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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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sein vermutlich letztes Budget vor den Wahlen vorzubereiten. Im Hinblick auf diese Wahlen ließ er die Zügel etwas lockerer. Dem Kabinett erklärte er, es handle sich höchstens um ein bis zwei Prozent. Er habe nicht die Absicht, drei Jahre harter Arbeit auf dem Altar der Stimmenwerbung zu opfern. Manche seiner Kollegen im Kabinett wünschten, er wäre manchmal nicht gar so unbeugsam.
    Wann immer Raymond eine Rede hielt, forderten ihn mehr und mehr Leute auf, als Parteiführer zu kandidieren. Er dankte immer höflich, versicherte jedoch, daß er dem Premier loyal dienen werde, bis dieser sich zurückziehe.
    Auch Simon und Andrew verbrachten jedes Weekend in Flugzeugen, Autos oder Zügen, um bis zu den Parteitagen im Oktober allen Verpflichtungen nachzukommen.
    Beim SDP-Parteitag in Weston-super-Mare sagte Andrew zu den Deligierten, sie müßten darauf gefaßt sein, daß sie nach der nächsten Wahl das Gleichgewicht der Macht entscheidend beeinflussen würden können; zum ersten Mal würden sie Gelegenheit haben, in der Regierung zu sein. Er schickte die Delegierten mit der Bitte nach Hause, sich auf eine Wahl im Laufe des nächsten Jahres vorzubereiten. Andrews Anhänger verließen West Country in Kampfstimmung.
    Eine Woche später veranstaltete die Labour-Partei ihren Parteitag in Brighton, und Raymond hielt eine programmatische Rede über die Finanzsituation des Landes. Er forderte die Gewerkschaften auf, die Regierung weiter bei ihren Bemühungen zu unterstützen, Inflation und Arbeitslosigkeit in erträglichen Grenzen zu halten. »Laßt das, was wir in drei Jahren erreichten, nicht von einer konservativen Regierung zunichte machen«, rief er den jubelnden Delegierten zu. »Meine Freunde, ich hoffe, noch fünf weitere Labour-Budgets vorzulegen, die es den Tories unmöglich machen werden, bei künftigen Wahlen einen Sieg zu erringen.«
    Raymond erhielt stehende Ovationen, eine Seltenheit für einen Kabinettsminister bei einem Labour-Parteitag. Die Delegierten hatten nie an seinen Fähigkeiten gezweifelt, aber im Laufe der Jahre hatten sie auch seine Ehrlichkeit und sein gutes Urteil schätzen gelernt.
    Eine Woche verstrich, bevor Simon die Konservativen auf dem Parteitag in Blackpool begrüßte. Nach alter Tradition erhält der Tory-Führer bei seiner Rede am letzten Tag eine vier bis sechs Minuten lange Ovation. »Man würde auch dann vier Minuten klatschen, wenn er aus dem«Kapital»vorläse«, bemerkte Pimkin zu einem Kollegen.
    Da Simon ebenso wie Andrew überzeugt war, daß dies der letzte Parteitag vor den Neuwahlen sei, hatte er sich sechs Wochen lang darauf vorbereitet. Zu seiner freudigen Überraschung brachte Charles Seymour neue Ideen über eine Steuerreform vor, die der Parteiführer vielleicht in seine Schlußrede einbauen konnte.
    Charles hatte schon während der Finanzdebatten im Unterhaus gute Ideen beigesteuert. Die Zeit auf den hinteren Bänken hatte ihn milder gemacht, und viele seiner Freunde fürchteten, er habe jeden Ehrgeiz verloren und werde bei der nächsten Wahl nicht einmal mehr kandidieren. Simon jedoch hoffte, es würde nicht der Fall sein, denn er brauchte dringend jemanden mit Charles’ Fähigkeiten, um Raymond Gould im Finanzministerium pari zu bieten. Simon erwähnte Charles’ Vorschläge in seiner Schlußrede und schickte ihm einen handgeschriebenen Dankbrief.
    An diesem Freitag legte Simon in Blackpool vor zweitausend Delegierten und Millionen, die am Fernsehschirm zusahen, einen umfassenden und detaillierten Plan vor, was er zu erreichen hoffe, falls die Konservativen wieder an die Macht kämen.
    »Wir wollen die Macht und wir streben Macht an«, erklärte er den faszinierten Zuhörern, »denn ohne Macht können wir nicht dienen.«
    Nach seiner Ansprache standen die Delegierten auf und feierten ihn sechs Minuten lang. Als es wieder ruhiger wurde, hörte man Pimkin sagen: »Ich glaube, meine Entscheidung war richtig.«
    Nach den Parteitagen kehrten die Parlamentarier wieder nach Westminster zurück. Das Unterhaus trauerte, als sich der alternde Speaker Weatherill nach einem Herzinfarkt zurückzog. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Regierung nur eine Mehrheit von zwei Sitzen, und der Chief Whip der Labour-Partei fürchtete, daß die Mehrheit zunichte wäre, würde man einen neuen Speaker aus den eigenen Reihen ernennen, die Konservativen aber den sicheren Sitz des scheidenden Speakers behalten.
    Widerwillig zeigte sich Simon bereit, einen Speaker aus seinen Reihen zu stellen und bat

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