Arche Noah, Touristenklasse
der seine Haltung damit begründete, daß das arabische Vorgehen einen neuen glorreichen Abschnitt im Freiheitskampf der unterdrückten Kolonialvölker eingeleitet habe. Der venezolanische Delegierte beschuldigte die Sowjetunion, die Kriegsvorbereitungen der arabischen Staaten aktiv gefördert zu haben, und der israelische Botschafter in Washington unterbreitete der Versammlung dokumentarische Beweise, daß die militärischen Aktionen der Araber unter unmittelbarer Leitung sowjetischer Offiziere und Fachleute stünden. Der sowjetische Delegierte bezeichnete die israelische Erklärung als eine »typisch jüdische Herausforderung«. Der Papst erließ einen Rundfunkappell zum Schutze der heiligen Stätten im Kampfgebiet.
Inzwischen hatten die arabischen Armeen alle größeren Städte Israels erreicht und unter schweres Bombardement genommen. Der Sicherheitsrat trat abermals zu einer dringlichen Beratung zusammen und beschloß abermals eine dringliche Resolution zum Zweck der sofortigen Einstellung aller Kampfhandlungen. Die Sowjetunion machte abermals von ihrem Vetorecht Gebrauch. Daraufhin kam unter amerikanischem Druck eine außerordentliche Plenarsitzung zustande, in der die Feuereinstellungs-Resolution angenommen wurde.
Die Formulierung des Textes verzögerte sich allerdings um mehrere Tage, da der Originalentwurf eine »sofortige« Feuereinstellung befürwortete, während ein indonesischer Zusatzantrag diese Wendung durch »möglichst bald« zu ersetzen wünschte. Nach längeren Debatten einigte man sich auf die Kompromißformel »schleunig«.
Um diese Zeit wickelten sich die Kampfhandlungen bereits in den Straßen der israelischen Städte ab. Die USA drohten den kämpfenden Parteien schwere wirtschaftliche Sanktionen an, falls die Feindseligkeiten nicht innerhalb von fünf Tagen eingestellt würden. In einem Handschreiben an Nasser setzte sich Nehru für eine humane Behandlung der israelischen Zivilbevölkerung ein. Saudiarabien nationalisierte zur allgemeinen Überraschung die Aramco-Ölgesellschaft. Der amerikanische Präsident befahl die Entmottung großer Teile der Flotte und richtete eine persönliche Botschaft an Chruschtschow.
Fünf Tage später erklärte sich das arabische Oberkommando zur Feuereinstellung bereit. Auf den vom Bombardement verschont gebliebenen Strandabschnitten der in Trümmer gelegten Städte Tel Aviv und Haifa richteten die Vereinten Nationen Zeltlager ein, in denen die 82 616 überlebenden Juden untergebracht wurden.
Und jetzt erwachte das Weltgewissen.
Die allgemeine Empörung erreichte ein Ausmaß, von dem sogar die Staaten des Ostblocks Notiz nehmen mußten. So schrieb die »Iswestja« in einem offiziellen Kommentar: »Die historische Entwicklung hat in ihrem unerbittlichen Vorwärtsschreiten auch vor Israel nicht haltgemacht und hat das tragische Schicksal dieses Werkzeugs der Imperialisten besiegelt.
Israel, ein westlicher Satellitenstaat auf reaktionärfeudalistischer Grundlage, wurde bekanntlich von einer blutrünstigen Militärdiktatur beherrscht, doch fanden die Leiden seiner unterdrückten Bevölkerung seit jeher die aufrichtigste Anteilnahme im Lager des Friedens, welches unermüdlich und furchtlos für die Rechte der kleinen Völker eintritt. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß Israel durch die herausfordernde Haltung, die es dem Friedenslager gegenüber einnahm, seinen Untergang selbst herbeigeführt hat, einerseits infolge der verhängnisvollen Rolle, die dieses künstliche Miniaturgebilde als militärischer Stützpunkt des Westens spielte, und anderseits dadurch, daß die bis an die Zähne bewaffneten Juden ihren friedliebenden arabischen Nachbarn immer unverschämter als Agressoren entgegentraten. Jetzt wird das jüdische Volk, dessen Geschichte in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung durch viele Leidensepochen gekennzeichnet ist, abermals Zuflucht unter den gastfreundlichen Völkern der Erde suchen müssen. Es bedarf keines Hinweises, daß die Sowjetunion auch Menschen jüdischen Ursprungs als Menschen behandelt.«
Der Artikel der »Iswestja« blieb der einzige in der gesamten Sowjetpresse. Die Zeitungen der übrigen Ostblockstaaten beschränkten sich auf kurze, an unauffälliger Stelle untergebrachte Notizen. In der tschechoslowakischen Presse wurde der Vorfall überhaupt nicht erwähnt. Nur in Polen wagten sich ein paar mutige Stimmen hervor und deuteten an, daß der Jubel über Nassers Sieg nicht ganz ungetrübt wäre. Marschall Tito richtete an
Weitere Kostenlose Bücher