Archer Jeffrey
Schlafzimmer der Königin eingedrungen ist.«
»Richtig«, sagte der Herausgeber, »aber erst, nachdem die Königin die Geschichte bestätigte. Ich glaube nicht, daß Charles Seymour so kooperativ sein wird.«
Amanda schwieg, und ihr Agent schloß den Vertrag ab.
Ein paar Monate später, als Charles’ von der ganzen Presse wahrgenommene Scheidung ausgesprochen wurde, erschien auch die verwässerte Version von »Mein Leben mit Charles Seymour«, erregte jedoch in politischen Kreisen kein großes Aufsehen.
Amanda erhielt bei der Scheidung weitere fünfzigtausend Pfund, verlor jedoch das Sorgerecht für Harry, und das war das einzige, was Charles wirklich interessierte. Er betete, daß die unverantwortlichen Andeutungen in den Zeitungen auf Harrys Anspruch auf den Titel bald vergessen sein würden.
Da kam ein Anruf von Rupert aus Somerset; er wollte Charles privat sprechen.
Eine Woche später saßen die Brüder einander im Wohnzimmer auf dem Eaton Square gegenüber.
»Es tut mir leid, ein so peinliches Thema anschneiden zu müssen«, sagte Rupert, »aber ich sehe es als meine Pflicht an.«
»Pflicht, lächerlich«, erwiderte Charles und drückte eine Zigarette aus. »Ich versichere dir, Harry ist mein Sohn und wird daher den Titel erben. Er gleicht unserem Urgroßvater aufs Haar, und das sollte für jeden Beweis genug sein.«
»Unter normalen Umständen würde ich dir beipflichten, aber nach den Veröffentlichungen in News of the World glaube ich …«
»Dieses Skandalblättchen«, sagte Charles verächtlich, und seine Stimme wurde lauter, »du wirst ihm doch nicht mehr glauben als mir?«
»Bestimmt nicht, aber wenn man Amanda Glauben schenkt, ist Harry nicht dein Sohn.«
»Wie kann ich das beweisen?« fragte Charles und versuchte, sich zu beherrschen. »Ich habe kein Tagebuch darüber geführt, wann ich mit meiner Frau geschlafen habe.«
»Amanda aber hat es anscheinend getan, daher war ich gezwungen, in dieser Angelegenheit juristischen Rat zu suchen«, fuhr Rupert fort. »Wie ich höre, genügt eine Blutprobe, um Harrys Anspruch auf den Titel zu verifizieren. Wir beide haben eine seltene Blutgruppe, ebenso wie unser Vater und unser Großvater. Hat Harry die gleiche, werde ich die Sache nie mehr erwähnen. Wenn nicht, wird zum gegebenen Zeitpunkt unser Vetter in Australien den Titel erben.«
»Und wenn ich nicht einwillige, meinen Sohn einer so lächerlichen Prozedur zu unterziehen?«
»Dann muß der Rechtsberater unserer Familie die Sache in die Hand nehmen«, sagte Rupert und klang ungewöhnlich bestimmt. »Er wird dann die notwendigen Schritte unternehmen – welche immer es auch sein mögen.«
33
Die grenzenlose Energie, die Simon in seinem ersten Jahr als Parteiführer an den Tag legte, und die Fülle seiner Ideen, brachten erste Erfolge, als die Konservativen bei Nachwahlen drei Sitze eroberten und damit die Regierungsmehrheit etwas beschnitten. Schon sagte die Presse voraus, die Sozialisten würden die fünfjährige Regierungsperiode nicht durchstehen, was Simon veranlaßte, die Parteizentrale aufzufordern, sich für eventuelle Neuwahlen bereitzuhalten.
Raymonds Arbeit im Finanzministerium begann Früchte zu tragen, obwohl er bei seinen ehrgeizigeren Projekten zurückstecken mußte, als sich seine Vorhersagen über amerikanische Zinssätze und den Rückgang bei der Förderung des Nordseeöls als richtig erwiesen. Nach seinem zweiten Budget fand die Finanzpresse, er habe angesichts der Weltwirtschaftslage sein möglichstes getan. Als die Arbeitslosigkeit unter zwei Millionen fiel und die Zahl der Streiks die niedrigste seit dem zweiten Weltkrieg war, priesen viele Parteimitglieder Raymond als Messias der Gewerkschaften, während andere feststellten, wie geschickt er einige antiinflationäre Maßnahmen der Opposition übernommen habe.
Raymond war jetzt seit mehr als zwei Jahren Finanzminister, und die Umfragen zeigten, daß die großen Parteien wieder Kopf an Kopf lagen, während eine überraschend große Anzahl von Leuten erklärte, sie würden zum erstenmal für die Allianz Liberale/Sozialdemokraten stimmen.
Die Liberalen hatten immer noch sechzehn Sitze im Unterhaus, entschlossen sich jedoch, wie bei den letzten drei Wahlen, gemeinsam mit den Sozialdemokraten in den Wahlkampf zu ziehen.
Als der Zeitpunkt der Neuwahlen näher rückte, wußte man in den beiden kleinen Parteien, daß man sich für einen gemeinsamen Führer entscheiden mußte, sollten Liberale und Sozialdemokraten im Parlament jemals das
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