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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Verteidigungsministerium um Rat wenden. Er möchte bitte in meine nächste Sprechstunde kommen, bis dahin sollte ein strategischer Plan ausgearbeitet sein.«
    Fred Padgett grinste. »Davon wird er seinen Freunden zwei Wochen lang erzählen.«
Raymond kehrte zu den Higginbottoms zurück und versicherte, ihnen in ein paar Tagen bei ihrem Wohnungsproblem helfen zu können. Er machte sich eine Notiz, den für die Wohnungspolitik im Kreis Leeds verantwortlichen Beamten anzurufen.
»Was für ein Nachmittag«, rief Raymond, als sie gegangen waren. »Eine mißhandelte Frau; kein Strom in einem Haus mit vier Kleinkindern; die Verschmutzung des Aire, ein schreckliches Wohnungsproblem; gar nicht zu reden von dem verrückten Major und seinen Marsmenschen. Und jetzt auch noch die Nachricht von der Abwertung.«
»Wie kannst du so ruhig sein?« fragte Fred Padgett.
»Weil ich es mir nicht leisten kann, irgend jemandem zu zeigen, was ich wirklich empfinde.«
Üblicherweise ging Raymond nach seiner Sprechstunde in irgendein Pub, um bei einem Glas Bier mit seinen Wählern zu schwatzen. Das gab ihm Gelegenheit zu hören, was sich in den letzten Wochen in Leeds zugetragen hatte. Diesmal ließ er es sein und kehrte rasch ins Haus seiner Eltern zurück.
Joyce berichtete, das Telefon habe so oft geklingelt, daß sie den Hörer weggelegt habe, ohne seiner Mutter den Grund zu sagen.
»Sehr vernünftig«, lobte Raymond.
»Was wirst du tun?«
»Natürlich zurücktreten.«
»Warum, Raymond? Es wird deiner Karriere nur schaden.«
»Vielleicht hast du recht, aber das wird mich nicht hindern.«
»Du fängst eben erst an, mit deiner Arbeit zurechtzukommen.«
»Joyce, ich will nicht pompös daherreden, ich weiß, ich habe viele Fehler, aber ich bin kein Feigling und bestimmt nicht so egozentrisch, alle meine Prinzipien über Bord zu werfen.«
»Weißt du, du redest wie ein Mann, der dazu bestimmt ist, Premierminister zu werden.«
»Vorhin hast du gesagt, es werde meiner Karriere schaden. Du mußt dich entscheiden.«
»Das habe ich schon.«
Raymond lächelte müde, bevor er in sein Arbeitszimmer ging und einen kurzen handgeschriebenen Brief aufsetzte.
    Samstag, 18. November 1967 Sehr geehrter Prime Minister, In Anbetracht der heute abend verkündeten Entscheidung über eine Abwertung und des von mir stets vertretenen Standpunktes, bleibt mir keine andere Wahl, als mein Amt als Under Secretary of State im Arbeitsministerium niederzulegen. Ich möchte Ihnen danken, daß ich Gelegenheit hatte, in Ihrer Regierung zu arbeiten. Seien Sie versichert, daß ich die Regierung weiterhin in allen anderen Fragen von den hinteren Bänken aus unterstützen werde.
    Ihr Raymond Gould Als Samstag abends das rote Portefeuille zum letztenmal bei ihm abgegeben wurde, bat Raymond den Boten, seinen Brief sofort in die Downing Street Nr. 10 zu bringen. Als er die Portefeuille öffnete, fiel ihm ein, daß sein Ministerium am Montag Fragen über die Beschäftigungslage beantworten mußte. Wer da wohl meinen Platz einnehmen wird, fragte sich Raymond.
    Wegen der vielen mit der Abwertung zusammenhängenden Details kam der Premier erst Sonntag morgens dazu, Raymonds Brief zu lesen. Bei Gould war der Hörer immer noch abgehängt, als man ein aufgeregtes Klopfen an der Tür hörte.
    »Geh nicht hin«, sagte Raymond, »bestimmt ist es die Presse.«
    »Nein, es ist Fred«, verkündete Joyce, durch den Vorhang schauend.
Sie öffnete die Tür. »Wo zum Teufel ist Raymond?« waren Freds erste Worte.
»Da bin ich«, Raymond kam, die Zeitung in der Hand, aus der Küche.
»Der Premierminister versucht schon den ganzen Morgen dich zu erreichen.« Raymond legte den Hörer aufs Telefon, nahm ihn wieder auf und wählte London WHI 4433. Sofort meldete sich der Premier. Er ist erstaunlich ruhig, fand Raymond.
»Haben Sie sich schon gegenüber der Presse geäußert, Ray?«
»Nein, ich wollte sichergehen, daß Sie zuerst meinen Brief bekommen haben.«
»Gut, bitte erwähnen Sie Ihren Rücktritt gegenüber niemandem, bis wir uns gesprochen haben. Können Sie um acht Uhr in Downing Street sein?«
»Ja, Premierminister.«
»Und nicht vergessen: Kein Wort zur Presse.«
Der Hörer wurde aufgelegt.
Kaum eine Stunde später war Raymond unterwegs nach London und kurz nach sieben kam er in Lansdowne Road an. Wieder klingelte das Telefon. Er hätte es gern ignoriert, dachte jedoch, es könnte Downing Street sein.
»Hallo.«
»Spricht dort Raymond Gould?« fragte eine Stimme.
»Wer spricht?«
»Walter Terry

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