Arche
leid, immer in der Defensive sein zu müssen. Sie wollte endlich wissen, was los war.
»Du hast die Dame gehört«, sagte Tyler. »Wir machen uns jetzt auf den Weg zu Coleman. Aber vorher noch eine letzte Frage. Was hast du über Sam Watson in Erfahrung bringen können?«
»Dazu bin ich noch nicht gekommen. Ich weiß bisher nur, dass er bei einer kleinen Pharmafirma gearbeitet hat.«
»Bleib dran. Wir müssen unbedingt wissen, woher er seine Informationen hatte.«
»Mach ich.« Aiden hielt Tyler einen Gegenstand von der
Größe eines Kaugummis hin. »Dieser USB-Stick ist das Neueste auf dem Markt. Dürfte groß genug sein, dass du alles von Colemans Computer runterladen kannst, was du dort eventuell findest. Nur so aus Neugier – wie willst du an die Daten rankommen?«
»Mir spukt da so eine Idee im Kopf herum.«
»Dann wünsche ich dir Glück.« Ohne ein weiteres Wort setzte sich Aiden wieder vor seinen Computer und tippte.
Beim Verlassen des Raumes fragte Dilara: »Beschäftigt Gordian viele behinderte Mitarbeiter?«
»Über ein Dutzend. Miles ist dafür bekannt, dass er begabte Menschen mit Behinderungen einstellt.«
Im Fahrstuhl drückte Tyler auf den Knopf zur Eingangslobby.
»Fahren wir nicht mit dem Auto?«
»Colemans Büro ist nur drei Straßenzüge entfernt. In der Stadt ist viel los. Wir dürften sicher sein. Unsere geheimnisvollen Feinde scheinen Zeugen zu meiden. Aber wenn Sie wollen, können wir auch fahren.«
»Keineswegs. Bewegung tut mir gut. Ich bin daran gewöhnt, mich im Freien aufzuhalten.«
Die Gebäude der Innenstadt waren so hoch, dass sie die Sonne verdeckten, aber der Nachmittag war noch immer angenehm warm. Beim ersten Zebrastreifen überquerten sie die Straße und wandten sich nach Norden.
Dilara ging es durch den Sinn, dass sie noch immer die Kleider trug, die Tyler für sie besorgt hatte. Sollte sich die Jagd auf die Mörder noch bis Freitag hinziehen, würde sie noch etwas zum Anziehen brauchen. Sie verlangsamte den Schritt, als sie an einem Laden vorbeikam. Sie zeigte auf die T-Shirts und Hosen im Fenster, die genau ihrem Stil entsprachen.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir auf dem Rückweg
hier kurz haltmachen?«, fragte sie. »Ich reise gern mit leichtem Gepäck, aber so leicht wie im Augenblick muss es dann doch nicht sein.« Sie zeigte an sich hinunter.
Lächelnd warf Tyler einen Blick in das Schaufenster. »Aber natürlich. Es tut mir leid, dass wir Ihnen nicht mehr …« Da riss er jäh die Augen weit auf und schrie: »In Deckung!«
Bevor Dilara sich versah, zog Tyler sie zu Boden. Ein dumpfer Knall, wie ein gedämpfter Trommelschlag. Die Schaufensterscheibe zersprang. Es regnete Glasscherben.
Im Nu begriff sie, was los war. Der dumpfe Knall – es hatte jemand auf sie geschossen.
21. KAPITEL
Überrascht hatte Howard Olsen gesehen, wie seine Opfer aus dem Portal des Firmengebäudes traten. Nun würde es noch einfacher sein, sie umzulegen. Die Fifth Avenue, eine Einbahnstraße in südlicher Richtung, war nur neun Meter breit. Auf diese Entfernung konnte er sie über den Haufen schießen und flüchten, bevor überhaupt jemand merkte, was los war.
Er benachrichtigte seinen Komplizen Cates. Sekunden später hielt der Chevy, den sie für den Job gestohlen hatten, neben ihm. Ihre Opfer waren auf der anderen Straßenseite, genau auf der richtigen Höhe. Er holte seine MP-5 aus dem Auto. Normalerweise hätte er nie versucht, jemanden im Freien und überdies noch vor so vielen Zeugen zu erlegen – zur Sicherheit trug er eine Perücke und einen falschen Schnurrbart. Niemand würde ihn erkennen. Bis die Ermittlungen der Polizei in Gang kämen, wäre er längst auf Orcas in Sicherheit.
Nun kehrten ihm seine Opfer den Rücken zu. Er hob die Maschinenpistole an die Schulter und zielte. Einen leichteren
Schuss hätte er sich nicht wünschen können. Doch ausgerechnet als er abdrückte, gingen die beiden hinter einem parkenden Wagen in Deckung. Trotzdem verballerte er das Magazin in der Hoffnung, sie durch den Wagen hindurch zu treffen. Er verfluchte sich wegen seines Leichtsinns. Wie hatte er nur die Schaufensterscheibe außer Acht lassen können! Er war so scharf darauf gewesen, den Job hinter sich zu bringen, dass er seinen größten Vorteil, den Überraschungseffekt, verspielt hatte. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Er lud aufs Neue seine Maschinenpistole. Er würde seinen Auftrag trotz allem zu Ende bringen. Und zwar jetzt.
»Gehen wir«, sagte er zu Cates. »Lass
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