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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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er in fünfzig Prozent der Fälle Erfolg damit. Die Seymour Bank wahrte ihren Ruf als vorsichtiges, gut verwaltetes Institut, doch dank dem neuen Direktor gelangen ein paar gute Coups. Reynolds war klug genug, seinen neuen Vorsitzenden respektvoll zu behandeln, ohne dabei ehrerbietig zu sein. Ihre Beziehung blieb immer eine rein geschäftliche.
    Eine der Neuerungen, die Reynolds vorschlug, war, Klienten mit Kreditüberziehungen von mehr als zweihundertfünfzigtausend Pfund näher zu prüfen, und Charles war einverstanden.
    »Wenn man die Konten einer Gesellschaft jahrelang betreut«, erklärte Reynolds, »übersieht man manchmal, daß einer der alten Kunden in Schwierigkeiten gerät. Wenn es lahme Enten gibt, wollen wir sie finden, bevor sie ganz eingehen« – ein Ausspruch, den Charles bei einigen Partys wiederholte.
    Charles schätzte seine morgendlichen Besprechungen mit Clive Reynolds; er lernte da eine Menge über eine Institution, der er bisher nur Sympathie entgegengebracht und die er mit bloßem Hausverstand geführt hatte. Bald wußte er so viel, daß er, wenn er im Unterhaus bei einer Finanzdebatte sprach, wie David Rockefeller klang – ein unerwartetes Plus.
    Von Reynolds’ Privatleben wußte Charles kaum etwas. Er war einundvierzig, unverheiratet und wohnte in Esher, wo immer das war. Charles war nur daran interessiert, daß er jeden Morgen mindestens eine Stunde vor ihm im Büro war und es erst nach ihm verließ, auch in den Parlamentsferien.
    Charles studierte vierzehn der vertraulichen Briefe über Kunden mit höheren Kreditüberschreitungen. Clive Reynolds hatte schon zwei Firmen entdeckt, denen gegenüber die Bank seiner Meinung nach ihre Politik ändern sollte. Charles mußte noch drei dieser Reports lesen, bevor er dem Aufsichtsrat Bericht erstattete.
    Das leise Klopfen an der Tür aber hieß, daß es zehn Uhr war und Reynolds zur täglichen Besprechung kam. In der City kursierten Gerüchte, wonach am Donnerstag die Bankrate angehoben werden sollte, daher wollte Reynolds Dollars abstoßen und Gold kaufen. Charles nickte. Sobald man die neue Bankrate bekanntgegeben hatte, fuhr Reynolds fort: »wird es klüger sein, zum Dollar zurückzukehren, da eine neue Tarifrunde mit den Gewerkschaften vor der Tür steht. Das wird zweifellos einen neuen Run auf das Pfund auslösen.« Wieder nickte Charles.
    »Ich halte den Dollar mit zwei zehn für viel zu schwach«, fügte Reynolds hinzu. »Wenn sich die Gewerkschaften bei zwölf Prozent einigen, muß der Dollar steigen, vermutlich auf eins neunzig.« Weiter erklärte Reynolds, er sei nicht glücklich über die hohe Beteiligung der Bank an Slater Walker; er wolle die Hälfte der Anteile im Lauf des nächsten Monats liquidieren, und zwar in kleinen Mengen und in unregelmäßigen Zeitabständen. »Wir müssen noch drei weitere größere Konten ansehen, bevor wir unsere Ermittlungen dem Aufsichtsrat mitteilen. Die Ausgabenpolitik der einen Firma mißfällt mir, aber die anderen zwei scheinen stabil. Ich glaube, wir sollten die Unterlagen gemeinsam durchgehen, wenn Sie Zeit haben. Vielleicht morgen vormittag, wenn es Ihnen paßt. Es handelt sich um die Firmen Speyward Laboratories, Blackies Ltd. und Nethercote and Company. Speyward macht mir Sorgen.«
    »Ich werde mir die Unterlagen heute nach Hause nehmen«, sagte Charles, »und Ihnen morgen Bescheid geben.«
»Danke, Sir.«
Charles hatte Reynolds nie angetragen, ihn beim Vornamen zu nennen.
    Archie Millburn gab zur Feier von Simons erstem Jahrestag als Abgeordneter für Pucklebridge eine kleine Dinnerparty. Diese Anlässe dienten eigentlich dazu, das neue Mitglied mit der Parteihierarchie bekanntzumachen, aber Simon wußte bereits mehr über den Wahlkreis und seine Bewohner als Archie selbst, was dieser auch gern zugab.
    Elizabeth, Peter und Michael hatten sich in dem kleinen Haus gemütlich eingerichtet, während Simon als Mitglied des Schattenministeriums für Unterricht Schulen, Kindergärten und Universitäten besuchte, technische Hochschulen, Kunstinstitute und sogar Besserungsanstalten. Er las die einschlägige Literatur und unterhielt sich mit Kindern ebenso wie mit Psychologieprofessoren. Nach einem Jahr hatte er das Gefühl, sein Ressort zu kennen, und sehnte sich nach Neuwahlen, um sein Wissen wieder einmal anwenden zu können.
    »In der Opposition zu sein ist sicher frustrierend«, sagte Archie, als sich die Damen nach dem Essen zurückzogen.
    »Ja, aber es ist eine vorzügliche Schule, sich auf das

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