Arche
warnen. Ich übertrage meine Worte aus Höflichkeit in Zeichensprache, er kann jedoch Lippenlesen, und wenn Sie mit ihm sprechen oder telefonieren, zeigt ihm seine Brille eine Texterfassung dessen, was Sie sagen.«
Dilara nahm Aidens ausgestreckte Hand. »Es ist mir ein Vergnügen«, sagte er. »Und von Tyler wollte ich nur wissen, wie lange er in der Stadt bleibt.« Er sprach sehr deutlich. Hätte
Tyler ihr nichts über seine Behinderung gesagt, hätte sie nichts davon bemerkt.
»Sie sind also die Archäologin, von der ich so viel gehört habe. Sie sehen nicht gerade mitgenommen aus.«
»Tyler hat mich ausgesprochen pfleglich behandelt.« Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
»Ach ja? Und was kann ich für Sie beide tun?«
»Einiges«, sagte Tyler ein wenig überstürzt. Dilara meinte zu sehen, dass eine leichte Röte seine Wangen überzogen hatte. »Erstens, welche Zusammenhänge hast du feststellen können?«
Aiden ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. »Ach ja. Die rätselhaften Worte.« Er zog einen Klebezettel von seinem Monitor. »Hayden. Projekt. Oasis. Genesis. Und dann noch Dawn.«
»Vergiss Coleman nicht.«
»Richtig. Und irgendwie haben die alle etwas mit der Arche Noah zu tun.«
»Lass hören.«
»Also. Ich glaube, wir stimmen alle darin überein, dass Hayden sich auf Rex Hayden und sein trauriges Ende bezieht. Ich hatte nie viel für ihn übrig. Seine Filme waren beschissen.«
»Verbindung zu Coleman?«
»Keine gefunden. Habe allerdings zwischen einem Filmstar und einem Ingenieur auch keine erwartet. Und ich konnte online auch nicht an Colemans Daten. Das Büro existiert zwar noch, aber ich habe erfahren, nach dem Tod ihrer leitenden Ingenieure hätten sie es dicht gemacht. Um an ihre Daten zu kommen, braucht man vor Ort einen Zugang zu ihren Computern.«
»Und die anderen Wörter?«
»Ohne Kontext sind sie erst einmal zu allgemein. So bin ich anfangs beispielsweise davon ausgegangen, Genesis beziehe sich einfach auf das erste Buch der Bibel. Dann aber habe ich mir die Wörter in der Reihenfolge betrachtet, in der du sie mir aufgezählt hast. Da kam es mir so vor, als würden sie irgendwie zusammengehören. Also habe ich sie kombiniert. Ein Projekt namens Oasis war nirgendwo zu finden. Vielleicht hat Coleman daran gearbeitet. Aber unter Genesis Dawn bin ich fündig geworden.«
Tyler schnalzte mit den Fingern. »Das Kreuzfahrtschiff.«
»Das soll doch wohl ein Witz sein«, meldete sich Dilara verblüfft zu Wort. »Ein Kreuzfahrtschiff?«
»Nicht irgendeines«, erklärte Aiden und reichte ihnen das Foto eines gigantischen Dampfers. »Das größte Kreuzfahrtschiff aller Zeiten. Natürlich scheint jedes neue Kreuzfahrtschiff das größte zu sein, das je gebaut wurde. Dieses hier hat eine Kapazität von sechstausend Passagieren und zweitausend Mann Besatzung. Im Vergleich dazu war die Titanic ein Spielzeug für die Badewanne.«
Tyler warf einen kurzen Blick auf das Bild und reichte es weiter an Dilara. Es sah wie ein Werbefoto von der Reederei-Homepage aus. Die Genesis Dawn fuhr an der Freiheitsstatue vorbei, die neben dem Giganten wie ein Zwerg wirkte.
»Und nun ratet, wann sie auf Jungfernfahrt geht. Am Freitag.«
Rasch hob Tyler den Kopf. »Von wo?«
»Miami.«
Dilara musste an Rex Haydens zertrümmerte Maschine und die gruseligen Knochen denken.
»Um Gottes willen! Das müssen wir verhindern!«
»Wovon redet ihr?«, fragte Aiden irritiert. »Was wollt ihr verhindern?«
»Sie hat Recht. Als Nächstes ist die Genesis Dawn an der Reihe«, sagte Tyler.
»An der Reihe?«
»Zum Einsatz der biologischen Waffe aus Rex Haydens Flugzeug.«
»Warum sollte jemand eine Schiffsladung Menschen umbringen wollen?«
»Gute Frage.«
»Aber irrelevant«, unterbrach sie Dilara. »Wir müssen verhindern, dass das Schiff ausläuft.«
»Wir können unmöglich die Jungfernfahrt eines Milliardendampfers aufhalten, wenn wir nicht ein paar sehr handfeste Gründe vorlegen können«, entgegnete Tyler. »Wir können im besten Fall auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen hoffen, aber bei achttausend Mann an Bord dürfte es schwierig sein, die Angreifer aufzuhalten, wenn wir noch nicht einmal wissen, was wir suchen.«
»Worauf warten wir also noch?«, drängelte Dilara. »Gehen wir zum Büro von diesem Coleman und sehen nach, was wir dort finden.«
Aiden schien sich über ihren Tatendrang zu amüsieren, aber Dilara hatte Blut geleckt. Sie war es
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