Arche
seine unterirdische Arche. Sie würde für alle Zeiten als Ulrics Arche in die Geschichte eingehen.
Welch eine Ironie, dachte er, dass die Verwirklichung seiner Vision erst möglich geworden war, nachdem man die Arche Noah wiederentdeckt hatte. Einen kurzen Augenblick hatte er geschwankt, ob er den Fund nicht doch bekannt geben sollte. Aber durch die alte Arche war ein neuer Traum, ein bei weitem größerer Traum, realisierbar geworden. Gott hatte ihn dazu auserkoren, die Erde nach seiner Vision neu zu gestalten.
Er würde der neue Noah sein. Der Ahnherr der neuen Welt. Er trug schwer an dieser Last. Gleichzeitig war er stolz, dass Gott ihn erwählt hatte. Zukünftige Generationen würden ihn verehren. Die Geburt der neuen Welt würde nicht ohne Schmerzen vonstatten gehen. Geburten waren häufig schmerzvoll. Dennoch war er zuversichtlich, dass man erkennen würde, was für ein großer Held er war. Man würde in ihm den Vertreter Gottes verehren, der ein goldenes Zeitalter der Menschheit herbeigeführt hatte.
Da näherte sich seine Gefährtin, seine geliebte Svetlana, gefolgt von einem Steward, der ihr Gepäck trug. Sie würde bei der Gala an seiner Seite sein und mit ihm auf den Beginn der neuen Welt anstoßen.
»Du siehst glücklich aus, Sebastian«, begrüßte sie ihn. »Ist es soweit?«
»Bist du dir darüber im Klaren, dass wir im Begriff sind, die größte Reise aller Zeiten anzutreten? Noch größer als Noahs Reise?«
»Ja«, erwiderte sie. »Ich bin schon ganz aufgeregt. Es wird mein letzter Abend in einem Armani-Kleid. Hoffentlich regnet es nicht.«
32. KAPITEL
Am Mittwochnachmittag traf Tyler wieder auf Gordians Versuchsgelände ein. Aiden hatte nicht herausfinden können, wer den Koffer gestohlen hatte. Weder die Datenbanken des FBI noch die der Armee hatten Aufschluss geben können. In der Hoffnung, auf dem Video von der Ankunft der beiden Männer am Tor einen Hinweis zu entdecken, sah Tyler es sich jetzt an. Eine Weile später stieß Grant zu ihm. Nach dem ersten Blick zog er ein finsteres Gesicht.
»Dieser Mistkerl«, schimpfte er los.
»Was ist?«
»Ich kenne ihn.«
»Welchen?«
»Den Fahrer. Das ist der, der sich abgesetzt hat. Sein Name ist Dan Cutter.«
»Woher kennst du ihn?«
»Aus dem Irak. Ich habe unter ihm gedient.«
»Bei den Rangers?«
Als Grant sich hinsetzte, ächzte der Stuhl unter seinem Gewicht. »An die vier Monate. Ausreichend lange, um genügend Beispiele für seine Niedertracht miterlebt zu haben.«
Es war das erste Mal, dass Grant von seinen Schwierigkeiten in der Sondereinsatztruppe sprach.
Die ersten zwei Jahre beim Ranger Orientation Program waren gut gelaufen. Tyler, der bereits aus der Armee ausgeschieden war, hatte damit gerechnet, dass Grant sich weiterverpflichten
würde. Doch dann erkundigte sich Grant plötzlich bei ihm nach einem Job, und Tyler machte ihn mit Freuden zum Teilhaber bei Gordian. Abgesehen von ein paar Bemerkungen über einen Vorfall im Irak hatte Grant jedoch nie mit ihm darüber gesprochen.
»Hat es mit Ramadi zu tun?«
Grant nickte langsam. Tyler hatte ihn selten so ernst erlebt. Es machte ihn nervös.
»Der Kerl war unübertrefflich. Ich war damals Oberfeldwebel, er Hauptfeldwebel. Er trug den Spitznamen Kettensäge, weil er den Feind auseinandernahm. Ich habe mich geweigert, ihn so zu nennen, hauptsächlich, um ihn zu ärgern. Er hatte eine unschlagbare Nase für die Verstecke der Aufständischen. Jeder kannte ihn. Er war eine lebende Legende. Niemand im Team hatte eine höhere Trefferzahl.« Tyler wusste, dass damit getötete Feinde gemeint waren.
»Ich sah jedoch, dass das Fass in absehbarer Zeit überlaufen würde«, fuhr Grant fort. »Er hatte zu viel Spaß am Töten. Fing an, Kerben in seine Waffe zu ritzen. Das verdammte Ding hatte so viele Kerben, dass es aussah wie die Armlehne am Sofa meiner Mutter, nachdem unsere Katze sich daran die Krallen gewetzt hatte. In Ramadi war es dann soweit.«
Grant hielt inne. Tyler sagte nichts. Es war offensichtlich, dass Grant die Geschichte ungern erzählte.
»Wir suchten nach einer angeblichen Rebellenzelle in einem Wohnviertel im Norden der Stadt. Wir gingen zu Fuß, um nicht aufzufallen, aber für den Fall der Fälle standen Hubschrauber bereit. Cutter hatte die Zelle in einem der wenigen unzerstörten Häuser ausgemacht. Wir näherten uns gerade, als aus heiterem Himmel ein Typ mit einer Panzerfaust auftauchte. Cutter erwischte den Mann mit einem Schuss, aber die Explosion hatte
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