Archer Jeffrey
gelitten.«
Langsam erhob sich Simon Kerslake von seinem Platz, um seine Zusatzfrage zu stellen. Die Oppositionsbänke waren voll der begierigen Erwartung. »Bestimmt erinnert sich der Minister, vergangenen April dem Unterhaus versichert zu haben, daß eine Abwertung die Arbeitslosigkeit nicht nur in den Midlands, sondern im ganzen Land drastisch erhöhen würden. Wenn das seine Überzeugung war, warum dankt er nicht ab?« Simon setzte sich wieder, während von den Tory-Bänken »Warum nicht? Warum nicht?« gerufen wurde.
»Meine damalige Rede wird aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, und die Umstände haben sich seither geändert.«
»Das haben sie ohne Zweifel«, riefen ein paar Konservative, und andere verlangten lauthals seinen Rücktritt.
»Zur Ordnung«, rief der Speaker vergebens.
Wieder stand Simon auf, während die übrigen Konservativen sitzen blieben, damit niemand anderer aufgerufen werden konnte. Jetzt benahmen sie sich wie ein Rudel auf der Jagd. Die Blicke gingen zwischen den beiden Männern hin und her, und wieder wies Kerslake mit anklagendem Zeigefinger auf das gesenkte Haupt Raymond Goulds, der jetzt nur betete, es möge bald vier werden.
»Mr. Speaker, während jener Debatte, von der er jetzt nichts mehr wissen will, hat mein verehrter Kollege nur die Ansichten wiederholt, die er klar in seinem Buch darlegte. Haben sich diese Ansichten in drei Jahren so radikal verändert oder schürt sein Wunsch, im Amt zu bleiben, die Einsicht, daß Vollbeschäftigung nicht um jeden Preis erreicht werden kann?«
»Diese Frage hat nichts mit dem zu tun, was ich damals gesagt habe«, erwiderte Raymond ärgerlich. Seine letzten Worte gingen in den Rufen »Zurücktreten, zurücktreten« unter.
Blitzartig stand Simon wieder auf, und der Speaker gab ihm zum drittenmal das Wort.
»Will der verehrte Gentleman behaupten, daß seine Prinzipien variieren, je nachdem, ob er spricht oder schreibt?«
Jetzt war das Haus in totalem Aufruhr, und nur wenige Abgeordnete hörten Raymond sagen: »Nein, Sir, ich versuche, eine Linie zu halten.«
Der Speaker stand auf, und es wurde etwas ruhiger. Stirnrunzelnd und betrübt sah er sich um. »Es ist mir klar, daß das Haus in diesem Punkt überaus interessiert ist. Aber ich muß das Ehrenwerte Mitglied von Coventry Central ersuchen, seine Bemerkung, der Minister habe sich unehrenhaft verhalten, zurückzunehmen.«
Simon stand auf und nahm die Äußerung sofort zurück. Aber der Schaden war geschehen. Und die Mitglieder riefen »Zurücktreten«, bis Raymond ein paar Minuten später den Saal verließ.
Simon lehnte sich befriedigt zurück.
Die konservativen Abgeordneten nickten anerkennend; Kerslake hatte den Under Secretary kunstgerecht fertiggemacht. Der Finanzminister las eine vorbereitete Erklärung zur Abwertung vor. Mit Entsetzen hörte Simon seine ersten Worte. »Das Ehrenwerte Mitglied von Leeds North teilte dem Premierminister Samstag abend seinen Rücktritt mit, erklärte sich jedoch freundlicherweise bereit, ihn erst öffentlich bekanntzugeben, bis ich vor dem Unterhaus gesprochen habe.«
Der Finanzminister lobte Raymonds Wirken im Arbeitsministerium und wünschte ihm viel Glück auf den hinteren Bänken.
Sofort, nachdem der Finanzminister die Anfragen beantwortet hatte, begab sich Andrew in Raymonds Zimmer. Er fand ihn, über seinen Schreibtisch gebeugt, mit leerem Blick vor sich hinstarrend. Andrew war mit Raymond nicht wirklich befreundet, aber er wollte ihn zu seinem Verhalten beglückwünschen und ihm seine Bewunderung ausdrücken.
»Das ist sehr freundlich von dir«, sagte Raymond, der sich immer noch nicht ganz beruhigt hatte. »Besonders, da du sie alle fertiggemacht hättest.«
»Nun, jetzt sind sie jedenfalls am Boden zerstört«, sagte Andrew, »und Simon Kerslake muß sich vorkommen wie der ärgste Schuft in der Stadt.«
»Er konnte es ja nicht wissen«, sagte Raymond, »und hat mit den gezielten Fragen seinen Zweck erreicht. Vermutlich hätten wir unter den gleichen Umständen etwas Ähnliches getan.«
Ein paar andere Mitglieder suchten Raymond auf und drückten ihr Bedauern aus. Bevor er nach Hause fuhr, um mit Joyce einen ruhigen Abend zu verbringen, verabschiedete er sich von seinen Mitarbeitern. Alle schwiegen, bis der Permanent Secretary zu Raymond sagte: »Ich hoffe, es wird nicht lang dauern, bis Sie in die Regierung zurückkehren, Sir. Sie haben uns das Leben schwergemacht, aber jenen, denen Sie letztlich dienen, machten Sie das Leben ohne Zweifel
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