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Arche

Arche

Titel: Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Morrison
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schrecklich leid.«
    »Mir auch«, sagte er. Er schwieg ein wenig zu lange. Dann räusperte er sich. »Wenn Sie nichts dagegen hätten, hier zu warten, ich muss mit meinem Boss sprechen. Es könnte sein, dass ich Sie rufe, aber ich würde ihn zuerst gern unter vier Augen sehen. Wenn das Telefon läutet, bin ich es. Zögern Sie nicht, den Hörer abzuheben.«
    »Klar. Ich lasse unterdessen die Aussicht auf mich wirken.«
    Tyler ging. Am Ende des Flures klopfte er an eine Tür. Miles
Benson, der Präsident und Hauptgeschäftsführer der Firma, rief barsch: »Tyler, herein mit dir!«
    Er öffnete die Tür. Hinter einem wuchtigen Schreibtisch am anderen Ende des Raumes saß ein verwittert wirkender Mann mit einem flachen Bürstenschnitt. Er winkte seinem Besucher zu, fuhr aber fort, etwas in seinen Computer einzugeben. Als er fertig war, blickte er auf, zog eine Augenbraue hoch und griff nach einer Mappe. Dann erhob er sich. Für seine Besucher kam das oft unerwartet, da die meisten wussten, dass er durch einen Industrieunfall querschnittsgelähmt war.
    Auch Tyler war noch immer leicht verblüfft, obwohl er den Vorgang schon oft miterlebt hatte. Miles blieb natürlich sitzen, aber sein motorisierter Rollstuhl ließ sich auf zwei Räder stellen, was ihm zusätzliche Größe verlieh. Ein Computer sorgte dafür, dass die Balance gehalten wurde und das Gefährt nicht umkippte. Tyler hatte sich auf die Kante des Konferenztisches gesetzt, auf Augenhöhe mit seinem Boss.
    Der kam schwungvoll auf zwei Rädern hinter seinem Schreibtisch hervorgerollt. Er schüttelte Tyler die Hand, als wollte er Stahl zusammendrücken. Tyler wusste, dass Miles täglich Gewichte stemmte und auch mit einem Rennrollstuhl trainierte.
    »Wie lief der Marathon?«, erkundigte er sich.
    »Ich bin Sieger in meiner Altersgruppe geworden«, erwiderte der zweiundsechzigjährige Miles stolz. »Ich hätte sogar alle aus der Gruppe der über Vierzigjährigen geschlagen, wenn ich mir nicht beim siebenunddreißigsten Kilometer eine Blase an der linken Hand zugezogen hätte. Zwei Kilometer vor dem Ziel überholt mich doch so ein Mistkerl von der Spezialolympiade.«
    »Du meinst wohl die Paralympischen Spiele.«
    Miles grunzte. »Wie auch immer. Ich weiß nur, dass er
zwanzig Jahre jünger war als ich und ein Arsch. Hat mir über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg zugezwinkert. Fast hätte ich ihn von der Straße gedrängt.«
    »Was hat dich davon abgehalten?«
    »Dasselbe, was mich davon abhält, dir einen Tritt in den Hintern zu geben, weil du den Job in Norwegen sausen lässt – meine Gutmütigkeit. Uns gehen eine halbe Million Dollar durch die Lappen.«
    Miles war mehr als nur Tylers Boss. Bereits als er noch sein Professor und Mentor am MIT gewesen war, hatte er Tyler zu Höchstleistungen angespornt. Nachdem Tyler aus der Armee ausgeschieden war und seinen PHD machte, hatte Miles ihm geraten, seinem Beispiel zu folgen und eine eigene Beraterfirma zu gründen. Tyler nannte sie Gordian Engineering. Als Verwaltung und Verkauf ihm zu viel wurden, hatte Miles ihn überzeugt, dass es das Beste sei, ihre beiden Firmen zusammenzulegen. Sie behielten den Namen von Tylers Unternehmen bei, Miles übernahm die Leitung. Er war von Haus aus Astroingenieur, seine eigentlichen Stärken lagen aber im Bereich Verkauf und Chartern. Seit Tyler sich auf den Außenbereich konzentrierte, vergrößerte sich ihre Firma Jahr für Jahr. Tyler wusste also, wie Miles zu verstehen war, auch wenn er ihn hart anzufahren schien.
    »Ich weiß, dass du einen sehr guten Grund hast«, fuhr Miles fort.
    »Norwegen ist nur aufgeschoben. Wir sind fertig auf Scotia One.«
    »Nach dem zu urteilen, was ich von Aiden erfahren habe, hast du denen gleich zweimal den Arsch gerettet.«
    »Dummerweise steckten sie nur meinetwegen in der Klemme. Und wegen Dilara Kenner.«
    Miles warf die Mappe, die er in der Hand hielt, auf den
Konferenztisch. »Die ist für dich. Ich habe sie mir schon angesehen. Ich hatte Aiden gebeten, Dr. Kenner unter die Lupe zu nehmen. Beeindruckende Frau.«
    »Nicht nur beruflich«, ergänzte Tyler.
    Während er die Mappe durchblätterte, brachte er Miles auf den neuesten Stand und wartete dann auf eine Reaktion. Miles sah ihn unergründlich an. Schließlich fragte er: »Und wie könnte das deiner Meinung nach zusammenhängen?«
    »Gute Frage. Zwischen Coleman und Hayden muss es eine Verbindung geben. Damit wir sie nicht entdecken, hat sich jemand eine Menge Mühe gemacht, Dilara

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