Archer Jeffrey
wurde sein Vorschlag, die Aktien der Bank zu liquidieren, acht zu sechs überstimmt. Tony Simmons überzeugte den Aufsichtsrat, daß es unverantwortlich wäre, nicht noch ein wenig zuzuwarten. Der einzige kleine Sieg, den William errang, war, daß er seine Mitdirektoren dazu überredete, die Bank solle nicht mehr kaufen.
An diesem Tag erholte sich der Markt ein wenig, was William Gelegenheit gab, etwas mehr von seinen eigenen Aktien zu verkaufen. Am Wochenende, als der Index an vier aufeinanderfolgenden Tagen ständig gestiegen war, begann William sich zu fragen, ob er nicht übertrieben reagiert habe, aber Instinkt und Erfahrung sagten ihm, daß er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Alan Lloyd sagte nichts; das Geld, das William verlor, war nicht das seine, und er freute sich auf ruhige Pensionsjahre.
Am 22. Oktober erlitt der Markt weitere schwere Verluste, und William flehte Alan Lloyd an, auszusteigen, solange noch eine Möglichkeit dazu bestand. Diesmal hörte Alan auf ihn und erlaubte ihm, eine Verkaufsorder für einige der Hauptaktien der Bank zu geben. Am folgenden Tag versank der Markt in einer Lawine von Verkäufen, und es war egal, welche Bestände die Bank loszuschlagen versuchte, denn es gab keine Käufer mehr. Das Verschleudern der Aktien artete in Panik aus, denn jeder kleine Spekulant in Amerika versuchte zu verkaufen, um einem Totalverlust zu entgehen. So groß war die Panik, daß der Ticker mit dem Tempo der Transaktionen nicht mehr Schritt halten konnte. Erst wenn die Börse morgens öffnete, nachdem die Angestellten die ganze Nacht gearbeitet hatten, erfuhren die Verkäufer, wieviel sie am vergangenen Tag verloren hatten. Alan Lloyd telefonierte mit J. P. Morgan und vereinbarte mit ihm, daß Kane and Cabot sich einer Gruppe von Banken anschließen würde, die versuchen wollte, den nationalen Zusammenbruch der wichtigsten Aktien aufzuhalten. William hatte gegen dieses Vorhaben nichts einzuwenden, weil Kane and Cabot, wenn es zu einem Zusammenschluß der Gruppe käme, maßgeblich an der Aktion beteiligt sein sollte. Und natürlich wären alle Banken besser dran, falls die Sache funktionierte. Richard Whitney, der Vizepräsident der New Yorker Börse und Vertreter der Gruppe, die Morgan zusammengetrommelt hatte, betrat am nächsten Tag die New Yorker Börse und kaufte um dreißig Millionen erstklassige Papiere. Der Markt begann sich zu erholen. Zwölf Millionen achthundertvierundneunzigtausendsechshundertfünfzig Aktien wurden an diesem Tag gehandelt, und während der nächsten zwei Tage blieb der Markt fest. Jeder, von Präsident Hoover bis zu den Leuten, die die Maklerbüros stürmten, glaubte, daß das Ärgste vorüber sei.
William hatte fast alle seine privaten Aktien verkauft, und seine persönlichen Verluste waren verhältnismäßig viel geringer als jene der Bank, die innerhalb von vier Tagen auf über drei Millionen Dollar gestiegen waren. Selbst Tony Simmons hatte sich entschlossen, alle Vorschläge Williams zu befolgen. Am 29. Oktober, dem Tag, der unter dem Namen Schwarzer Dienstag bekannt wurde, brach der Markt wieder zusammen. Sechzehn Millionen sechshundertzehntausendunddreißig Aktien wurden gehandelt. Die Banken im ganzen Land erkannten die Wahrheit: sie waren insolvent. Wenn alle Kunden ihre Einlagen zu Geld machen wollten oder wenn sie - die Banken - versuchen wollten, ihre Kredite zurückzuverlangen, bräche das gesamte Bankensystem über ihren Köpfen zusammen.
Die Aufsichtsratsitzung am 9. November begann mit einer Schweigeminute zum Andenken an John J. Riordan, Präsident des County Trust und einer der Direktoren von Kane and Cabot, der sich in seiner Wohnung erschossen hatte. In den letzten zwei Wochen war es der elfte Selbstmord in Bostoner Bankkreisen. Der Tote war ein guter Freund von Alan Lloyd gewesen. Ferner teilte der Vorsitzende mit, daß Kane and Cabot an die vier Millionen verloren hatte, daß die Bemühungen der Morgan-Gruppe, die Banken zu einigen, gescheitert seien und daß jetzt jede Bank nach eigenem Gutdünken handeln müsse. Fast alle kleinen Anleger der Bank waren ausgeschieden, und die meisten der größeren Kunden hatten unlösbare Zahlungsprobleme. Vor den Banken in New York sammelte sich bereits ein wütender Mob, und die ältlichen Wachmannschaften mußten durch einen privaten Bewachungsdienst ergänzt werden. Noch eine solche Woche, sagte Alan, und wir alle sind weg vom Fenster. Er bot seinen Rücktritt an, aber die Mitglieder des Aufsichtsrates
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