Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arche

Arche

Titel: Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Morrison
Vom Netzwerk:
dass man die Vorlagen verschieden interpretieren kann.
    Hier sind seine Exzerpte der Douay-Rheims-Fassung, die bei den meisten Bibelgelehrten als die genaueste Übersetzung aus der Vulgata ins Englische gilt. Insbesondere Genesis 7-10. Er hat einige Stellen durchgestrichen, siehst du, und eine neue Übersetzung darübergeschrieben.«
    »Ich kann keinen großen Unterschied erkennen«, sagte Tyler, nachdem er die beiden Textstellen verglichen hatte. »Kommt mir eher wie Haarspalterei vor.«
    »Mir auch. Aber hier ist eine noch merkwürdigere Stelle.«
    Wo es hieß, dass die Arche im Gebirge Ararat aufgesetzt habe, hatte Dilaras Vater das »auf« mit »zwischen« verbessert.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Tyler.
    »Ich bin mir nicht sicher. Es gibt zwei Berge, den großen Ararat und den kleinen Ararat. Vielleicht stellte er sich vor, dass die Arche zwischen den beiden aufsetzte.«
    »Welche Schlussfolgerungen ziehst du aus seinen Aufzeichnungen?«
    »Er hat mir viele Male seine Lieblingstheorie vorgetragen, aber er konnte sie nie mit historischen Fakten stützen, deshalb
habe ich ihn nicht ernst genommen. Heute komme ich mir töricht vor.«
    »Geh nicht so hart mit dir ins Gericht. Jahrzehntelang haben die besten Wissenschaftler der Welt Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung abgelehnt. Heute würde jeder Geologe, der sie anficht, als nicht ganz dicht gelten. Und wie lautete seine Lieblingstheorie?«
    »Dass eine geheimnisvolle Handschrift namens ›Das Buch der Schatzhöhle‹ den Schlüssel zur Arche Noah enthält. Darin sei ein so hochexplosives Geheimnis enthalten, dass niemand es glauben würde, solange die Arche nicht tatsächlich gefunden sei.«
    »Lass mich raten. Das Geheimnis hat er dir nie verraten.«
    Dilara nickte bestätigend. »Er sagte einmal, es könne nicht mehr lange dauern. Wenige Tage vor seinem Verschwinden muss er einen entscheidenden Schritt vorangekommen sein. Bei unserem letzten Gespräch sagte er, es sei nur noch eine Frage von Wochen, bevor er die Welt verblüffen würde, und dass ich dann stolz auf ihn wäre. Ich dachte, es handele sich wieder einmal um eines seiner aussichtslosen Unterfangen – bis Sam Watson mich anrief und meine Welt aus den Angeln hob.«
    Dilara lehnte sich zurück und strich sich mit den Fingern durchs Haar. Das Licht der Schreibtischlampe fing sich in dem Silbermedaillon, das ihr Vater ihr zum Geburtstag geschickt hatte, kurz bevor er verschwunden war.
    »Du vermutest, dass der große Schritt nach vorn darin bestand, dass er das ›Das Buch der Schatzhöhle‹ gefunden hat?«
    »Das ist nur so eine Idee. Ich habe alles durchgesehen und kann keinen Hinweis darauf finden.«
    »Es wäre doch sicher für ihn wichtig gewesen, dass du weißt, wo diese Schrift ist? Für den Fall, dass er sein Ziel nicht erreichte?«

    »Davon gehe ich aus. Aber er hat mir nie gesagt, wo sie sich befindet.«
    »Vielleicht ging das nicht. Vielleicht hätten seine Mörder sie an sich gebracht, wenn sie gewusst hätten, wo sie ist.«
    »Aber wie können wir sie dann finden?«
    »Du hast gesagt, dass dein Vater das Medaillon nie abgelegt hat und du sehr überrascht warst, als er es dir geschickt hat. Darf ich es mir einmal ansehen?«
    Sie löste den Verschluss und reichte es Tyler.
    »Laut Sam schickte mein Vater es mir, weil er um sein Leben fürchtete.«
    Tyler sah sich das Foto noch einmal an. Bei dem kurzen Blick, den er auf der Ölplattform darauf geworfen hatte, war ihm nicht aufgefallen, dass es Schaden genommen hatte, als es nach dem Helikopterabsturz dem Meer ausgesetzt war. Das Foto war vorgewölbt, es steckte etwas dahinter, das größer geworden zu sein schien. Er holte sein Leatherman hervor und klappte eine Klinge heraus.
    »Darf ich? Ich beschädige das Foto deiner Mutter nicht.«
    Dilara nickte verwirrt. Vorsichtig löste Tyler die Plastikabdeckung. Foto und Schutz fielen auf den Schreibtisch. Und außerdem ein winziges Stück Papier.
    »Es sieht so aus, als hätte dein Vater noch einen zweiten Grund gehabt, dir das Medaillon zu schicken.«
    Vorsichtig entfaltete er das Stück Papier, bis er ein Quadrat von zweieinhalb Zentimetern in der Hand hielt, mit einer dünnen Feder akkurat beschrieben – nur war die Tinte verlaufen.
    »Das hat mein Vater geschrieben«, sagte sie leise. »Trotz der Flecken erkenne ich seine Schrift.«
    Tyler verglich sie mit den Aufzeichnungen, die Dilara hatte holen lassen, und sah, dass sie Recht hatte. Er konnte drei
Buchstaben erkennen, BSH.

Weitere Kostenlose Bücher