Arche
Rücken.«
Etwa zehn Zentimeter von der Tür entfernt baute Tyler eine Claymore auf, neuestes Modell. Wer durch die Tür kam, wurde mit den Worten begrüßt: Vorderseite zum Feind. Vor die Mine legte er einen Stolperdraht. Die Tür würde dagegenstoßen, wenn man sie öffnete, und dann würde niemand im Umkreis von sechs Metern mehr »einsatzfähig« sein, wie es im Armeejargon hieß.
Tyler stand auf. »Rückenkribbeln beseitigt. Suchen wir das Labor.«
51. KAPITEL
Das Untersuchungszimmer sah nicht viel anders aus als andere, die Dilara in ihrem Leben gesehen hatte. Sie durchwühlte Schubladen und Schränke, um etwas zu finden, das sich als Waffe eignete. Skalpelle würde es hier wohl nicht geben, dachte sie, aber vielleicht etwas anderes Scharfes, Spitzes oder
Schweres. Sie fand Zungenspatel, Gaze, Watte und Verbände, aber außer der Nadel, mit der man ihr die Injektion gegeben hatte, war nichts Brauchbares darunter.
Ohne Waffe war sie schutzlos. Die Sicherheitsmannschaft war gnadenlos und würde sie im Nu erledigen. Andererseits konnte sie nicht einfach darauf warten, dass man sie rettete. Besser, sie wurde selbst aktiv. Am besten floh sie über die Treppen, solange die Wachen mit den Eindringlingen beschäftigt waren. Wenn sie erst einmal zu ebener Erde war, würde sie Kontakt zu den Invasoren aufnehmen.
Mit Herzklopfen öffnete sie die Tür einen Spalt breit, um die Lage zu sondieren. Wenn sie das Zimmer einfach verließ, könnte ihre Flucht vorbei sein, bevor sie begonnen hatte. Sie linste durch den Schlitz.
Niemand. Sie schob die Tür weiter auf, bis sie die Zimmernummer 315 darauf lesen konnte, und sah in die andere Richtung. Niemand. Gerade wollte sie sich in Bewegung setzen, da hörte sie die Stimme eines Mannes. Er näherte sich aus einem Gang, den sie nicht einsehen konnte. Er machte Pausen, als würde er telefonieren, und schien allein zu sein.
Dilara kannte die Stimme. Es war der Wachmann, der vor einigen Minuten das Untersuchungszimmer verlassen hatte.
»In einer Minute bin ich mit ihr unten«, sagte er.
Er wollte sie holen.
Dilara schloss leise die Tür. Sie hatte nur ein paar Sekunden. Der Mann würde die Tür ganz öffnen müssen, bevor er den Arzt auf dem Boden sah. Seine Überraschung war ihre einzige Chance.
Sie packte die Spritze und steckte die Nadel in dieselbe Ampulle wie der Arzt. Sie nahm fünfmal so viel Serum, wie er bei ihr verwendet hatte. Dann kauerte sie sich hinter die Tür.
Sie hielt die Spritze in der Hand und legte ihre Handfläche auf
den Kolben. Die Schritte näherten sich der Tür. Sie verlangsamten sich nicht. Der Mann ging davon aus, dass Dilara noch auf der Liege lag. Er würde vielleicht eine Sekunde brauchen, um zu begreifen, was los war. In dieser Sekunde musste sie handeln.
Die Tür schwang nach innen. Beim Anblick des Arztes auf dem Boden, blieb der verdutzte Mann genau auf ihrer Höhe stehen. Dilara warf sich vor, stieß die Nadel in seinen Oberschenkel und drückte gleichzeitig den Kolben mit aller Kraft nach unten. Die Flüssigkeit war in seinem Körper, bevor er eine Bewegung machen konnte.
Aufjaulend zog er sein Bein zurück. Dilara hatte noch immer die Spritze in der Hand und hielt sie wie ein Schnappmesser vor sich.
»Du Biest!«, schrie er und wollte sich auf sie stürzen. Er schlug ihr die Spritze aus der Hand und packte sie bei den Schultern.
Dilara betete, dass die hohe Dosis bei ihm dieselbe Wirkung hatte wie bei ihr, auch wenn sie ihm das Mittel in den Muskel gespritzt hatte. Sie begann leise zu zählen.
Als sie bei Sechs war, schleuderte der Mann sie gegen die Wand, dass ihr Atem aussetzte. Sie klappte nach Luft ringend zusammen.
»Bleib da stehen!«, schrie er. Sie konnte nur noch zählen.
Bei Acht hielt er sein Funksprechgerät an die Lippen.
Bei Neun rollte er mit den Augen.
Bei Zehn knallte er auf den Boden.
Er war noch bei Bewusstsein, aber unfähig, irgendetwas zu tun. Er stöhnte schwach und brabbelte unverständliches Zeug. Sie atmete tief durch. Als sie schließlich aufrecht stand, trat sie gegen den Arm des Mannes. Er war völlig schlaff. Ihm die Maschinenpistole abzunehmen, ging mühelos. Sie erleichterte ihn auch um seine Munition.
Dilara besah sich die Waffe. Eine Heckler&Koch-MP-5. Sie hatte während ihrer Ausbildung einmal damit geschossen. Angenehm leicht. Genau das, was sie brauchte.
Seine große Sig Sauer steckte sie sich in den Hosenbund. Dann machte sie sich auf die Suche nach der Treppe.
Auf der zweiten
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