Archer Jeffrey
Charles, immer noch stehend. »Sehr beeindruckend.«
»Nun, was kann ich für Sie tun?« Der Vorstand setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
»Ganz einfach«, sagte Charles und nahm Platz, obwohl er nicht dazu aufgefordert worden war. »Ich möchte wieder in den Aufsichtsrat eintreten.«
Eine lange Stille.
Dann: »Nun, das ist gar nicht so einfach, Charles. Ich habe erst kürzlich zwei neue Direktoren ernannt …«
»Natürlich ist es einfach«, sagte Charles in verändertem Tonfall. »Sie brauchen nur bei der nächsten Sitzung meinen Namen vorzuschlagen, und er wird akzeptiert werden, insbesondere, da augenblicklich kein Familienmitglied im Vorstand ist.«
»Oh doch. Ihr Bruder, Earl of Bridgwater, ist Direktor.«
»Was? Davon habe ich nichts gehört. Weder von Rupert noch von Ihnen.«
»Richtig. Aber die Dinge haben sich verändert seit -«
»Nichts hat sich verändert, außer meiner Meinung über den Wert Ihres Versprechens«, sagte Charles und wußte auf einmal, daß Spencer nie beabsichtigt hatte, ihn wieder in den Aufsichtsrat zu übernehmen. »Sie haben mir versichert …« »So können Sie in meinem Büro nicht mit mir sprechen.«
»Wenn Sie nicht vorsichtig sind, werde ich als nächstes im Sitzungssaal so sprechen. Also – werden Sie Ihr Versprechen einlösen oder nicht?«
»Ich muß mir Ihre Drohungen nicht gefallen lassen, Seymour. Verlassen Sie mein Büro, bevor ich Sie dazu zwinge. Ich verspreche Ihnen, daß Sie, solange ich Vorsitzender bin, nie im Aufsichtsrat sitzen werden.«
Charles verließ das Büro und schlug die Tür zu. Er wußte nicht genau, mit wem er sein Problem besprechen sollte, und kehrte sofort zum Eaton Square zurück, um sich einen Plan zurechtzulegen.
»Wieso kommst du am hellen Nachmittag nach Hause?« fragte Fiona.
Charles zögerte, überlegte, dann ging er in die Küche und erzählte seiner Frau alles, was sich in der Bank abgespielt hatte. Fiona fuhr fort, Käse zu reiben, während sie ihm zuhörte.
»Eines ist jedenfalls sicher«, sagte sie nach kurzem Schweigen, beglückt, daß Charles sich ihr anvertraut hatte. »Nach diesem Krach ist kein Platz für euch beide im Aufsichtsrat.«
»Was soll ich also tun, altes Mädchen?«
Fiona lächelte; zum erstenmal seit zwei Jahren hatte er sie wieder so genannt. »Jeder Mann hat Geheimnisse. Was hält Mr. Spencer wohl geheim?«
»Er ist so ein farbloser Mittelklasse-Mann, ich bezweifle -«
»Ich habe eben einen Brief von der Seymour Bank bekommen«, unterbrach Fiona.
»Worüber?«
»Nur ein Rundschreiben an die Aktionäre. Es scheint, daß Margaret Trubshaw sich nach zwölf Jahren als Vorstandssekretärin zurückzieht. Man hört, daß sie noch weitere fünf Jahre bleiben wollte, doch der Vorsitzende denkt an jemand anderen. Ich glaube, ich werde sie zum Lunch einladen.« Charles erwiderte das Lächeln seiner Frau.
Andrews Bestellung zum Staatsminister im Innenministerium war für niemanden eine Überraschung, außer für seinen dreijährigen Sohn, der sehr rasch lernte, wie man rote Portefeuilles leeren und mit Kieselsteinen, Bonbons oder sogar einem Fußball füllen kann. Da Robert »streng vertraulich« nicht ganz verstand, schien es ihm nicht wesentlich, daß manchmal wichtige Papiere des Kabinettausschusses mit Kaugummi verklebt waren.
»Kannst du diesen Fleck auf dem roten Portefeuille entfernen?«
»Mein Gott, woher stammt der schon wieder?« fragte Louise und starrte auf den klebrigen Klecks.
»Froschlaich«, sagte Andrew grinsend.
»Er ist nach einer Gehirnwäsche russischer Spion geworden«, warnte Louise, »mit dem gleichen geistigen Niveau wie die meisten deiner Kollegen im Unterhaus. Ja, ich werde den Fleck putzen, wenn du diesen Brief schreibst.«
Andrew nickte bereitwillig.
Unter den vielen bedauernden Briefen, die Simon erhielt, als er nicht mehr ins Unterhaus zurückkehrte, war auch einer von Andrew Fraser. Simon konnte sich vorstellen, wie er in seinem alten Büro saß und jene Entscheidungen in die Tat umsetzte, die er selbst noch vor wenigen Wochen getroffen hatte.
Ein Brief von Ronnie Nethercote forderte ihn auf, in den Aufsichtsrat der Gesellschaft zurückzukehren, mit einem Gehalt von fünftausend Pfund jährlich. Sogar Elizabeth hielt es für ein großzügiges Angebot.
Es dauerte nicht lang, und Ronnie Nethercote hatte Simon zu einem leitenden Direktor der Gesellschaft gemacht. Simon genoß es, mit den Gewerkschaften auf einer Ebene zu verhandeln. Ronnie nahm sich kein Blatt vor den Mund, wie er mit diesen
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