Archer Jeffrey
Namen der Bank ruinieren.«
»Und Sie würden vermutlich die nächsten zehn Jahre im Gefängnis verbringen. Sollten Sie jedoch freikommen, wären Sie in der City erledigt, und die Prozeßkosten würden Ihren Spargroschen in Zürich sehr vermindern.«
»Was wollen Sie also diesmal?« Spencer klang verzweifelt.
»Ihren Job«, erwiderte Charles.
»Meinen Job?« wiederholte Spencer ungläubig.
»Glauben Sie, daß Sie, weil Sie Minister waren, imstande sind, eine erfolgreiche Wirtschaftsbank zu führen?« fügte er verächtlich hinzu.
»Ich sagte nicht, daß ich die Bank führen will. Ich kann mir einen kompetenten Mann dafür kaufen.«
»Und was werden Sie dann tun?«
»Ich werde als Vorsitzender beweisen, daß wir in der Tradition von Generationen meiner Familie fortfahren wollen.«
»Das ist ein Bluff«, stammelte Spencer.
»Wenn Sie sich in vierundzwanzig Stunden noch in diesem Haus befinden, übergebe ich die Papiere der Anklagebehörde.«
Eine lange Pause.
»Wenn ich einwillige«, sagte Spencer schließlich, »erwarte ich zwei Jahresgehälter als Kompensation.«
»Ein Jahr«, sagte Charles. Spencer zögerte, dann nickte er langsam. Charles stand auf und steckte die Papiere in die Tasche.
Es war die Post, die er am Morgen aus Sussex Downs erhalten hatte.
Simon hielt das Interview für erfolgreich, aber Elizabeth war nicht so sicher. Zusammen mit fünf anderen Kandidaten und deren Frauen hockten sie in einem Zimmer und warteten geduldig. Simon dachte an seine Antworten und die acht Männer und vier Frauen des Parteikomitees.
»Du mußt zugeben, es wäre der idealste Sitz, den man mir bisher vorgeschlagen hat«, sagte Simon.
»Ja, aber der Vorsitzende hat dich so mißtrauisch angesehen.«
»Millburn erwähnte, daß er mit Charles Seymour in Eton war.«
»Das eben macht mir Sorgen«, flüsterte Elizabeth.
»Eine Mehrheit von fünfzehntausend bei den letzten Wahlen, und nur vierzig Minuten von London. Wir könnten sogar ein kleines Haus kaufen …«
»Wenn man dich auffordert!«
»Wenigstens konntest du diesmal sagen, daß du bereit bist, im Wahlkreis zu wohnen.«
»Das täte jeder vernünftiger Mensch«, sagte Elizabeth.
Der Vorsitzende kam heraus und bat Mr. und Mrs. Kerslake noch einmal in das Beratungszimmer.
»Mein Gott«, dachte Simon. »Was wollen sie noch wissen?«
»Diesmal kann es nicht meine Schuld sein«, meinte Elizabeth.
Die Mitglieder des Komitees saßen da und sahen sie mit ausdruckslosen Gesichtern an.
»Meine Damen und Herren«, sagte der Vorsitzende. »nach langen Überlegungen schlage ich Mr. Simon Kerslake als Kandidat von Pucklebridge für die nächsten Wahlen vor. Wer ist dafür?«
Zwölf Hände wurden hochgehoben.
»Wer ist dagegen?«
»Einstimmig beschlossen«, sagte der Vorsitzende. Er wandte sich an Simon. »Wollen Sie dem Komitee etwas sagen?«
Das künftige konservative Parlamentsmitglied für Pucklebridge stand auf. Alle sahen ihn erwartungsvoll an.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer daß ich sehr glücklich bin und mich sehr geehrt fühle. Ich kann die nächsten Wahlen kaum erwarten.«
Alles lachte und umringte ihn. Elizabeth trocknete sich die Augen, bevor jemand bis zu ihr gelangte.
Eine Stunde später begleitete der Vorsitzende Simon und Elizabeth zu ihrem Wagen und verabschiedete sich von ihnen. Simon kurbelte das Fenster herunter.
»Ich wußte, daß Sie der richtige Mann sind«, sagte Millburn, »sowie Charles Seymour anrief« – Simon lächelte – »und mir nahelegte, Sie wie die Pest zu meiden.«
»Könnten Sie Miss Trubshaw bitten, hereinzukommen?« fragte Charles seine Sekretärin.
Kurz darauf erschien Margaret Trubshaw und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Das Mobiliar im Zimmer war ausgetauscht worden: Die moderne Sitzgarnitur hatte einem bequemen Ledersofa Platz gemacht. Nur das Bild des elften Earl of Bridgwater war an seinem Platz geblieben.
»Miss Trubshaw«, begann Charles, »da Mr. Spencer es für nötig hielt, so plötzlich zurückzutreten und ich die Funktion des Vorsitzenden übernehme, erscheint es mir wichtig für die Bank, eine gewisse Kontinuität zu wahren.«
Miss Trubshaw stand da wie eine griechische Statue, die Hände in den Ärmeln ihres Kleides verborgen.
»Deshalb hat der Vorstand beschlossen, Ihren Arbeitskontrakt um weitere fünf Jahre zu verlängern. Natürlich werden Sie Ihren Pensionsanspruch nicht verlieren.«
»Danke, Mr. Charles.«
»Danke, Miss Trubshaw.«
Sie verbeugte sich beinahe, als sie das Zimmer verließ. »Und, Miss Trubshaw
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