Archer Jeffrey
sagte Abel.
»Das haben Sie nicht, Abel. Ich fühle mich geschmeichelt. Vergessen wir, daß Sie das Thema je erwähnt haben. Wären Sie so freundlich, mich nach Hause zu bringen?«
Sie stand auf und ging zur Tür; noch immer ganz benommen, blieb Abel sitzen. Irgendwie gelang es ihm, sich aufzuraffen und Melanie in den Mantel zu helfen. Als sie durch den Korridor gingen, wurde er sich seines Hinkens bewußt. Sie fuhren im Fahrstuhl hinunter, und er brachte sie in einem Taxi nach Hause; keiner von ihnen sprach. Während das Taxi wartete, begleitete er sie zur Tür des Wohntraktes der Universität. Er küßte ihre Hand.
»Ich hoffe, das bedeutet nicht, daß wir keine Freunde bleiben können«, sagte Melanie.
»Natürlich nicht.«
»Danke, daß Sie mit mir im Konzert waren, Abel. Ich bin überzeugt, daß Sie ein nettes polnisches Mädchen finden werden, das Sie heiratet. Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, sagte Abel.
Abel glaubte nicht, daß es an der New Yorker Börse Schwierigkeiten geben würde, bis ihn eines Tages ein Gast fragte, ob er seine Hotelrechnung mit Aktien begleichen könne. Abel selbst hatte nur wenige Aktien, da er beinahe sein ganzes Kapital in der RichmondGruppe investiert hatte, aber auf Anraten seines Maklers verkaufte er auch die wenigen Papiere, die er besaß, mit einem kleinen Verlust und war froh, daß das, was er hatte, in Ziegeln und Zement angelegt war. Die Schwankungen des Dow Jones Index beobachtete er nicht mehr so genau, seit er aus dem Börsengeschäft weitgehend ausgestiegen war.
Im ersten Halbjahr war das Geschäft im Hotel zufriedenstellend, und Abel nahm an, daß er seine Voraussage von über fünfundzwanzigtausend Dollar Profit für 1929 würde erfüllen können. Er hielt Davis Leroy immer über den Stand der Dinge informiert. Doch als im Oktober der Börsenkrach kam, war das Hotel halb leer. Am Schwarzen Dienstag telefonierte Abel mit Davis. Der Texaner war deprimiert und besorgt und nicht bereit, über die Entlassung von Hotelpersonal zu entscheiden, was Abel für dringend nötig hielt.
»Laß die Dinge, wie sie sind, Abel«, sagte er. »Ich komme nächste Woche, und dann werden wir gemeinsam eine Lösung finden - oder es zumindest versuchen.«
Abel gefiel der Ton des letzten Satzes nicht. »Hast du Probleme, Davis? Ist es etwas, wobei ich helfen kann?«
»Nicht im Moment.«
Abel verstand immer noch nicht. »Warum gibst du mir nicht einfach die Ermächtigung zu Entlassungen, und ich informiere dich über alles, wenn du nächste Woche kommst?«
»Es ist nicht so einfach, Abel. Ich wollte meine Probleme nicht telefonisch besprechen, aber die Bank macht mir Schwierigkeiten wegen meiner Verluste an der Börse; sie drohen mit einem Verkauf meiner Hotels, falls ich nicht genügend Geld aufbringe, um meine Schulden zu begleichen.«
Abel erstarrte.
»Kein Grund, sich Sorgen zu machen, mein Junge«, fuhr Davis fort, aber es klang nicht überzeugend. »Ich werde dir alle Details erzählen, wenn ich nächste Woche in Chikago bin. Bis dahin habe ich bestimmt eine Lösung gefunden.«
Abel hörte das Klicken des Telefons und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Seine erste Reaktion war, sich zu überlegen, wie er Davis helfen könne. Er rief Curtis Fenton an und erfuhr von ihm den Namen des Bankiers, der die Richmond-Gruppe kontrollierte. Abel dachte, daß es die Dinge für seinen Freund erleichtern würde, wenn er mit dem Mann spräche.
In den nächsten Tagen rief Abel Davis verschiedene Male an und teilte ihm mit, daß sich die Lage von Tag zu Tag verschlechtere und man einen Entschluß fassen müsse; aber Davis’ Stimme klang immer besorgter, und er war weiterhin nicht bereit, eine Entscheidung zu treffen. Als Abel das Gefühl hatte, die Situation nicht mehr zu beherrschen, faßte er selbst einen Entschluß. Er bat seine Sekretärin, ihn mit dem Bankier, der die Richmond-Gruppe kontrollierte, zu verbinden.
»Wen möchten Sie sprechen, Mr. Rosnovski?« fragte eine kühle weibliche Stimme.
Abel nannte den Namen, den er aufgeschrieben hatte.
»Ich verbinde Sie.«
»Guten Morgen«, sagte eine selbstsichere Stimme. »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Das hoffe ich. Mein Name ist Abel Rosnovski«, begann Abel nervös. »Ich bin der Direktor des Richmond Hotel in Chikago, und ich würde Sie gern besuchen, um die Zukunft der Richmond-Gruppe zu besprechen.«
»Ich bin nicht ermächtigt, mit jemandem anderen als mit Mr. Davis Leroy zu verhandeln«, sagte die selbstbewußte Stimme.
»Aber ich besitze
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