Archer Jeffrey
entfernt. Ich glaube, das sollten Sie nur versuchen, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Mein Rat ist, mit Seymour über Littlehampton zu sprechen.«
»Damit haben Sie bestimmt recht, Sir Edward«, sagte Simon. »Die Wahlkomitees werden bereits zusammengestellt«, fuhr Sir Edward fort, »also werden Sie nicht lange warten müssen.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Vielleicht könnten Sie mich verständigen, wenn in der Zwischenzeit noch etwas auftaucht.«
»Natürlich. Mit Vergnügen. Das Problem ist: Wenn jemand von unserer Seite während der laufenden Legislaturperiode stirbt, können Sie Ihren jetzigen Sitz nicht verlassen, sonst haben wir zwei Nachwahlen. Wir wollen aber bestimmt keine Nachwahl in Coventry Central, wenn Sie sich bereits anderswo umsehen.«
»Das glaube ich«, sagte Simon.
Charles hatte die neunundfünfzig Anti-EWG-Stimmen auf einundfünfzig reduziert, aber jetzt kam er zum harten Kern, der immun gegen künftige Beförderungen oder Drohungen zu sein schien. Bei seinem nächsten Bericht versicherte er dem Chief Whip, es gäbe mehr Sozialisten, die mit der Regierung stimmen würden, als Konservative, die gegen einen Eintritt in die EWG waren. Der Fraktionschef zeigte sich erfreut, erkundigte sich aber, ob Charles bei den Pimkin-Anhängern Fortschritte gemacht habe.
»Bei diesen zwölf hartgesottenen Rechten?« fragte Charles scharf. »Sie scheinen bereit, Pimkin auch in die Hölle zu folgen. Ich habe alles versucht, aber sie sind immer noch entschlossen, gegen Europa zu stimmen, koste es, was es wolle.«
»Das Ärgerliche ist, daß dieser verdammte Pimkin nichts zu verlieren hat«, sagte der Chef. »Sein Sitz wird mit der Neuverteilung verschwinden. Mit seinen extremen Ansichten wird er kaum einen Wahlkreis finden, der ihn aufstellt, aber dann ist der Schaden schon geschehen.« Er überlegte. »Wenn diese zwölf sich der Stimme enthalten, würde ich den Premier mit gutem Gewissen einen Sieg melden.«
»Man müßte Pimkin in einen Judas verwandeln und ihn dann überreden, die zwölf unserem Lager zuzuführen«, sagte Charles.
»Wenn Sie das erreichen, werden wir gewinnen.«
Charles ging in sein Büro zurück, wo Simon auf ihn wartete.
»Ich hoffe, Sie haben ein paar Minuten Zeit für mich«, sagte Simon.
»Natürlich.« Charles war bemüht, freundlich zu klingen. »Setzen Sie sich doch bitte.«
Simon setzte sich ihm gegenüber. »Vielleicht haben Sie gehört, daß ich infolge der neuen Beschlüsse meinen Wahlkreis verliere. Sir Edward meinte, ich solle mit Ihnen wegen Littlehampton, dem neuen Sitz neben Ihrem Wahlkreis sprechen.«
»Ja, natürlich«, sagte Charles, seine Überraschung verbergend. Da sein Sitz nicht betroffen war, hatte er dieses Problem vergessen. Er faßte sich rasch. »Wie klug von Edward, Sie zu mir zu schicken. Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen.«
»Littlehampton wäre ideal«, sagte Simon, »besonders, solange meine Frau in Paddington arbeitet.«
Charles zog die Brauen hoch.
»Ich glaube, Sie kennen meine Frau nicht. Sie ist Ärztin am St. Mary’s Hospital.«
»Ja, da verstehe ich, daß Littlehampton angenehm wäre. Ich könnte als erstes mit Alexander Dalglish sprechen und hören, was er vorschlägt; er ist der Vorsitzende des Wahlkreises.«
»Das wäre außerordentlich freundlich.«
»Selbstverständlich. Ich rufe ihn heute abend an, um
festzustellen, wie weit man dort mit der Auswahl ist, und dann werde ich Sie informieren.«
»Dafür wäre ich Ihnen dankbar.«
»Darf ich Ihnen auch die Agenden für nächste Woche geben?« fragte Charles und schob ihm ein Papier zu. Simon steckte es in die Tasche. »Ich rufe Sie sofort an, wenn ich etwas weiß.«
Simon fühlte sich besser und auch ein bißchen schuldbewußt, weil ihm Charles, der eben in den Sitzungssaal verschwand, bisher so unsympathisch gewesen war.
Man hatte der Debatte der Hinterbänkler über den EWGBeitritt sechs Tage eingeräumt, die längste Periode, die einem Antrag je zugebilligt worden war. Charles schlenderte durch den Mittelgang und setzte sich ans Ende der ersten Bank. Meist hörte er den Reden sehr aufmerksam zu, aber diesmal waren seine Gedanken in Littlehampton. Andrew Fraser stand auf, und Charles hakte freudig seinen Namen ab, bevor er sich wieder seinen Überlegungen zuwandte.
»Ich werde für den Beitritt stimmen«, erklärte Andrew dem Unterhaus. »Als meine Partei an der Regierung war, war ich ein Europäer, und ich sehe keine Veranlassung, meinen Standpunkt
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