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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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wie die Sache funktionierte. Der Polack, fand er, war auch nicht klüger als die übrigen. Er summte vor sich hin, während er langsam auf Abels Büro zuging, wo die tägliche Besprechung zwischen den beiden stattfand. Es war siebzehn Minuten nach zehn.
»Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ«, sagte der Direktor, und es klang, als täte es ihm gar nicht leid.
Abel gab keine Antwort.
»Ich wurde an der Rezeption aufgehalten, Sie wissen ja, wie das ist.«
Abel wußte genau, was an der Rezeption los war.
Langsam öffnete er die Schreibtischschublade und nahm ungefähr vierzig zerknüllte Hotelrechnungen heraus, die er aus Papierkörben und Aschenbechern eingesammelt hatte. Manche waren in vier oder fünf Stücke zerrissen. Es waren die Rechnungen jener Gäste, die bar bezahlt hatten und nie ins Register eingetragen worden waren. Er beobachtete den dicken, kleinen Hoteldirektor, der herauszubekommen versuchte, was das Durcheinander von zerknüllten Papieren zu bedeuten hatte.
Desmond Pacey konnte es nicht gleich feststellen. Nicht, daß es ihn sonderlich interessierte. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wenn der dumme Polack das System entdeckt hatte, konnte er entweder einen Anteil bekommen oder gehen. Pacey fragte sich, was für einen Anteil er ihm geben müsse. Vielleicht würde er sich vorläufig durch ein hübsches Zimmer im Hotel beschwichtigen lassen.
»Sie sind entlassen, Mr. Pacey, und ich wünsche, daß Sie das Hotel binnen einer Stunde verlassen.«
Desmond Pacey begriff die Worte nicht gleich, weil er sie nicht glauben konnte.
»Was haben Sie gesagt? Ich glaube, ich habe nicht recht gehört.«
»Sie haben richtig gehört. Sie sind entlassen.«
»Sie können mich nicht entlassen. Ich bin der Direktor, und ich arbeite seit über dreißig Jahren in der Richmond-Gruppe. Wenn hier jemand jemanden entläßt, so bin ich es. Für wen, zum Teufel, halten Sie sich?«
»Ich bin der neue Direktor.«
»Sie sind was?«
»Der neue Direktor«, wiederholte Abel. »Mr. Leroy hat mich gestern ernannt, und ich habe Sie soeben entlassen, Mr. Pacey.«
»Weswegen?«
»Wegen Diebstahls in großem Stil.«
Abel griff in die Rechnungen und drehte sie herum, so daß der bebrillte Mann sie alle genau sehen konnte.
»Alle diese Gäste haben ihre Rechnungen bezahlt, aber nichts von diesem Geld gelangte in die Kasse des Hotels. Und die Rechnungen haben alle eines gemeinsam - sie tragen Ihre Unterschrift.«
»Nicht einmal in hundert Jahren können Sie das beweisen.«
»Ich weiß«, sagte Abel, »Sie haben ein gutes System aufgebaut. Sie können mit Ihrem System anderswohin gehen, denn hier haben Sie kein Glück mehr. Ein altes Sprichwort sagt: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Der Krug ist soeben gebrochen, und Sie sind entlassen.«
»Sie haben kein Recht, mich zu entlassen«, sagte Pacey. Trotz der Kälte des Februartages standen ihm Schweißtropfen auf der Stirn. »Davis Leroy ist ein guter Freund von mir. Er ist der einzige Mensch, der mich entlassen kann. Sie sind erst vor drei Monaten aus New York gekommen. Er wird Sie nicht einmal anhören, wenn ich erst einmal mit ihm gesprochen habe. Ein Anruf von mir wird genügen, um Sie aus diesem Hotel hinauszuwerfen.«
»Los, telefonieren Sie«, sagte Abel.
Er nahm den Telefonhörer ab und bat die Telefonistin, ihn mit Davis Leroy in Dallas zu verbinden. Die beiden Männer starrten einander an, während sie warteten. Der Schweiß tropfte jetzt von Paceys Nasenspitze. Einen Moment lang fragte sich Abel, ob sein neuer Arbeitgeber festbleiben würde.
»Guten Morgen, Mr. Leroy. Hier Abel Rosnovski aus Chikago. Ich habe Desmond Pacey soeben entlassen, und er möchte mit Ihnen sprechen.«
Zitternd ergriff Pacey den Hörer. Er hörte nur wenige Augenblicke zu. »Aber Davis, ich… Was hätte ich tun sollen…? Ich schwöre, es ist nicht wahr… Es muß ein Irrtum sein.«
Abel hörte, wie der Hörer aufgelegt wurde.
»Eine Stunde, Mr. Pacey«, sagte Abel, »oder ich übergebe diese Rechnungen der Polizei.«
»Warten Sie doch einen Moment«, sagte Pacey, »warum so eilig?«
Sein Ton und sein Verhalten hatten sich jählings verändert. »Man könnte Sie in den ganzen Plan einbauen. Sie könnten ein regelmäßiges kleines Einkommen haben, wenn wir dieses Hotel gemeinsam führen, und niemand wüßte etwas davon. Dieses Einkommen wäre viel größer, als dasjenige, das Sie als Direktor-Stellvertreter verdienen, und wir alle wissen, daß Leroy den Verlust verkraften kann.«
»Ich bin nicht

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