Arche Noah, Touristenklasse
5oo-Worte-Botschaft an Winston Churchill drahtete.
Der greise britische Staatsmann stellte dem Londoner Korrespondenten von Radio Israel seinen persönlichen Sonderzug zur Verfügung, worauf der Korrespondent sofort nach Kopenhagen flog und einen dramatischen Rundfunk-Appell an die Weltöffentlichkeit richtete. Die Dachorganisation der kanadischen Judenschaft reagierte unverzüglich durch Verschiffung eines Ambulanzwagens nach Holland. Unter persönlicher Leitung des Polizeichefs von Rotterdam wurde der Wagen im Eiltempo quer durch Europa dirigiert, sammelte unterwegs 37 berühmte Internisten und Chirurgen und kam mit einem Bomber der amerikanischen Luftwaffe in Israel an.
Auf dem Weg nach Tel Aviv wurde der Konvoi durch die Teilnehmer des in Nathania tagenden Ärztekongresses verstärkt, so daß im Morgengrauen eine Gesamtsumme von 108 hochklassigen Medizinern vor meinem Wohnhaus abgeladen wurde. Das Geräusch der Autobusse und der übrige Lärm weckte Dr. Wasservogel, der aufgeregt die Stiegen hinunterlief. Ich nützte das aus, um ihn zu fragen, was ich gegen meine Magenschmerzen machen sollte. Er empfahl mir, in meiner Diät etwas vorsichtiger zu sein.
So wurde mein Leben durch die auf Kurzwellen gestützte Solidarität der Welt gerettet. Aber beim nächsten Mal setze ich mich direkt mit Königin Elisabeth in Verbindung, damit keine Zeit verlorengeht.
Die Solidarität der Welt ist etwas Schönes und Herzerquickendes. Auch unser junger Staat wäre dieser Solidarität teilhaft geworden, wenn sich nicht gegen Ende des Jahres 1956 der hebräische Goliath auf den hilflosen arabischen David gestürzt hätte.
WIE ISRAEL SICH DIE SYMPATHIEN DER WELT VERSCHERZTE
Eines Tages im Mai brach der Krieg aus.
Die Armeen Ägyptens, Syriens und Jordaniens, die unter gemeinsamem Oberbefehl standen, überschritten die Grenzen Israels von drei Seiten. Die israelische Armee wurde durch diese Aktion zwar nicht überrascht, mußte sich aber, da sie keine schweren Geschütze und keine ausreichende Luftwaffe besaß, auf Abwehrmaßnahmen beschränken. An der arabischen Invasion beteiligten sich 3000 Tanks sowjetischer Herkunft und 1100 Flugzeuge. Warum es dem jüdischen Staat, der den Angriff der Araber seit langem erwartet hatte, nicht rechtzeitig gelungen war, sich mit den nötigen Waffen zu versorgen, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Im Oktober 1956 kursierten unbestätigte Gerüchte über größere Mengen moderner Verteidigungswaffen, die Israel von einigen westlichen Großmächten erworben haben sollte, aber die Lieferung dieser Waffen hing offenbar von bestimmten Operationen im Rahmen der Suez-Kampagne ab und kam deshalb nie zustande. Außerdem wurden infolge bürokratischer Verwicklungen von 24 in Kanada angekauften Düsenjägern schließlich nur 7 geliefert.
Durch die Anfangserfolge der arabischen Invasion ermutigt, schlossen sich auch der Irak, Saudiarabien und Libanon dem Krieg gegen Israel an.
Die israelische Regierung richtete unverzüglich einen Appell an die Vereinten Nationen, deren komplizierter Verwaltungsapparat sich indessen nur langsam in Bewegung setzte. Für die Weltöffentlichkeit kam das Vorgehen der arabischen Staaten vollkommen unerwartet: hatte doch Nasser, der Führer des ägyptisch-syrisch-jordanischen Großreiches, erst wenige Wochen zuvor mit großer Entschiedenheit erklärt, daß seine Anstrengungen ausschließlich auf die Konsolidierung der Wirtschaft und auf die Hebung des Lebensstandards der von ihm beherrschten Länder gerichtet seien. Desto größer war jetzt das allgemeine Befremden. Besonders konsterniert zeigte man sich über die enorme Menge des sowjetischen Kriegsmaterials, das sich in arabischen Händen befand.
Noch ehe der Sicherheitsrat zusammentrat, hatte der Generalsekretär der Vereinten Nationen in einer energischen Sofort-Initiative zwei persönliche Emissäre in den Nahen Osten entsandt; da ihnen jedoch das ägyptische Einreisevisum verweigert wurde, mußten sie den Ereignissen von Kopenhagen aus folgen. Die für das Wochenende einberufene Tagung des Sicherheitsrates sprach sich für eine dringliche Resolution aus, mit der den kriegführenden Parteien die sofortige Feuereinstellung nahegelegt werden sollte. Das Stimmenverhältnis zugunsten der Resolution betrug 22: 7 (wobei 46 Staaten, darunter England, Frankreich und der asiatische Block, sich der Stimme enthielten), doch scheiterte die endgültige Annahme am Veto des sowjetischen Vertreters,
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