Arche
Deck war plötzlich grün. Sie fuhren über eine Minigolfanlage. An deren Ende befand sich die rückwärtige Reling mit einem drei Meter hohen, luftgefüllten Clown, der die Kinderfreundlichkeit des Ortes demonstrieren sollte.
Perez konzentrierte sich ganz auf Tyler und sah deshalb nicht, wie rasend schnell sie sich der Reling näherten. Tyler trat in die Eisen, geriet auf dem künstlichen Rasen ins Schleudern und begriff, dass er nicht rechtzeitig zum Stehen kommen würde.
Also legte er das Motorrad auf die Seite, rollte sich mit den Armen über dem Kopf zu einem Ball und versuchte, in Richtung Clown zu fliegen.
Der Aufprall schüttelte ihn kräftig durch, aber er wurde zurückgeschleudert und hatte ausreichend Schwung verloren, um sich an der Reling nur noch die Seite zu quetschen. Abgesehen von ein paar Verbrennungen und Prellungen kam er unversehrt zum Stillstand.
Perez hatte weniger Glück. Statt das Motorrad auf die Seite zu legen, versuchte er zu bremsen. Dafür war nicht genügend Platz, und er krachte in die Reling, schlug über den Lenker und verschwand.
Schreie drangen an Tylers Ohr. Er eilte zur Reling und blickte nach unten.
Das Ende des Decks war nicht das Ende des Schiffs. Perez war nicht ins Wasser gestürzt, sondern ein Deck tiefer gelandet. Er lag neben der Suzuki, und sein Hals bildete einen tödlichen Winkel mit den Schultern.
Da fiel Tyler auf einmal ein, dass Dilara allein in der Kabine geblieben hatte, nachdem Perez so insistiert hatte. In der Aufregung hatte er sie völlig vergessen!
Tyler sprintete zurück zur Kabine. Er warf sich buchstäblich hinein, die Pistole im Anschlag.
»Dilara!«, schrie er. »Dilara!«
Keine Antwort.
Im Badezimmer begriff er, warum.
Auf dem Boden lag das Medaillon ihres Vaters.
38. KAPITEL
Er wollte sich gleich auf die Suche nach Dilara machen, doch er kam nicht weit. Der Sicherheitsdienst der Genesis Dawn hielt ihn fest und übergab ihn der Polizei. Auf der Wache versuchte er hektisch, zwei Stunden lang zu erklären, was Sache war. Man glaubte ihm nicht.
Tyler sah sich bereits angeklagt, einen FBI-Agenten getötet zu haben, ganz davon zu schweigen, dass man ihn auch für das Durcheinander auf dem Schiff zur Verantwortung ziehen würde. Da trat Trina Harris durch die Tür, noch etwas blass um die Nase.
»Lassen Sie uns bitte allein.« Die Polizeibeamten verließen das Zimmer.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Tyler.
»Ich habe nur schreckliche Kopfschmerzen. Danke für Ihre Hilfe. Sie haben mir das Leben gerettet.«
Tyler war überrascht. »Woher wissen Sie das?«
»Ich habe gerade mit Washington telefoniert. Dort wusste man nicht, dass Perez und ich in Miami sind. Ich ging davon aus, dass wir Ihre Spur verfolgten, aber als wir in der Schiffskabine waren, hat er mich mit der Pistole bedroht. Er hatte vor, sich mit mir ›noch ein bisschen zu vergnügen‹, wie er sich ausdrückte, bevor er mich auf hoher See über Bord werfen wollte.«
»Vermutlich wollte er mich auf dieselbe Art entsorgen. Haben Sie etwas von unserer Unterhaltung mitbekommen?«
»Nur wenig. Ich war ziemlich groggy. Er hat mir mit der Pistole eins übergezogen, nachdem er mich gefesselt und geknebelt hatte. Ich kam gerade wieder zu mir, als Sie auftauchten. Was, verflixt noch mal, ist denn überhaupt los?«
Tyler brachte sie auf den neuesten Stand.
»Wäre Perez nicht auch angesteckt worden, wenn er an Bord geblieben wäre?«, fragte sie.
»Darüber hat Ulric ihn mit Sicherheit nicht aufgeklärt. Dem ging es nur darum, Sie und mich loszuwerden. Perez wusste nicht, dass er das Bauernopfer war. Als ich ihm die Augen öffnen wollte, hat er mir nicht geglaubt.«
»Wie konnte das passieren? Jeder Agent beim FBI wird auf Herz und Nieren geprüft. Wir hätten es gewusst, wenn er Mitglied der Kirche der heiligen Wasser gewesen wäre.«
»Es muss irgendeine Verbindung zu Sebastian Ulric geben.«
»Das prüfen wir gerade. Seine Akte scheint in Ordnung zu sein. Er wuchs in Dallas, Texas, auf. Die Mutter starb bei der Geburt. Sein Vater war Polizeibeamter, wurde bei einem Einsatz verletzt und quittierte den Dienst. Danach hat er nicht mehr gearbeitet, sondern nur noch die Arbeitsunfähigkeitsrente kassiert. Perez hielt die Abschlussrede seines Jahrgangs in der Highschool und erhielt von der Universität Yale ein Stipendium. Er hat im Hauptfach Psychologie studiert …«
»Das könnte die Verbindung sein!«, unterbrach Tyler sie. »Ulric hat sich mir gegenüber gebrüstet,
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