Arche
Kugel ins Hirn.«
Dilara hoffte, dass sie entschlossen klang. Sie hatte schießen gelernt, aber noch nie jemanden getötet.
»Dann müsste ich Sie erschießen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen das gefallen würde.«
»Ich meine es ernst. Ich schieße.« Ihr wurde bewusst, dass sie es tatsächlich tun würde.
»Möglich. Sie kalkulieren damit, dass mir mehr an Svetlana liegt als an Ihrem Tod. Wollen Sie dieses Risiko eingehen?«
Dilara sah ihrem Gegner in die Augen und erkannte, dass sie es mit einem Menschen ohne jegliche Skrupel zu tun hatte. Svetlana war ihm völlig gleichgültig.
»Sie zögern, weil Sie glauben, dass ich Sie töte«, fuhr er fort.
»Ich versichere Ihnen, dass wir hier nicht diskutieren würden, wenn ich Sie erschießen wollte. Ich bin ein hervorragender Schütze.«
Was sollte sie darauf sagen? Sie würde wohl am besten fahren, überlegte sie, wenn sie herausfand, was er wollte. Sie ließ die Pistole fallen.
Svetlana nahm sie und stand auf. Dilara erwartete Rache, vielleicht einen Klaps gegen den Kopf, aber nichts geschah.
»Und was nun?«, fragte sie.
»Unser Werk ist vollbracht. Wir verlassen das Schiff, und Sie begleiten uns.«
Deshalb also durfte sie keine blauen Flecken haben oder bluten. Es hätte zu viele unerwünschte Fragen hervorgerufen, dachte Dilara. Svetlana Petrova holte ihre Schuhe aus dem Badezimmer.
»Wohin gehen wir?«, fragte Dilara, während sie wieder in ihre Stöckelschuhe schlüpfte.
»Das werden Sie sehen. An einen Ort, wo es garantiert besser ist als hier auf dem Schiff.«
Dilara nickte. Vielleicht könnte sie unterwegs jemanden auf ihre Lage aufmerksam machen.
»Ich weiß, was Sie denken«, warnte er sie auf dem Weg zur Tür. »Sollten Sie jemandem mitteilen wollen, dass Sie das Schiff gegen Ihren Willen verlassen, werden wir nicht Sie erschießen, sondern denjenigen, dem Sie ein Zeichen geben wollten.«
Auf dem Weg die Galerie entlang blieb Svetlana hinter ihr. Auf dem Arm trug sie eine Stola, in die sie ihre Waffe gewickelt hatte.
»Ich habe gesehen, wie du dich auf der Gala an diesen Tyler gehängt hast«, höhnte sie. »Den kannst du vergessen. Du siehst ihn nie wieder. Der ist so gut wie tot.«
36. KAPITEL
Tyler und Perez fuhren in einem der gläsernen Fahrstühle zu dem Deck, das zwei Stockwerke über dem zentralen Atrium lag. Man hatte mit dem Aufräumen begonnen, aber noch immer schlenderten einige Passagiere umher oder hielten sich in den seitlichen Bars auf.
Sie stiegen aus dem Fahrstuhl und gingen nach achtern.
Tyler hatte noch immer keine Ahnung, was Perez ihm so Wichtiges zeigen wollte. Er konnte ihn nicht dazu bewegen, sein Schweigen zu brechen.
»Was machen wir mit Ulric? In wenigen Stunden läuft die Genesis Dawn aus.«
»Woran haben Sie gedacht?«
»Seine Kabine zu durchsuchen. Wenn ich richtig liege, hat er ein Gerät an das Belüftungssystem des Schiffs angeschlossen. Solange er selbst an Bord ist, stellt er es zwar nicht an, aber wenn wir ihn damit in seiner Kabine erwischen, haben wir den Beweis, dass er hinter der Sache steckt.«
»Wissen Sie, Dr. Locke, Sie haben ganz schön an Glaubwürdigkeit verloren, als Sie hier aufkreuzten, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen. Warum haben Sie mir nicht bei unserem gestrigen Gespräch von ihrem Verdacht gegen Sebastian Ulric erzählt?«
»Weil ich da noch keine Ahnung hatte. Selbst nachdem ich die Information erhalten hatte, dass er hinter dem Bunkerbau stehen könnte, hielt ich keinerlei Beweise in Händen. Ich wollte erst mit ihm persönlich sprechen. Und ich befürchtete, dass Sie mich daran hindern könnten.«
»Da lagen Sie verdammt richtig. Ich hätte Sie allerdings daran gehindert. Auch wenn es da die Sache mit der Kirche
der heiligen Wasser gibt, die das FBI seit geraumer Zeit unter die Lupe nimmt – ohne im Übrigen irgendetwas zu finden, was gegen das Gesetz verstößt -, ist es doch gravierend, einem der reichsten Männer des Landes vorzuwerfen, er mische bei diesem Projekt Whirlwind mit.«
In Tylers Kopf leuchtete eine rote Lampe auf, aber er wusste nicht, warum. Etwas war faul.
»Sie haben das Gepäck überprüfen lassen?«
»Jedes einzelne Stück. Wir haben Schmuggelware gefunden, aber keine biologischen Waffen.«
»Und Sebastian Ulrics Gepäck?«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass alles durchsucht wurde.«
Sie waren an einer Außenkabine am Ende der Galerie angekommen. Die Antworten des Agenten befriedigten Tyler nicht. Das Gerät musste an Bord
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