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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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jetzt waren seine Depots über dreißigtausend Dollar wert. Er vertraute darauf, daß die Börse weiter steigen würde, und legte seine Gewinne immer wieder an. Seine persönlichen Bedürfnisse waren bescheiden; er kaufte zwei neue Anzüge und sein erstes Paar brauner Schuhe. Zimmer und Essen erhielt er vom Hotel, und sonst hatte er wenig Ausgaben. Die Zukunft sah rosig aus. Continental Trust war seit dreißig Jahren die Bankverbindung des Richmond, daher hatte Abel bei seiner Übersiedlung nach Chikago sein Konto dorthin verlegt. Er ging täglich zur Bank und deponierte die Eingänge des Hotels vom vorhergehenden Tag. Als er an einem Freitagmorgen die Nachricht erhielt, der Direktor der Bank wünsche ihn zu sprechen, war er überrascht. Da er sein persönliches Konto nie überzog, nahm er an, die Besprechung müsse etwas mit dem Richmond zu tun haben. Die Bank würde sich wohl kaum darüber beschweren, daß das Hotel zum ersten Mal in dreißig Jahren liquid war. Ein jüngerer Bankangestellter führte Abel durch ein Gewirr von Gängen zu einer hübschen holzgetäfelten Tür. Ein leises Klopfen, und er war im Zimmer des Direktors.
    »Mein Name ist Curtis Fenton«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch und reichte Abel die Hand, bevor er ihn aufforderte, in einem grünen Lederfauteuil Platz zu nehmen. Der Direktor war ein wohlbeleibter Mann, der eine Halbmondbrille und einen dreiteiligen Anzug mit einem makellosen weißen Hemd und schwarzer Krawatte trug.
    »Danke«, sagte Abel nervös.
    Erinnerungen aus der Vergangenheit wurden in ihm wach, Erinnerungen, die er mit der Angst verband, nicht zu wissen, was als nächstes geschehen würde.
    »Ich hätte Sie gern zum Lunch eingeladen, Mr. Rosnovski -«
    Abels Herzschlag wurde etwas ruhiger. Zu genau wußte er, daß Bankdirektoren selten jemanden zum Essen einladen, wenn sie unangenehme Nachrichten zu übermitteln haben.
    »- aber es ist etwas geschehen, das ein sofortiges Handeln erfordert. Daher hoffe ich, es macht Ihnen nichts aus, wenn wir das Problem jetzt gleich besprechen. Ich will zur Sache kommen, Mr. Rosnovski. Eine meiner angesehensten Kundinnen, eine alte Dame namens Miss Amy Leroy« - der Name ließ Abel sofort aufhorchen -, »besitzt fünfundzwanzig Prozent der Richmond-Aktien. Sie hat diese Aktien zu wiederholten Malen ihrem Bruder, Mr. Davis Leroy, angeboten, aber er zeigte sich immer desinteressiert. Ich kann Mr. Leroys Gründe gut verstehen. Er besitzt bereits fünfundsiebzig Prozent der Gesellschaft und hat mit Recht das Gefühl, die restlichen fünfundzwanzig Prozent nicht zu brauchen. Sie stammen übrigens aus einem Legat seines verstorbenen Vaters. Miss Amy Leroy möchte immer noch ihr Aktienpaket loswerden, da es nie Dividenden abgeworfen hat.«
    Darüber war Abel nicht erstaunt.
    »Mr. Leroy hat nichts gegen einen Verkauf einzuwenden, und seine Schwester meint, sie hätte lieber jetzt ein wenig Bargeld und wolle nicht mehr darauf warten, daß die Aktien eines Tages etwas tragen. Deshalb wollte ich Sie, Mr. Rosnovski, über die Situation informieren; vielleicht wissen Sie jemanden, der am Hotelgewerbe interessiert ist und die Aktien meiner Kundin übernehmen möchte.«
    »Wieviel erwartet Miss Leroy für ihr Aktienpaket?«
    »Ach, ich glaube, sie wäre gern bereit, es billig, das heißt für fünfundsechzigtausend Dollar, herzugeben.«
»Fünfundsechzigtausend Dollar ist ein ziemlich hoher Preis für Aktien, die nie etwas abgeworfen haben«, sagte Abel, »und auch in den nächsten Jahren wenig versprechen.«
»Ja«, sagte Curtis Fenton, »aber Sie dürfen nicht vergessen, daß auch der Wert der elf Hotels einkalkuliert werden muß.«
»Aber die Kontrolle über die Gesellschaft bliebe immer noch in Händen von Mr. Leroy, so daß Miss Leroys fünfundzwanzig Prozent nicht mehr sind als ein Stück Papier.«
»Mr. Rosnovski, fünfundzwanzig Prozent von elf Hotels für nur fünfundsechzigtausend Dollar sind eine recht günstige Anlage.«
»Nicht, solange Mr. Davis Leroy die gesamte Kontrolle besitzt. Bieten Sie Miss Leroy vierzigtausend Dollar, Mr. Fenton, dann kann ich vielleicht jemanden finden, der interessiert ist.«
»Sie glauben nicht, daß jemand ein etwas höheres Angebot machen würde?«
Mr. Fentons Augenbrauen hoben sich bei dem Wort höher.
»Bestimmt nicht, Mr. Fenton.«
Der Direktor faltete behutsam die Fingerspitzen und schien mit seiner Einschätzung Abels zufrieden.
»Unter diesen Umständen muß ich Miss Amy fragen, wie sie sich zu einem

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