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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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gesamte internationale Geschäftswelt zusah, wie er auf die Schnauze fiel! Am Abend kamen wieder seine Mitarbeiter zur Berichterstattung, nachdem sie ein paar alte Probleme gelöst und ein paar neue ausfindig gemacht hatten. Sie waren zu dem vorläufigen Schluß gekommen, daß man, falls das gegenwärtige Regime an der Macht bliebe, sich keine ernsthaften Sorgen hinsichtlich der Bezahlung machen müßte, da der Präsident dem Hauptstadt-Projekt absolute Priorität ein geräumt hatte. Sie hatten sogar ein Gerücht vernommen, wonach die Armee bereit wäre, Pioniereinheiten abzustellen, sollte tatsächlich ein Engpaß an gelernten Arbeitskräften bestehen.
    Eduardo machte sich eine Notiz, um sich dies am nächsten Tag bei seinem Treffen mit dem Staatschef schriftlich bestätigen zu lassen. Doch nicht das Arbeitskräfte-Problem beschäftigte Eduardo, als er am Abend in seinen Seidenpyjama schlüpfte. Er lachte sich ins Fäustchen bei der Vorstellung von Manuel Rodrigues’ unmittelbar bevorstehender, plötzlicher Abreise nach Brasilien. Eduardo schlief gut in dieser Nacht.
    Am nächsten Morgen stand er neugestärkt auf, duschte und zog einen frischen Anzug an. Die vier Tage erwiesen sich als eine lohnende Investition, und mit einem einzigen Schlag traf man oft mehrere Fliegen zugleich. Um acht Uhr fünfundvierzig erwartete er ungeduldig den bisher so pünktlichen Oberst. Der Oberst war um acht Uhr fünfundvierzig immer noch nicht da und erschien auch nicht, als die Uhr auf dem Kaminsims neun schlug. De Silveira sandte den Privatsekretär aus, der erkunden sollte, wo der Oberst steckte, während er selbst ärgerlich in seiner Suite auf und abging. Der Sekretär kam ein paar Minuten später schreckensbleich mit der Nachricht zurück, daß das Hotel von bewaffneten Posten umstellt sei. Eduardo geriet nicht in Panik. Er hatte acht Umstürze miterlebt und dabei eine goldene Regel gelernt: das neue Regime bringt nie ausländische Besucher um, da es deren Geld ganz genau so dringend braucht wie die vorherige Regierung. Eduardo griff zum Telefon, doch niemand meldete sich, und so schaltete er das Radio ein. Ein Tonband wurde abgespielt:
    „Hier spricht Radio Nigeria. Es hat ein Staatsstreich stattgefunden. General Mohammed wurde entmachtet, und Oberstleutnant Dimka hat die Führung der neuen Revolutionsregierung übernommen. Fürchten Sie sich nicht, bleiben Sie zu Hause, innerhalb weniger Stunden wird sich die Lage wieder normalisiert haben. Hier spricht Radio Nigeria. Es hat ein…“
    Eduardo schaltete das Radio aus, und zwei Gedanken schössen ihm durch den Kopf. Umstürze hielten immer alles auf und riefen ein Chaos hervor, also hatte er unzweifelhaft die vier Tage vergeudet. Was aber schlimmer war – würde es ihm jetzt überhaupt noch möglich sein, aus Nigeria herauszukommen, um seinen Geschäften mit der übrigen Welt nachzugehen? Zu Mittag spielte das Radio Militärmärsche, unterbrochen von der Botschaft auf Tonband, die Eduardo nun schon auswendig kannte. Er befahl seinen Leuten zu erkunden, was in Erfahrung zu bringen sei, und ihm direkt darüber Bericht zu erstatten. Alle kehrten mit derselben Geschichte zurück, daß es unmöglich sei, an den Soldaten vorbeizukommen, die das Hotel umstellten, und daß daher keine neuen Informationen zu erhalten seien. Eduardo fluchte zum erstenmal seit Monaten. Zu allem Unglück rief noch der Hotelmanager an, um mitzuteilen, daß Mr. de Silveira die Mahlzeiten bedauerlicherweise im großen Speisesaal werde einnehmen müssen, da bis auf weiteres kein Room Service zur Verfügung stehe. Eduardo ging einigermaßen widerstrebend hinunter in den Speisesaal, um dort festzustellen, daß der Oberkellner sich nicht im geringsten dafür interessierte, wer er war, und ihm sang- und klanglos einen kleinen Tisch zuwies, an dem bereits drei Italiener saßen. Manuel Rodrigues saß nur zwei Tische weiter. Eduardo erstarrte bei dem Gedanken, daß der andere sich über sein Mißgeschick freuen könnte, und erinnerte sich dann, daß heute der Tag war, an dem er den für die Häfen zuständigen Minister hätte aufsuchen sollen. Er aß rasch, obwohl er nur langsam bedient wurde, und als die Italiener versuchten, ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen, winkte er ab und tat, als verstünde er nicht, obwohl er fließend italienisch sprach. Nach dem zweiten Gang kehrte er eilig in sein Zimmer zurück. Sein Stab hatte ihm nur Gerüchte zu bieten, und es war nicht möglich gewesen, die brasilianische Botschaft

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