Arche
dass ich verrückt bin?« Seine Stimme klang wackeliger, als Grant sie je gehört hatte.
»Völlig durchgeknallt«, erwiderte Grant.
Sein Freund hielt ihm die Hand hin, und Grant schüttelte sie.
»Danke. Ich würde sagen, das nächste Bier geht auf mich.«
»Und auf wen geht der Tesla?«
»Da haben wir vorher noch ganz andere Probleme.« Tyler deutete auf ein Hinweisschild, »Parkplatz Splash World, nächste Straße rechts.«
»Den Badepark scheint er sich als Fluchtroute ausgesucht zu haben.«
Leuchtet ein, dachte Grant, wenngleich auch nur ein krankes Hirn auf die Idee kommen konnte. Splash World war die beliebteste Schwimmbadanlage der Stadt. An einem heißen Tag wie heute tummelten sich hier Tausende. Der Fahrer würde einfach hineinpreschen und sich in dem entstehenden Chaos unbemerkt verabschieden.
»Holen wir ihn uns also«, sagte Grant und kletterte die Treppe hinauf. Doch Tyler hielt ihn am Knöchel fest.
»Der Kerl hat eine AR-15. Er pustet uns auf halbem Weg um!« Er holte sein Leatherman aus der Tasche. »Hier. Du bist der Elektroingenieur. Wenn du nun schon an Bord bist, mach dich an die Arbeit.«
Der Muldenkipper fuhr um die Kurve zum Parkplatz. Er mähte sich durch die parkenden Autos, als wäre er Bigfoots gigantischer Bruder.
»Und beeile dich«, fügte Tyler hinzu.
Der Motorraum war offen zugänglich. Wie die meisten modernen Motoren war auch dieser computergesteuert. Wenn Grant den Computer ausschalten konnte, würde das Sicherheitssystem des Fahrzeugs die Dieselzufuhr sperren und die Bremsen aktivieren.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du das alles nur veranstaltet hast, damit ich an Bord komme«, schrie Grant, als er sich dem brüllenden Motor näherte, »hätte ich dich gleich ans Steuer gelassen!«
Durch den Kühlergrill sah er Teile der sich nähernden Schwimmbadumzäunung. Bedächtig klappte er das Leatherman auseinander. Wenn er es jetzt fallen ließ, würden sie wirklich in der Scheiße sitzen.
Grant hörte Schreie aus der Ferne. Die Wasserrutschen. Wenn der Fahrer dort hineinraste, würde eine schreckliche Panik ausbrechen.
Grant fand die Drähte, die zu dem Computer führten. Er schnitt einen nach dem anderen durch.
Der Kipper raste durch den äußeren Zaun.
Noch zwei Drähte.
Grant sah das riesige Wellenbad auf der linken Seite.
Noch ein Draht. Mit dem letzten Schnitt erstarb der Motor. Die jähe Stille dröhnte in den Ohren. Das gelbe Ungetüm verlor an Fahrt, rollte aber noch immer auf die Rutschen zu. Die Schreie derjenigen, die auf den Treppen in der Falle saßen, wurden lauter.
Da setzte die Notbremsung ein. Das Fahrzeug machte einen Satz, als hätte es ein Riese gepackt. Es krachte noch durch zwei Rutschen, blieb dann aber genau vor dem Treppenaufgang stehen, auf dem die Menschen dicht an dicht wie gebannt warteten. Es berührte ihn leise, gänzlich ohne Wucht. Grant pfiff durch die Zähne. Das war messerscharf gewesen.
Schweißgebadet stieg er aus dem Motorraum.
Tyler stand über ihm, am oberen Ende der Treppe, und sah in die Kabine. Er wurde nicht mit Schüssen empfangen. Das konnte nur eines bedeuten.
»Sag ja nicht, dass er weg ist«, stöhnte Grant.
Tyler nickte frustriert. »Und er hat mitgenommen, was er dabei hatte. Er muss in das Wellenbad gesprungen sein, als wir daran vorbeifuhren. Inzwischen dürfte er in der Menschenmenge untergetaucht sein.«
»Hat der ein Glück«, jammerte Grant und wischte sich die Stirn. »Er durfte wenigstens ein Bad nehmen.«
30. KAPITEL
Am Dienstagabend berichteten die Nachrichtensender ausführlich über den Vorfall, und am Mittwochmorgen gab es die ersten Schuldzuweisungen. Der Schaden in Deer Valley war beträchtlich, wenngleich weniger katastrophal, als er hätte sein können. Mit Ausnahme des Baumarkts konzentrierten sich die Verwüstungen auf die Badeanlage Splash World. Mindestens fünfundsechzig parkende Autos waren völlig zerstört worden, weitere fünfzig beschädigt. Die Gesamtsumme des Schadens würde sich auf Millionen belaufen. Es war ein wahres Wunder, dass es außer den zwei Polizisten und dem Komplizen des Fahrers keine Toten gegeben hatte. Einige Besucher von Splash World hatten Verletzungen erlitten, jedoch keine ernsten. Gordian Engineering würde sich allerdings auf eine Prozesswelle einstellen müssen.
Miles Benson war gekommen, um sich einen persönlichen Eindruck von der Zerstörung zu verschaffen. Man würde Gordian vorwerfen, dass der Muldenkipper frei zugänglich gewesen war. Die
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