Arche
»Ping« verkündete, dass es lief, ansonsten war kein Geräusch zu hören. Er legte den Gang ein und fuhr aus der Parklücke. Als er den Highway 99 erreicht hatte, trat er das Gaspedal durch. Der Tesla machte einen Satz, als hätte man ihn katapultiert. Innerhalb von Sekunden hatten sie hundertdreißig Stundenkilometer erreicht.
»Sie schaffen es also doch, Ihr Spielzeug auszuprobieren«, sagte Dilara.
»Nicht schlecht als kleine Zusatzvergünstigung, was? Im TEC testen wir gerade einen zweiten. Diesen darf ich so lange behalten, wie ich Verbesserungsvorschläge für die nächste Version liefere.«
Die Silhouette von Seattle rückte immer näher. Während Tyler über den Viadukt des Alaskan Highway raste, beobachtete Dilara eine auslaufende Fähre. Ihr Begleiter war wortkarg. Er versuchte anscheinend das, was sie an der Absturzstelle in der Wüste gesehen hatten, zu verarbeiten.
Sie waren zwei Stunden geblieben, aber Tyler hatte nicht mehr in Erfahrung gebracht, als er bereits von Judy gehört hatte. Der Armeefachmann, mit dem er gesprochen hatte, vermutete, dass ein biologischer Kampfstoff eingesetzt worden war, aber weder in den Knochen noch in den Wracktrümmern hatte sich etwas feststellen lassen. Da niemand vom Bodenpersonal des Flughafens von LA betroffen war, ging der Wissenschaftler davon aus, dass der Fleischfresser auf dem Flug freigesetzt worden war. Das hieß, dass man vielleicht in den Trümmern darauf stieß.
Tyler hatte Judy angewiesen, alles, was sie fanden, ins TEC
zu schicken. Dort sollte Grant jedes einzelne Teil möglichst rasch sichten. Tyler wusste nicht, wonach sie suchten. Sie sollten sich alles vorknöpfen, was irgendwie aus der Reihe tanzte. Sobald er in Seattle fertig war, würde er nach Phoenix zurückkommen.
Er verließ den Highway an der Ausfahrt Seneca Street und fädelte sich durch die Innenstadt, bis er Gordians Firmensitz erreichte, der gegenüber dem Einkaufs- und Touristenzentrum Westlake Center lag. Die berühmte, zwischen Westlake und dem Aussichtsturm Space Needle pendelnde Einschienenbahn hielt gerade über ihnen, als er in die Firmengarage einbiegen wollte.
Er steckte seinen Ausweis in den Kartenleser, um die Stahltür zu öffnen. Ein Bodensensor stellte sicher, dass nur jeweils ein Fahrzeug für jeden Ausweis Einfahrt erhielt. Tyler stellte den Tesla in seine Parkbucht und ging dann mit Dilara zum Fahrstuhl. Als er seine Hand auf den biometrischen Scanner legte, ertönte ein Piepsen, und die Fahrstuhltüren glitten zur Seite.
Dilara hob die Brauen wegen der zahlreichen Kontrollen, enthielt sich aber eines Kommentars.
»Wir arbeiten häufig für die Regierung«, erklärte Tyler und beließ es dabei. Die Sicherheitskontrollen waren nötig, weil Gordian viele geheime Militäraufträge erhielt. Die Touristenschwärme auf der Straße hatten keine Ahnung, dass nur wenige Gebäude im Staat Washington gründlicher gesichert waren als das, an dem sie gerade vorbeischlenderten.
Wenige Sekunden später öffnete sich die Fahrstuhltür. Sie waren im zwanzigsten Stock. Das Foyer erinnerte an den Empfangsbereich einer gehobenen Anwaltskanzlei. Gedämpfte Farben ergänzten dunkle Hölzer und Plüschsessel. Hinter einem edlen Mahagonischreibtisch saß eine Empfangsdame. Dilara
musste ein Formular unterschreiben, bevor sie einen Ausweis erhielt, den sie am Kragen befestigte.
Tyler betrat sein Büro. Durch das von der Decke bis zum Boden reichende Fenster sah man hinaus auf die Meerenge. Der Raum war unpersönlich, denn Tyler hielt sich selten darin auf. Auf seinem Schreibtisch lag nur die Post, die keiner Geheimhaltung unterlag. Einen Computer gab es nicht, denn Tyler hatte seinen Laptop immer dabei. In einem Regal stand Fachliteratur neben Autozeitschriften, und an der Wand hingen Rennwagenfotos, darunter ein Bild von Tyler neben Männern in Rennausrüstung.
»Sie sind offenkundig verrückt nach Autos«, sagte Dilara. Sie trat näher an einige Bilder heran, auf denen Tyler den Arm um eine sehr schöne blonde Frau gelegt hatte.
»Das war meine Frau, Karen.«
»Sie ist wunderschön.« Aus Dilaras Augen sprach das Mitgefühl, das er schon so oft gesehen hatte. »Wann ist sie gestorben?«
Er fürchtete die unvermeidlichen Fragen noch immer, aber wenigstens war er nun in der Lage darüber zu reden, ohne dass es ihm die Kehle zuschnürte. »Vor zwei Jahren. Die Bremsen ihres Autos versagten. Sie prallte auf einer Kreuzung mit einem anderen Wagen zusammen.«
»Das tut mir
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