt die baldige Beendigung der Krise im Interesse aller Parteien. Von was für einer Krise spricht er überhaupt? Was weiß dieser junge Laffe von Krisen? Eine dauerhafte Verständigung kann allerdings nur durch wechselseitige Konzessionen erzielt werden. Seit vierzig Jahren sage ich immer das gleiche, und sie merken es nicht.«
    »Das trifft den Nagel auf den Kopf! Seit vierzig Jahren sagt er immer das gleiche und merkt es nicht. Meine nächste Frage, Herr Slutzky, ist ein wenig delikat. Er wackelt mit den Ohren.
    Er hat die komischsten Ohren, die ich je gesehen habe. Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Sicherheit unserer Grenzen?«
    »Ich bedaure, aber darüber kann ich aus Sicherheitsgründen nichts sagen. Ich kann höchstens versuchen . lassen Sie mich nachdenken .«
    »Aber bitte. Hör auf, mit den Ohren zu wackeln, Slutzky.
    Um Himmels willen, hör auf. Ich bekomme einen Lachkrampf. Wenn ich nur wüßte, wem er ähnlich sieht. Halt, ich hab 's. Dumbo. Walt Disneys fliegender Elefant, der seine Ohren als Flügel verwendet.«
    »Ich möchte mein Credo in ein paar ganz kurze Worte kleiden: Sicherheit geht über alles.«
    »Ausgezeichnet. Wenn er die Ohren noch einmal flattern läßt, steigt er in die Luft und umkreist die Hängelampe.
    Aber wie vereinbaren Sie das mit der scharfen Wendung unserer Außenpolitik?«
    »Eine gute Frage. Warum glotzt er mich denn so komisch an? Das macht er schon seit einer ganzen Weile. Was ich Ihnen jetzt sage, ist nicht zur Veröffentlichung bestimmt.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Herr Slutzky. Ich darf ihn nicht mehr anschauen. Wenn ich ihn noch einmal dabei erwische, wie er mit dem linken Ohr wackelt, bin ich verloren. Ich habe immer das Gefühl, daß sein linkes Ohr dem rechten das Startsignal gibt.«
    »Brauchen Sie etwas, Herr Ziegler? Ist Ihnen nicht gut? Diese jungen Anfänger von heute sind lauter Neurotiker. Zu meiner Zeit ...«
    »Nein, danke. Das Erlebnis, Ihnen zu begegnen, nimmt mich ein wenig her. Schließlich bekommt man es ja nicht jeden Tag mit einem Jesaja Slutzky zu tun. Das fehlte noch. Sie sind also der Meinung, daß die Spannung an unseren Grenzen anhalten

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