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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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hören, daß sie im Sommer Tennis spielte und im Winter jeden Tag schwimmen ging – um ihr Gewicht zu halten, vertraute sie ihm an. Das ovale Gesicht wirkte warmherzig, das dunkle Haar chic geschnitten. Ihre Nasenspitze wies ein klein wenig nach oben; es hätte eine Menge Geld gekostet, sie von einem plastischen Chirurgen kopieren zu lassen. Das lange Abendkleid verdeckte die Beine, aber das, was Raymond sehen konnte, genügte vollauf, um sein Interesse zu wecken.
    »Ich sehe ein MP hinter Ihrem Namen, Mr. Gould. Welche
    Partei vertreten Sie?« Ihr Akzent klang nach Boston.
»Ich bin Sozialist, Mrs. Garthwaite. Wo liegen Ihre
Sympathien?«
»Hätte ich wählen dürfen, ich hätte bei der letzten Wahl für
Labour gestimmt«, erklärte sie.
»Soll ich darüber erstaunt sein?« fragte er spöttisch.
»Natürlich. Mein erster Mann war republikanischer
Kongreßabgeordneter.«
Er wollte eben eine weitere Frage stellen, als um Ruhe gebeten
wurde. Zum erstenmal wandte Raymond den Blick dem Premier
zu. Harold Wilsons Rede beschäftigte sich ausschließlich mit
der Wirtschaftslage und der Rolle einer Labour-Verwaltung in
der City; ein Zeitpunkt für Neuwahlen wurde nicht genannt.
Trotzdem fand Raymond, der Abend habe sich gelohnt. Er hatte
einen nützlichen Kontakt zum Vorsitzenden einer großen
öffentlichen Gesellschaft hergestellt. Und er hatte Kates
Telefonnummer bekommen.
    Der Vorsitzende der Seymour Bank willigte widerwillig ein, ihn nochmals zu empfangen. Als Charles in sein Büro kam, wurde ihm keine Hand entgegengestreckt; offensichtlich plante Derek Spencer, das Gespräch sehr kurz zu halten.
    »Ich dachte, ich sollte mit Ihnen persönlich sprechen«, sagte Charles, lehnte sich in dem Lederfauteuil zurück und zündete langsam eine Zigarette an, »anstatt meine Frage bei der Generalversammlung nächsten Monat zu stellen.«
    Erste Zeichen der Unruhe zeigten sich auf Dereks Gesicht, aber er schwieg.
    »Ich würde gern wissen, warum die Bank einer Angestellten namens Miss Janet Darrow, die ich noch nie gesehen habe, einen monatlichen Scheck über vierhundert Pfund ausstellt. Sie scheint seit fünf Jahren auf der Lohnliste auf. Die Schecks werden auf eine Filiale von Lloyds in Kensington ausgestellt.«
    Derek Spencers Gesicht wurde dunkelrot.
»Ich kann mir nicht vorstellen«, fuhr Charles fort und machte einen tiefen Zug, »welche Dienste Miss Darrow der Bank geleistet hat. Sie müssen beachtlich gewesen sein, nachdem sie
    in den letzten fünf Jahren fünfundzwanzigtausend Pfund verdiente. Ich gebe zu, der Betrag ist – im Vergleich zum Jahresumsatz der Bank von hundertdreiundzwanzig Millionen – nicht groß, aber mein Großvater predigte mir von Kindheit an, daß man auf die Pennys achten müsse, dann kämen die Pfunde von selbst.«
    Derek Spencer schwieg immer noch. Auf seiner Stirn wurden Schweißperlen sichtbar. Plötzlich veränderte sich Charles’ Stimme. »Wenn ich bei der jährlichen Generalversammlung nicht Mitglied des Aufsichtsrates bin, halte ich es für meine Pflicht, den anderen Aktionären diese kleine Diskrepanz in der Buchhaltung der Bank mitzuteilen.«
    »Sie sind ein elender Wechselbalg, Seymour«, sagte der
    Vorsitzende leise.
»Das stimmt nicht, ich bin der zweite Sohn des ehemaligen
    Vorsitzenden dieser Bank und gleiche ihm sehr, obwohl jeder sagt, die Augen hätte ich von meiner Mutter.«
     
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Nichts Besonderes, Sie werden nur Ihr Wort halten und mich vor der Generalversammlung wieder in den Aufsichtsrat übernehmen. Überdies werden Sie die Zahlungen an Miss Darrow sofort einstellen.«
    »Wenn ich zustimme – schwören Sie, diese Angelegenheit niemandem gegenüber zu erwähnen?«
    »Ja. Und zum Unterschied von Ihnen stehe ich zu meinem Wort.«
Charles erhob sich, beugte sich über den Schreibtisch und drückte seine Zigarette im Aschenbecher des Vorsitzenden aus.
    Andrew Fraser war überrascht zu hören, daß Jock McPherson ihn sehen wollte. Die zwei Männer standen auf eher schlechtem Fuß miteinander, seit McPherson nicht in den schottischen Parteivorstand der Labour Party gewählt worden und aus der Partei ausgetreten war, um im Wahlkampf Andrews Gegner in Edinburgh zu werden. Seit McPherson die Partei gewechselt hatte, sprachen sie kaum mehr miteinander, andererseits hielt Andrew es nicht für opportun, ihn in Anbetracht des großen Erfolges der Schottischen Nationalpartei zu brüskieren.
    Noch erstaunter war Andrew, als McPherson fragte, ob die sieben

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