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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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ist. Öffne den Umschlag erst an einem sicheren Ort – in New York gibt’s gefährliche Leute, die gern die 100.000 Dollar in die Finger kriegen wollen. Und was immer du tust, setz dich nie wieder mit mir in Verbindung. Das nächste Mal wird es kein Geld sein, das dich erwartet.«
Dann war die Leitung tot.
Jake legte auf. Er hatte ganz vergessen, dass er seine Mutter anrufen wollte.
Er ließ sich in einen Sessel fallen und überlegte, was er tun sollte. Ellen, seine Frau, war mit den Kindern ins Kino gegangen, wie fast jeden Samstagabend; sie würden nicht vor einundzwanzig Uhr zurück sein. Sein Abendessen stand im Mikrowellenherd, mit einem Zettel darauf, wie viele Minuten er den Herd einschalten musste. Er gab immer eine Minute drauf.
Jake ertappte sich dabei, durchs Telefonbuch zu blättern, bis er beim B war. Bi … Bil … Billy’s. Und da war die Adresse: 1127 Oak Street. Jake klappte das Buch zu und ging in sein Arbeitszimmer, wo er im Bücherregal hinter seinem Schreibtisch nach einem Straßenatlas von New York suchte. Er fand ihn eingekeilt zwischen Elisabeth Schwarzkopfs Memoiren und Wie man mindestens zehn Kilo abnehmen kann, wenn man über vierzig ist.
Er wandte sich dem alphabetischen Straßenverzeichnis zu, fand die Oak Street und blätterte zum angegebenen Netzquadrat. Wenn er dorthin wollte, würde er bis zur West Side etwa eine halbe Stunde brauchen. Ein Blick auf die Uhr: 18.14. Was sollte das überhaupt? Er hatte nicht die Absicht, sich irgendwohin zu begeben. Außerdem hatte er keine hundert Dollar.
Jake zog seine Brieftasche aus der Jacke und zählte bedächtig die Scheine: 37 Dollar. Dann ging er zur Küche, um in Ellens Haushaltskasse nachzuschauen. Die Schatulle war verschlossen, und er konnte sich nicht erinnern, wo Ellen den Schlüssel aufbewahrte. Er holte einen Schraubenzieher aus der Lade neben dem Herd und brach die Kasse auf. Weitere 22 Dollar. Er stapfte in der Küche auf und ab und überlegte. Schließlich begab er sich ins Schlafzimmer und schaute in allen Taschen seiner Jacken und Hosen nach. Die gesamte Ausbeute betrug 1,75 Dollar in Münzen. Im Zimmer seiner Tochter hatte er ein bisschen mehr Glück. Aus Hesters Sparschwein schüttelte er den gesamten Inhalt auf die Bettlaken: 6,75 Dollar.
Er setzte sich aufs Bett und überlegte fieberhaft. Plötzlich fiel ihm die Fünfzigdollarnote ein, die er für Notfälle bei seinem Führerschein aufbewahrte. Alles zusammen ergab 117,50 Dollar.
Wieder blickte Jake auf die Uhr: 18.23. Er würde sich in der West Side umsehen, nichts weiter.
Er schlüpfte in seinen ältesten Mantel und machte sich auf den Weg, nicht ohne beim Verlassen der Wohnung alle drei Schlösser zu sichern. Er drückte auf den Fahrstuhlknopf, aber es tat sich nichts. Offenbar funktionierte der Lift wieder einmal nicht, also rannte Jake die Treppe hinunter. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Bar, wo er sich oft einen Schluck genehmigte, wenn Ellen mit den Kindern im Kino war.
Der Barkeeper lächelte ihn an. »Das Übliche, Jake?«, fragte er ein wenig überrascht, als er sah, dass Jake für die paar Schritte über die Straße einen Wintermantel trug.
»Nein, danke«, antwortete Jake betont gleichmütig. »Ich wollte nur fragen, ob du einen Hunderter hast.«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte der Barkeeper. Er wühlte in einem Haufen Scheine; dann wandte er sich wieder Jake zu. »Du hast Glück, einer ist dabei.«
Jake gab ihm den Fünfziger, einen Zwanziger, zwei Zehner und zehn Eindollarscheine und erhielt dafür den Hunderter. Er faltete ihn viermal zusammen, steckte ihn in die Brieftasche und schob sie in seine Jacke zurück. Dann verließ er die Bar.
Er schlenderte zwei Blocks bis zu einer Bushaltestelle. Vielleicht komme ich zu spät, dachte er, dann löst sich das Problem von selbst. Ein Bus hielt. Jake stieg ein, bezahlte und setzte sich auf einen der hinteren Plätze. Er wusste immer noch nicht recht, was er tun sollte, als der Bus schließlich in der West Side hielt.
Er war so tief in Gedanken versunken, dass er seine Haltestelle übersah und fast einen Dreiviertelkilometer zur Oak Street zurückgehen musste. Er las die Hausnummern. Bis zur Kreuzung Oak Street und Randall waren es noch etwa drei oder vier Querstraßen.
Je näher er kam, desto langsamer wurden seine Schritte. Doch plötzlich war er an der nächsten Ecke, und auf dem weißgrünen Schild in halber Höhe eines Laternenpfahls stand »Randall Street«.
Jake sah rasch nach allen vier

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