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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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schuldbewußt, dem Kind sinnlose Pein verursacht zu haben.
Die Vorsteherin sah immer noch beleidigt drein und sagte kurz: »Du kannst jetzt gehen, Kind.« Clarissa drehte sich um und ging zur Tür. Zu Louise gewendet, sagte die Vorsteherin: »Sicher sind Sie meiner Meinung, Mrs. Fraser, daß dieses Mädchen ganz ungeeignet ist.«
Beide sahen Louise an. Ihr Gesicht strahlte und ihre Augen glänzten, wie Andrew es seit Roberts Tod nicht mehr gesehen hatte. Sie stand auf, lief dem Kind rasch nach und sah ihm in die dunklen Augen.
»Ich finde dich schön«, sagte Louise, »und hoffe, daß du zu uns kommen und bei uns bleiben willst.«

23
    Der Ruf »Zur Ordnung, zur Ordnung« hatte den britischen Wählern bis 1978 nichts bedeutet; in diesem Jahr wurde eine Resolution angenommen, die es dem Rundfunk erlaubte, die Vorgänge im Unterhaus zu übertragen. Simon hatte den Antrag unterstützt, weil er der Meinung war, die Radioübertragung sei eine Erweiterung der Demokratie; sie zeigte das Haus bei der Arbeit, und die Wähler konnten beurteilen, was ihre Abgeordneten eigentlich taten. Simon hörte sich seine eigenen Zusatzfragen genau an und merkte zum erstenmal, daß er, wenn er einem Minister hart zusetzte, etwas zu rasch sprach.
    Raymond hingegen unterstützte den Antrag nicht, weil er fürchtete, die Rufe »Hört, hört« oder »Schande« und das fortwährende Unterbrechen des Premierministers würden auf die Zuhörer wie Streitereien unter Schulkindern wirken. Nur die Worte zu hören und sich die Szenen vorstellen zu müssen, vermittle – so meinte er – einen falschen Eindruck von den täglichen Pflichten eines Parlamentsmitgliedes. Als er jedoch eines Abends eine Parlamentsdebatte anhörte, an der er teilgenommen hatte, stellte er zufrieden fest, wie überzeugend seine Argumente klangen.
    Als Andrew seine Stimme hörte – er beantwortete gerade Anfragen über die Verteidigungspolitik –, wurde ihm plötzlich bewußt, daß das, was er den Anflug eines schottischen Akzents nannte, in Wahrheit, besonders wenn er erregt war, ziemlich deutlich wurde.
    Für Charles war das Morgenprogramm eine bequeme Art, sich über alle Vorgänge zu informieren, die er am Vortag versäumt hatte. Die Sendung »Gestern im Parlament« wurde sein ständiger Begleiter, wenn er morgens erwachte. Wie gewählt und hochgestochen seine Redeweise war, merkte er erst, als er einmal nach Tom Carson ans Rednerpult trat. Aber er hatte nicht die Absicht, sie für den Rundfunk zu ändern.
    Als die Königin am 16. Dezember 1977 die neue U-Bahnlinie nach Heathrow eröffnete, war Raymond als Minister zugegen. Joyce fuhr wieder einmal nach London, da sie und Raymond eingeladen waren, nach der Zeremonie mit der Königin den Lunch einzunehmen. Sie ging zu Harvey Nichols, um ein neues Kleid zu kaufen. In der kleinen Kabine übte sie den Hofknicks. »Guten Morgen Majestät«, sagte sie etwas zitternd, während die erstaunte Verkäuferin geduldig draußen wartete.
    In die Wohnung zurückgekehrt, war Joyce überzeugt, daß sie ihre Rolle ebenso gut erfüllen konnte wie die Hofdamen. Sie wartete auf Raymonds Rückkehr nach der morgendlichen Kabinettssitzung und hoffte, daß er mit ihr zufrieden sein werde. Die Hoffnung, Mutter zu werden, hatte sie schon lang begraben, aber sie bildete sich ein, wenigstens eine gute Ehefrau sein zu können. Raymond hatte ihr gesagt, daß er sich beeilen müsse, um rechtzeitig vor der Königin in Green Park zu sein. Nachdem man mit dem Gefolge der Königin in der neuen U-Bahn nach Heathrow gefahren war – eine Fahrt von einer halben Stunde –, würde man zum Lunch in den Buckingham Palace zurückkehren. Raymond hatte seine Monarchin schon öfters begrüßt, Joyce jedoch wurde zum erstenmal vorgestellt.
    Als sie gebadet und sich angekleidet hatte – Raymond hätte ihr eine Verspätung nie verziehen – legte sie seine Kleider bereit: Frack, graue Hose mit Nadelstreif, weißes Hemd, steifer Kragen und silbergraue Krawatte. Das alles hatte man am Morgen von Moss Bros, ausgeliehen. Es fehlte nur noch das weiße Taschentuch für die Rocktasche, von dem man nur, nach dem Vorbild des Herzogs von Edinburgh, eine gerade weiße Linie sehen durfte.
    Joyce kramte in Raymonds Kommode und bewunderte seine neuen Hemden, während sie die Taschentücher suchte. Den Zettel, den sie unter dem Kragen eines rosa Hemdes fand, hielt sie zunächst für eine Wäscherechnung. Dann sah sie das Wort »Darling«, und als sie weiterlas, zog sich ihr der Magen

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