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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Kandidaten, während Ted Heath, gewarnt, daß er beim zweitenmal weniger Stimmen erhalten werde, sich zurückzog.
    Es waren die längsten Tage in Simons Leben. Er tat, was er konnte, um Thatchers Wähler bei der Stange zu halten. Charles hingegen beschloß, beim zweiten Wahlgang sehr vorsichtig zu sein. Als man abstimmte, machte er neben dem Namen des Staatssekretärs, unter dem er im Handelsministerium gedient hatte, ein Kreuz. »Ein Mann, dem wir alle vertrauen können«, sagte er zu Fiona.
    Als die Stimmen gezählt und bestätigt waren, verkündete der Vorsitzende, daß Margaret Thatcher mit 146 Stimmen gegenüber 79 Stimmen des nächsten Kandidaten die klare Siegerin sei.
    Simon war begeistert, während Elizabeth hoffte, er habe ihr Versprechen, einen Besen zu fressen, vergessen. Charles war fassungslos. Beide schrieben sofort an ihre neue Parteiführerin.
    Dear Margaret, 11.2.1975
    Meinen herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg als erste weibliche Führerin unserer Partei. Ich bin stolz, zu Ihrem Triumph ein wenig beigetragen zu haben und werde mit allen Kräften für Ihren Erfolg bei der nächsten Wahl weiterarbeiten.
    Ihr Simon
     
    27, Eaton Square London SW l 11.2. 1975
    Dear Margaret, Ich mache kein Geheimnis daraus, daß ich Ted Heath im ersten Wahlgang unterstützt habe, da ich in seiner Regierung dienen durfte. Mit Freuden habe ich Sie im zweiten Wahlgang unterstützt. Daß wir eine Frau gewählt haben, die ohne Zweifel die nächste Premierministerin sein wird, zeigt, wie fortschrittlich unsere Partei ist. Seien Sie meiner Loyalität gewiß,
    Ihr Charles
    Margaret Thatcher beantwortete sämtliche Briefe ihrer Kollegen binnen einer Woche. Simon erhielt einen handgeschriebenen Brief, in dem er aufgefordert wurde, dem neuen Schattenkabinett als zweiter Mann im Unterrichtsministerium beizutreten. Charles erhielt einen mit der Maschine geschriebenen Brief, in dem ihm für seine Unterstützung gedankt wurde.

19
    Die Seymour Bank hatte den Ersten Weltkrieg, die Krise der dreißiger Jahre und den Zweiten Weltkrieg überstanden. Charles hatte nicht die Absicht, in den siebziger Jahren als Vorsitzender ihren Niedergang mitanzusehen. Bald nachdem er auf Drängen des Aufsichtsrates sein Amt von Derek Spencer übernommen hatte, mußte er feststellen, daß die Tätigkeit des Vorsitzenden nicht ganz so einfach war wie er gedacht hatte. Obwohl er zuversichtlich war, daß die Bank den Sturm überdauern werde, ging er kein Risiko ein. Die Wirtschaftsteile der Zeitungen brachten fortwährend Berichte, wonach die Bank of England als Rettungsboot für in Not geratene Finanzinstitutionen diene; daß Immobilienfirmen in Konkurs gingen, las man jeden Tag. Die Zeiten, in denen Immobilien und Mieten ständig stiegen, waren vorbei.
    Als Charles das Angebot des Aufsichtsrates annahm, bestand er darauf, einen leitenden Direktor einzusetzen, der die täglichen Geschäfte führte, während er selbst mit den Präsidenten und Vorsitzenden der City verhandelte. Er interviewte verschiedene Bewerber, fand aber niemand geeigneten. Die Situation war erst gerettet, als er in einem Restaurant ein Gespräch mitanhörte: Der neue Direktor der First Bank of America sei es müde, jedesmal in Chicago anzufragen, wenn er Briefmarken kaufen wolle.
    Charles lud den Mann sofort zum Lunch ins Unterhaus ein. Clive Reynolds hatte eine ähnliche Vorbildung wie Derek Spencer: London School of Economics, Harvard Business School und einige gute Stellungen, bis er schließlich leitender Direktor der First Bank of America geworden war. Diese Ähnlichkeit störte Charles aber nicht, da er Mr. Reynolds unmißverständlich klarmachte, wer der Chef war.
    Reynolds verhandelte lang und zäh, bevor er die Stellung annahm, und Charles hoffte, daß er ebenso hart für die Bank kämpfen werde. Reynolds bekam schließlich fünfzigtausend Pfund pro Jahr und einen Gewinnanteil, der verhindern sollte, daß er auf eigene Rechnung Geschäfte machte oder sich abwerben ließ.
    »Er gehört nicht zu jenen, die wir zum Dinner einladen würden«, sagte Charles zu Fiona, »aber ich kann jetzt ruhig schlafen und weiß, daß die Bank in guten Händen ist.«
    Bei der nächsten Versammlung wurde Clive Reynolds vom Aufsichtsrat bestätigt, und es zeigte sich bald, daß die First Bank of America einen ihrer besten Männer verloren hatte.
    Clive Reynolds war von Natur konservativ, aber wenn er etwas riskierte, wie Charles es nannte – er selbst sprach von seiner guten Nase –, dann hatte

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