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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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zugestanden, während der er sein politisches Programm bekanntgeben und seine Mitarbeiter auswählen kann. In Großbritannien sitzt jeder Parlamentsabgeordnete, sofort nachdem das Wahlresultat bekannt ist, achtundvierzig Stunden lang neben dem Telefon. Erfolgt ein Anruf während der ersten zwölf Stunden, so bedeutet das, daß er aufgefordert wird, ins Kabinett einzutreten; in den nächsten zwölf Stunden erhält er eine Position als Staatsminister; in den dritten zwölf Stunden wird er Unterstaatssekretär und in den letzten zwölf parlamentarischer Privatsekretär eines Kabinettministers. Hat das Telefon bis dahin nicht geklingelt, so bleibt er auf den hinteren Bänken.
    Andrew Fraser hatte sich nicht die Mühe genommen, in der Nähe eines Telefons zu bleiben, als BBC in den Mittagsnachrichten meldete, daß Hugh McKenzie vom Staatsminister zum Staatssekretär für Schottland mit einem Kabinettssitz befördert wurde. Andrew und Louise wollten in Aviemore ein ruhiges Wochenende verbringen – er, um sich zu entspannen und zu wandern, sie, um die bevorstehende Hochzeit vorzubereiten.
    Es hatte Andrew zahllose Fahrten nach Edinburgh gekostet, um Louise zu überzeugen, daß das, was ihm im Bute House widerfahren war, keine flüchtige Leidenschaft war, sondern dauern würde. An dem einen Wochenende, als er nicht in die schottische Hauptstadt fahren konnte und sie nach London kam, wußte er endlich, daß sie nicht mehr an ihm zweifelte. Bisher hatte Andrew immer festgestellt, daß sein Interesse bald dahinschwand, wenn die Eroberung gelungen war. Diesmal war es anders: Seine Liebe zu dem »zarten Persönchen«, wie seine Mutter Louise nannte, wuchs und wuchs.
    Obwohl Louise nur einen Meter sechzig groß war, ließ ihre Schlankheit sie größer erscheinen, und das kurze schwarze Haar, die blauen Augen und das strahlende Lächeln veranlaßten so manchen großen Mann, sich herabzubeugen, um sie näher zu sehen.
    »Du ißt wie ein Drescher und bleibst zaundürr; wie machst du das?« brummte Andrew eines Abends beim Essen. Er spielte regelmäßig Squash und schwamm dreimal in der Woche, um seinen kräftigen Körper fit zu halten. Bewundernd und auch ein bißchen neidisch sah er zu, wie sie mit spitzbübischem Lächeln eine weitere Portion Schwarzwälder Torte vertilgte.
    Obwohl sie aus einem streng calvinistischen Milieu kam, wo nie über Politik gesprochen wurde, lernte Louise rasch, wie der Regierungsapparat arbeitete, und diskutierte nächtelang mit Sir Fergus. Zuerst gewann er spielend jede Debatte, aber bald mußte er sich anstrengen, um immer fundiertere Argumente vorzubringen. Oft genügten auch diese nicht.
    Zur Zeit der Wahl hatte Louise sich voll und ganz von Andrew bekehren lassen. Das Elend in manchen Teilen seines Wahlkreises, die sie nie in ihrem Leben betreten hatte, machte sie ganz krank; wie alle Konvertiten wurde sie übereifrig und versuchte, den ganzen Forsyth Clan zu bekehren. Sie trat sogar der schottischen Labour-Partei bei.
    »Warum hast du das getan?« fragte Andrew und versuchte, seine Freude zu verbergen.
»Ich bin gegen Mischehen«, antwortete sie.
Ihr Interesse an seiner Arbeit überraschte und entzückte Andrew, und das Mißtrauen seiner Wähler gegenüber »der reichen Lady« verwandelte sich rasch in Zuneigung.
»Ihr künftiger Mann wird eines Tages Secretary of State für Schottland werden«, riefen viele, wenn sie durch die engen Gassen mit dem Kopfsteinpflaster ging.
»Ich möchte in Downing Street, nicht in Bute House wohnen«, hatte Andrew ihr anvertraut. »Und jedenfalls muß ich zuerst Minister werden.«
»Das wird sich ändern, wenn du wieder an die Macht kommst.«
»Nicht, solang Hugh McKenzie Staatssekretär bleibt«, sagte er ärgerlich.
»Zum Teufel mit McKenzie«, sagte sie, »einer seiner Kabinettskollegen muß doch den Verstand haben, dich zu seinem parlamentarischen Sekretär zu machen?« Doch trotz Louises Optimismus blieb das Telefon an diesem Wochenende stumm.
    Kaum war die Stimmauszählung vorüber, als Raymond aus Leeds zurückkehrte und Joyce die traditionelle Dankesfahrt durch den Wahlkreis überließ. Wenn er am folgenden Tag nicht neben dem Telefon saß, lief er ruhelos auf und ab und rückte nervös seine Brille zurecht. Der erste Anruf kam von seiner Mutter, die ihm gratulierte.
    »Wozu?« fragte er. »Hast du etwas gehört?«
    »Nein, mein Schatz«, sagte sie, »ich wollte dir nur sagen, wie ich mich über die größere Mehrheit freue.«
»Oh.«
»Und um zu sagen,

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