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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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vom Daily Mail. «
»Kein Kommentar«, sagte Raymond.
»Finden Sie, der Premier hatte recht, abzuwerten?«
»Kein Kommentar, Walter.«
»Bedeutet das, daß Sie zurücktreten werden?«
»Walter, kein Kommentar.«
»Haben Sie bereits Ihre Demission angeboten?«
Raymond zögerte.
»Das dachte ich mir«, sagte Terry.
»Ich habe nichts gesagt.« Ärgerlich legte Raymond den Hörer wieder neben die Telefongabel.
Er wusch sich und wechselte rasch das Hemd. Als er forteilte, übersah er fast eine Nachricht, die auf der Türmatte lag. Er hätte sie auch nicht aufgehoben, wäre nicht in der linken Ecke in großen schwarzen Lettern »Premierminister« gestanden. Raymond riß das Kuvert auf. Man bat ihn, bei seiner Ankunft nicht die vordere Tür, sondern einen Hintereingang von Downing Street zu benutzen. Eine kleine Skizze war beigelegt. Der ganze Zirkus begann Raymond zu langweilen.
Zwei Journalisten erwarteten ihn an der Tür und folgten ihm zum Auto.
»Haben Sie demissioniert, Minister?«
»Kein Kommentar.«
»Sind Sie auf dem Weg zum Premierminister?«
Ohne zu antworten, sprang Raymond in den Wagen und fuhr so rasch weg, daß die beiden Reporter keine Chance hatten, ihn einzuholen.
Fünf Minuten vor acht saß er im Vorzimmer von Downing Street Nr. 10. Um acht Uhr wurde er in Harold Wilsons Arbeitszimmer geführt. Zu seiner Überraschung sah er den Staatssekretär des Arbeitsministeriums in einer Ecke sitzen.
»Ray, wie geht es Ihnen?« fragte der Premier.
»Danke gut, Premierminister.«
»Ich habe Ihren Brief bedauert und verstehe Ihre Lage sehr gut, aber ich hoffe, wir können eine Lösung finden.«
»Eine Lösung finden?« wiederholte Raymond verwirrt.
»Nun, wir verstehen, daß die Abwertung ein Problem für Sie ist. Aber ich dachte, daß eine Versetzung als Staatsminister ins Außenamt ein Ausweg aus dem Dilemma wäre. Es ist eine Beförderung, die Sie sich verdient haben.«
Raymond zögerte, der Premier fuhr fort. »Es wird Sie vielleicht interessieren, daß auch der Finanzminister zurückgetreten ist, aber wir werden ihn ins Innenministerium versetzen.«
»Ich bin überrascht«, sagte Raymond.
»Mit all den Problemen, die wir in Rhodesien und Europa zu bewältigen haben, könnten wir Ihre juridischen Kenntnisse gut gebrauchen.«
Raymond schwieg und hörte dem Premierminister zu. Jetzt wußte er, wie seine Entscheidung ausfallen würde.
Zum erstenmal im Leben haßte Raymond die Politik.
    Der Montag beginnt im Unterhaus meistens ruhig. Wissend, daß die Abgeordneten aus ihren Wahlkreisen im ganzen Land zurückkehren, stellen die Whips nie besonders wichtige Probleme zur Debatte. Vor dem späten Nachmittag füllt sich das Haus nur selten. An diesem Montag jedoch sollte der Finanzminister um halb vier eine Erklärung über die Abwertung abgeben, und es stand fest, daß der Saal diesmal schon lang vorher überfüllt sein würde.
    Das Unterhaus füllte sich rasch, und um Viertel vor drei war kein Platz mehr frei. Die Abgeordneten kauerten auf den Treppen neben dem Stuhl des Speakers und rund um die Sessel der Sekretäre. Ein oder zwei hockten wie hungrige Spatzen auf dem leeren Petitionssack hinter dem Speaker. Die Galerien sahen aus wie bei einem entscheidenden Fußballmatch. Der Türhüter prüfte seinen Vorrat an Schnupftabak, den zu hüten seine Aufgabe war, seit jenen Tagen, als »unangenehme Gerüche« London durchzogen.
    Raymond Gould stand auf, um Anfrage Nr. 7 zu beantworten, eine harmlose Frage bezüglich der Arbeitslosenunterstützung von Frauen. Sobald er das Rednerpult erreichte, kamen die ersten Rufe: »Zurücktreten, zurücktreten« von den Bänken der Torys. Raymond konnte seine Verlegenheit nicht verbergen. Selbst von den hinteren Bänken aus konnte man sehen, wie er rot wurde. Daß er seit dem Gespräch mit dem Premierminister kein Auge zugetan hatte, half auch nicht. Er beantwortete die Frage, aber die Rufe nach seinem Rücktritt hörten nicht auf. Als er sich setzte, wurde es zwar still, aber die Opposition wartete nur auf die nächste Fragebeantwortung. Die nächste Anfrage kam von Simon Kerslake. Es war kurz nach drei. »Welche besonderen Faktoren tragen zur wachsenden Arbeitslosigkeit in den Midlands bei?«
    Raymond sah auf seine Notizen, bevor er antwortete. »Die Schließung von zwei großen Fabriken, eine davon im Wahlkreis meines verehrten Kollegen, haben die Arbeitslosigkeit verschärft. Beide Fabriken sind auf Autobestandteile spezialisiert und haben unter dem Streik von Leyland

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