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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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wollten nichts davon hören. Seine Lage unterschied sich in nichts von der jedes anderen Präsidenten einer amerikanischen Großbank. Tony Simmons bot ebenfalls seinen Rücktritt an, aber auch damit waren seine Kollegen nicht einverstanden. Tony war nicht mehr der designierte Nachfolger von Alan Lloyd, daher zeigte William überlegene Zurückhaltung. Als Kompromiß wurde Simmons nach London geschickt, um die Aufsicht über die Überseeinvestitionen zu übernehmen. Aus dem Weg geschafft, dachte William; er selbst war zum Leiter der Finanzabteilung, dem alle Investitionen der Bank unterstanden, ernannt worden. Sogleich forderte er Matthew Lester auf, sein Stellvertreter zu werden. Diesmal zuckte Alan Lloyd mit keiner Wimper.
Matthew war einverstanden, ab Neujahr, dem Zeitpunkt, an dem sein Vater ihn freigeben konnte, mit William zusammenzuarbeiten. Matthew und sein Vater hatten ebenfalls einige Probleme. Bis zu Matthews Eintritt führte William die Investitionsabteilung allein. Der Winter 1929 erwies sich für William als äußerst deprimierend, denn er mußte zusehen, wie kleine und große Firmen von Freunden, die er sein ganzes Leben gekannt hatte, zugrunde gingen. Manchmal fragte er sich, ob die Bank sich würde halten können.
Zu Weihnachten verbrachte William mit Kate eine herrliche Woche in Florida. Er half ihr, ihre Habseligkeiten für die Rückkehr nach Boston in Teekisten zu verpacken. »Das einzige, was Kane and Cabot mir gelassen haben«, scherzte sie.
Williams Weihnachtsgeschenke füllten eine zusätzliche Teekiste, und Kate fühlte sich ganz schuldbewußt ob seiner Großzügigkeit. »Wie kann sich eine arme Witwe bei dir revanchieren?« fragte sie. William antwortete, indem er sie in eine übriggebliebene Teekiste packte und einen Zettel mit der Aufschrift »Geschenk für William« daran heftete.
In gehobener Stimmung kehrte er nach Boston zurück und hoffte, daß die Tage mit Kate ein gutes Vorzeichen für das kommende Jahr sein würden. Er ließ sich in dem Büro, das früher Tony Simmons gehört hatte, nieder, um die Morgenpost zu lesen. Er wußte, daß er die üblichen zwei oder drei Liquidationssitzungen, die in dieser Woche anfielen, leiten mußte, und fragte seine Sekretärin, wer der erste Besucher sei.
»Ich fürchte, es ist wieder ein Konkurs, Mr. Kane.«
»Ach ja, ich erinnere mich an den Fall«, sagte William. Der Name hatte ihm nichts gesagt. »Ich habe die Akte gestern abend überflogen; eine höchst unglückliche Geschichte. Wann soll er kommen?«
»Um zehn Uhr. Aber der Herr wartet bereits im Vorzimmer, Sir.«
»In Ordnung«, sagte William. »Bitte schicken Sie ihn herein. Wir wollen das rasch hinter uns bringen.«
William öffnete nochmals den Akt, um sich mit den wichtigsten Fakten vertraut zu machen. Der Name des ursprünglichen Kunden, eines Mr. Davis Leroy, war durchgestrichen und durch den des morgendlichen Besuchers ersetzt - Mr. Abel Rosnovski.
William erinnerte sich lebhaft an die letzte Unterredung, die er mit Mr. Rosnovski gehabt hatte, und bedauerte sie bereits.

16
    Abel brauchte drei Monate, um das volle Ausmaß der Probleme zu übersehen, mit denen das Richmond Continental konfrontiert war, und um zu begreifen, warum das Hotel fortwährend soviel Geld verlor. Die einfache Schlußfolgerung, zu der er kam, nachdem er zwölf Wochen lang die Augen weit offengehalten hatte, während er die Belegschaft glauben machte, daß er traumverloren umhergehe, war, daß die Einnahmen des Hotels gestohlen wurden. Die Angestellten des Richmond Hotels arbeiteten nach einem abgekarteten System, und zwar in einem Ausmaß, das selbst Abel noch nicht untergekommen war. Das System rechnete jedoch nicht mit einem stellvertretenden Direktor, der in seiner Vergangenheit Brot von den Russen hatte stehlen müssen, um zu überleben. Abels erstes Problem war, niemanden das Ausmaß seiner Entdeckungen ahnen zu lassen, bevor er Gelegenheit gehabt hatte, alle Abteilungen des Hotels zu überprüfen. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, daß jede Abteilung ihre Art zu stehlen vervollkommnet hatte.
    Der Betrug begann an der Rezeption, wo die Angestellten nur acht von zehn Gästen ins Register eintrugen und die Zahlungen der restlichen zwei einsteckten. Das System, das sie anwandten, war primitiv; wer es im Plaza in New York versucht hätte, wäre in ein paar Minuten entdeckt worden und auf der Straße gesessen. Der Rezeptionschef wählte ein älteres Ehepaar aus der Provinz aus, das nur eine Nacht bleiben

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