Archer Jeffrey
übrige, was Sie erwähnten, einschließlich des Hauses, sollte unserer Meinung nach in Ihrem Besitz verbleiben.«
Sie zögerte. »Ich weiß Ihre Großzügigkeit zu schätzen, Mr. Kane. Aber ich möchte Ihrer Bank in keiner Weise verpflichtet sein, und ich möchte auch nicht, daß am Namen meines Mannes ein Makel haften bleibt.«
Wieder das leichte Zittern in ihrer Stimme, das sie aber sofort unterdrückte. »Jedenfalls habe ich mich entschlossen, das Haus in Florida zu verkaufen und so bald wie möglich in mein Elternhaus zurückzukehren.«
Williams Herz schlug schneller bei der Nachricht, daß sie nach Boston zurückzukehren gedachte. »In diesem Fall können wir vielleicht eine Einigung über die Verkaufsmodalitäten erzielen«, sagte er.
»Das können wir jetzt gleich tun«, sagte sie entschlossen. »Sie müssen den gesamten Betrag bekommen.«
William versuchte, ein weiteres Zusammentreffen herauszuschlagen. »Wir wollen keine überstürzte Entscheidung treffen. Ich denke, ich sollte die Angelegenheit erst mit meinen Kollegen besprechen und später mit Ihnen weiter darüber verhandeln.«
Sie zuckte die Achseln. »Wie Sie wünschen. Mir liegt wirklich in keiner Weise an dem Geld, und ich möchte niemandem Unannehmlichkeiten bereiten.«
Williams Augenlider zuckten. »Mrs. Brookes, ich muß gestehen, daß ich über Ihre Großzügigkeit überrascht bin. Darf ich wenigstens das Vergnügen haben, Sie zum Mittagessen einzuladen?«
Sie lächelte zum erstenmal, wobei sich unerwartet ein Grübchen in ihrer rechten Wange zeigte. William starrte es entzückt an und tat im Verlauf eines langen Mittagessens im Ritz sein möglichstes, um es wieder hervorzuzaubern. Es war weit über drei Uhr, als er an seinen Schreibtisch zurückkehrte.
»Ein langes Mittagessen, William«, bemerkte Tony Simmons.
»Ja, das Brookes-Problem ist komplizierter, als ich dachte.«
»Mir erschien es beim Durchlesen der Akten eher einfach. Sie beklagt sich doch nicht über unser Angebot, oder? Ich glaube, wir waren, unter den gegebenen Umständen, ziemlich großzügig.«
»Ja, das findet sie auch. Ich mußte ihr die Idee ausreden, ihren letzten Dollar zu opfern, um unsere Reserven aufzufüllen.«
Tony Simmons zuckte zusammen. »Das klingt nicht nach dem William Kane, den wir alle kennen und lieben. Immerhin hat es nie einen besseren Moment für die Bank gegeben, großzügig zu sein.«
William schnitt eine Grimasse. Seit seinem Eintritt in die Bank herrschte zwischen Tony Simmons und ihm wachsende Uneinigkeit über die Zukunft des Aktienmarktes. Der Dow Jones war seit Herbert Hoovers Wahl zum Präsidenten im November 1928 ständig gestiegen. Tatsächlich verzeichnete die New Yorker Börse zehn Tage später einen Rekord: ein Aktienvolumen von über sechs Millionen an einem Tag. Aber William war überzeugt, daß der Aufwärtstrend - angeheizt durch den starken Zufluß von Geld aus der Automobilindustrie - eine bis zur Instabilität führende Inflation auslösen würde. Tony Simmons dagegen setzte auf ein Fortdauern der Hausse, so daß William, wenn er bei den Aufsichtsratsitzungen für Vorsicht eintrat, ständig überstimmt wurde. Mit seinem Vermögen aber konnte er seinen eigenen Ideen folgen, und so begann er, beträchtliche Summen in Grundstücken, Gold, Rohstoffen und sogar in ein paar sorgfältig ausgewählten impressionistischen Gemälden anzulegen.
Als die Federal Reserve Bank in New York eine Verordnung erließ, wonach sie Kredite an Banken, die Geld an ihre Kunden ausschließlich zu Spekulationszwecken verliehen, nicht mehr rediskontieren würde, fand William, daß dies der erste Nagel zum Sarg der Spekulanten sei. Sofort überprüfte er das Kreditprogramm der Bank und schätzte, daß Kane and Cabot über sechsundzwanzig Millionen Dollar in dieser Weise verliehen hatten. Er bat Tony Simmons, die Beträge einzufordern, denn er war sicher, daß die Aktien angesichts einer solchen Regierungsverordnung à la longue unweigerlich fallen müßten. Bei der allmonatlichen Aufsichtsratsitzung gerieten sie fast aneinander, und William wurde mit seinem Antrag zwölf zu zwei überstimmt.
Am 21. März 1929 gaben Blair and Company ihre Fusion mit der Bank of America bekannt. Das war die dritte in einer Reihe von Bankfusionen, die auf eine hellere Zukunft hinzuweisen schien. Am 25. März erhielt William von Tony Simmons ein Memo, in dem dieser ihm mitteilte, daß der Markt eine noch nie dagewesene Rekordhöhe erreicht habe und daß er noch größere Summen in
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