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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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mein Bild, und ich konnte damit machen, was ich wollte«, erinnerte ihn Charles und legte wütend auf.
    Als am Dienstagmorgen die Stichwahl erfolgte, hatten die beiden Kandidaten mit fast allen Mitgliedern zweimal gesprochen. Charles ging mit seinen Kollegen in den Speisesaal des Unterhauses, während Simon seine Frau zu Locketts ausführte. Sie zeigte ihm ein paar Prospekte von einer Ferienreise mit dem Orientexpreß – die schönste Möglichkeit, Venedig zu besuchen. Und insgeheim hoffte sie, daß sie für die Reise keine Zeit haben würden. Simon erwähnte kaum die Abstimmung, die jetzt eben stattfand, aber beide dachten fortwährend daran.
    Um drei Uhr fünfzig war die Abstimmung vorüber, und wieder rührte der Chief Whip die schwarze Büchse bis vier Uhr nicht an. Um viertel nach vier kannte er den Gewinner, hielt aber seinen Namen geheim, bis sich das 1922-Komitee um fünf Uhr versammelte. Eine Minute vor fünf informierte er den Vorsitzenden. Wieder stand Sir Peter Hordern auf dem kleinen
    Podium, um das Ergebnis zu verkünden.
»Meine. Damen und Herren«, sagte er, und seine Worte
hallten in dem kleinen Raum, »das Resultat der Stichwahl für
die Parteiführung der Konservativen lautet:
Charles Seymour 130
Simon Kerslake 158«
Etwas mehr als die Hälfte der Anwesenden standen jubelnd
auf, während Bill Travers den Weg zu Simons Büro im
Laufschritt zurücklegte, um ihm als erster die Nachricht zu
    überbringen. Als er ankam, drehte sich Simon um und sah ihn an.
    »Du siehst aus und klingst, als hättest du einen Marathonlauf hinter dir.«
»Wie Pheidippides bringe ich Nachricht von einem großen Sieg.«
»Ich hoffe, das bedeutet nicht, daß du tot umfällst«, sagte Simon lachend.
Dann sagte der neue Führer der konservativen Partei eine Weile gar nichts. Es war klar, daß Pimkin sich für ihn ausgesprochen hatte. Im Lauf des Abends gaben auch ein, zwei Abgeordnete zu, ihre Ansicht in den letzten Wochen geändert zu haben, weil ihnen Charles krasser Opportunismus – als er das unbezahlbare Porträt nur wenige Tage vor der Wahl der Nation schenkte – mißfallen hatte.
Am folgenden Morgen rief Fiona an und fragte Pimkin, was ihn zu seiner Entscheidung bewogen habe. »Meine liebe Fiona«, war seine Antwort, »ich hielt es für günstig, mich meinem Grab in der Gewissheit zu nähern, im Laufe meines Lebens einmal ehrenwert gehandelt zu haben.«
Simons kleines Haus in der Beaufort Street war binnen einer Woche verwandelt. Er konnte sich kaum umdrehen, ohne eine Kamera vor sich zu haben, und wohin immer er ging, wurde er von einer Schar Presseleute verfolgt. Es erstaunte ihn, wie rasch man sich an solche Dinge gewöhnte, während Elizabeth sie keineswegs genoß. Sie war jedoch ebenso beschäftigt wie Simon, und wieder einmal schienen sie einander nur spätabends zu sehen. Die ersten beiden Wochen verbrachte Simon mit der Zusammenstellung seines Schattenkabinetts für die nächsten Wahlen; vierzehn Tage nach der Wahl zum Parteiführer gab er der Presse sein neues Team bekannt. Eine Ernennung erfolgte aus sentimentalen Gründen: Bill Travers wurde Landwirtschaftsminister im Schattenkabinett.
Als ihn die Reporter fragten, warum sein Rivale dem Team nicht angehöre, erklärte Simon, er habe Seymour die stellvertretende Parteiführung und ein Portefeuille seiner Wahl angeboten, dieser habe jedoch abgelehnt, weil er es vorläufig vorziehe, auf die hinteren Bänke zurückzukehren.
Am selben Morgen fuhr Charles mit seinem Sohn für ein paar Tage nach Schottland. Obwohl er über den Wahlausgang deprimiert war, halfen ihm Harrys eifrige Versuche, fischen zu lernen, etwas über seinen Schmerz hinweg. Am Schluß hatte Harry sogar den größten Fisch gefangen.
Amanda, die wenig Chancen sah, aus ihrem Mann noch mehr Geld herauszuholen, verhandelte wieder mit News of the World über ihre Lebensgeschichte.
Als der Herausgeber Amandas Notizen durchlas, wurde er sich über zwei Dinge klar: Sie brauchte einen Ghostwriter, und man würde das ursprüngliche Angebot auf die Hälfte reduzieren müssen.
»Warum?« wollte Amanda wissen.
»Weil wir die bessere Hälfte Ihrer Geschichte nicht drucken können.«
»Warum nicht?«
»Niemand würde sie glauben.«
»Aber jedes Wort ist wahr«, beharrte Amanda.
»Ich bezweifle nicht die Richtigkeit der Fakten«, sagte er, »nur die Fähigkeit der Leser, sie zu schlucken.«
»Aber sie haben doch auch akzeptiert, daß ein Mann über die Mauern des Buckingham Palace geklettert und in das

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