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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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lag.
Alexander Dalglish sah auf. Er zeigte sich nicht interessiert an Charles’ Beförderung.
    Als Andrew Staatsanwalt Angus Sinclair in seinem Büro anrief und feststellte, daß Ricky Hodge nicht bekannt war und nichts gegen ihn vorlag, glaubte Andrew, einen Fall mit internationalen Verwicklungen vor sich zu haben.
    Da Ricky Hodge in einem türkischen Gefängnis saß, mußten alle Nachforschungen über das Außenamt laufen. Zu diesem hatte er weniger gute Beziehungen als zu Simon Kerslake, daher hielt er eine direkte Anfrage für das Richtige. Sorgfältig formulierte er eine Anfrage an das Unterhaus: »Was gedenkt der Außenminister bezüglich der Beschlagnahmung des britischen Passes eines Wählers des Abgeordneten von Edinburgh Carlton zu unternehmen? Entsprechende Details wurden dem Außenamt zur Kenntnis gebracht.«
    Als die Frage am folgenden Mittwoch vor das Unterhaus kam, erhob sich der Außenminister, um sie persönlich zu beantworten. Er sah über seine Halbbrille hinweg und sagte:
    »Die Regierung Ihrer Majestät verfolgt diese Angelegenheit über die üblichen diplomatischen Kanäle.«
Rasch stand Andrew wieder auf. »Weiß der Right Honourable Gentleman, daß mein Wähler sich seit sechs Monaten in einem türkischen Gefängnis befindet, ohne daß Anklage erhoben wurde?«
»Ja«, erwiderte der Außenminister, »ich habe die türkische Botschaft ersucht, dem Außenamt alle Einzelheiten des Falles mitzuteilen.«
Wieder sprang Andrew auf. »Wie lang muß mein Wähler in Ankara verschollen bleiben, bevor der Außenminister mehr unternimmt, als nach Details des Falles zu fragen?«
Ohne Anzeichen der Verärgerung stand der Außenminister nochmals auf. »Ich werde dem Abgeordneten so rasch wie möglich alle Informationen zugehen lassen.«
»Wann? Morgen? Nächste Woche? Nächstes Jahr?« rief Andrew ärgerlich.
»Wann?« fiel ein Chor von Labour-Hinterbänklern ein, aber der Speaker rief nach der nächsten Frage.
Innerhalb einer Stunde erhielt Andrew eine handschriftliche Nachricht vom Außenamt: »Wenn Mr. Fraser die Freundlichkeit hätte anzurufen, wird der Außenminister gern einen Gesprächstermin festsetzen.«
Das Außenministerium, von seinen Bewohnern der »Palazzo« genannt, hat eine ganz eigene Atmosphäre. Obwohl Andrew schon in einem Ministerium gearbeitet hatte, war er beeindruckt von der Großartigkeit des Gebäudes. Er wurde am Tor abgeholt und durch endlose Marmorkorridore geführt, bevor er eine Freitreppe hinaufschritt. Oben erwartete ihn der Privatsekretär des Außenministers.
»Sir Alec wird Sie sofort empfangen«, sagte er und führte Andrew an herrlichen Gemälden und Tapisserien in ein großes, schön proportioniertes Zimmer. Der Außenminister stand vor dem Kamin, über dem ein Porträt Palmerstons hing.
»Fraser, wie freundlich von Ihnen, gleich zu kommen. Ich hoffe, es hat Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet.« Platitüden, dachte Andrew, gleich wird der dumme Mensch meinen Vater erwähnen. »Ich glaube nicht, daß wir uns kennen, aber natürlich kenne ich Ihren Vater seit vielen Jahren. Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Ich weiß, wie vielbeschäftigt Sie sind. Können wir gleich zum Thema kommen?« bat Andrew.
»Natürlich«, sagte Sir Alec freundlich. »Entschuldigen Sie, daß ich Ihre Zeit beanspruche.« Ohne ein weiteres Wort übergab er Andrew eine Mappe mit der Aufschrift: »Richard M. Hodge – Vertraulich«. »Ich bin sicher, daß Sie diese Akte streng vertraulich behandeln werden.«
Wieder ein Bluff, dachte Andrew. Er öffnete die Mappe. Wie er erwartet hatte, lag gegen Ricky Hodge keine Anklage vor. Er las weiter. »Rom, Kinderprostitution; Marseille, Drogen; Paris, Erpressung.« So ging es Seite um Seite und endete in der Türkei, wo Hodge im Besitz von vier Pfund Heroin, das er in kleinen Mengen auf dem Schwarzen Markt verkaufte, aufgegriffen worden war. Mit neunundzwanzig Jahren hatte Ricky Hodge elf der letzten vierzehn Jahre in ausländischen Gefängnissen zugebracht.
Andrew schloß die Mappe und spürte Schweißperlen auf der Stirn. Es dauerte eine Weile, bevor er etwas sagte. »Ich muß mich entschuldigen, Herr Minister. Ich habe mich lächerlich gemacht.«
»Als ich ein junger Mann war«, sagte Sir Alec, »beging ich einen ähnlichen Irrtum. Damals war Ernie Bevon Außenminister. Er hätte mich mit dem, was er wußte, vor dem Unterhaus kreuzigen können. Statt dessen informierte er mich in diesem Zimmer bei einem Drink. Manchmal wünsche ich mir, die Öffentlichkeit

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