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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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trotz der ausgezeichneten Küche nicht ins Richmond, sondern in The Loop zum Dinner. Er gab sich besondere Mühe, nur von geschäftlichen und politischen Dingen zu sprechen, zwei Themen, über die er wesentlich besser informiert war als Melanie. Schließlich bat er sie, noch einen Drink bei ihm zu nehmen. Sie kannte seine Wohnung nicht und war über deren Eleganz überrascht und ein wenig pikiert.
    Abel schenkte ihr ein Glas Coca-Cola ein, um das sie gebeten hatte, und ließ zwei Eiswürfel in das sprudelnde Getränk fallen. Das Lächeln, mit dem sie das Glas entgegennahm, gab ihm Selbstvertrauen. Er konnte sich nicht zurückhalten, länger als höflich auf ihre schlanken Beine zu starren.
    Er goß sich einen Bourbon ein.
»Danke für einen besonders hübschen Abend, Abel.«
Er setzte sich zu ihr und schwenkte nachdenklich sein Glas hin und
    her. »Ich habe jahrelang keine Musik gehört. Als ich Mozart hörte, ging mir seine Musik näher als die jedes anderen Komponisten.« »Wie europäisch Sie manchmal sind, Abel.«
Sie befreite einen Zipfel ihres Seidenkleides, auf dem Abel saß. »Wer käme auf die Idee, daß ein Hoteldirektor etwas für Mozart übrig hat?«
»Einer meiner Vorfahren, der erste Baron Rosnovski«, sagte Abel, »lernte den Meister kennen, und dieser wurde ein Freund der Familie. Daher habe ich immer das Gefühl, daß er irgendwie Teil meines Lebens ist.«
Melanies Lächeln war unerforschlich. Abel lehnte sich zu ihr und küßte sie knapp oberhalb des Ohres, wo ihr blondes Haar zurückgekämmt war. Sie fuhr zu sprechen fort, als hätte sie nicht das geringste bemerkt.
»Finden Sie nicht auch, daß Frederick Stock die Stimmung des dritten Satzes perfekt eingefangen hat?«
Abel wiederholte den Kuß. Diesmal wandte sie ihm ihr Gesicht zu und ließ sich auf die Lippen küssen. Dann schob sie ihn zurück.
»Ich glaube, ich sollte auf die Universität zurück.«
»Aber Sie sind doch eben erst gekommen«, sagte Abel enttäuscht.
»Ich weiß, aber ich muß morgen früh aufstehen; ich habe einen anstrengenden Tag vor mir.«
Abel küßte sie nochmals, sie fiel auf die Couch zurück, und Abel versuchte, die Hand auf ihre Brust zu legen. Rasch löste sie sich von seinen Lippen und schob ihn weg.
»Ich muß gehen, Abel«, beharrte sie.
»Nein«, sagte er, »du mußt noch nicht gehen«, und wieder versuchte er, sie zu küssen.
Diesmal stieß sie ihn energisch zurück.
»Was stellen Sie sich vor, Abel? Daß Sie mich gelegentlich zum Essen oder in ein Konzert einladen, gibt Ihnen noch kein Recht, mich zu mißhandeln.«
»Aber wir gehen doch seit Monaten zusammen aus«, widersprach Abel. »Ich dachte, Sie hätten nichts dagegen.«
»Wir gehen nicht seit Monaten zusammen aus, Abel. Ich esse dann und wann mit Ihnen im Speisesaal meines Vaters; das bedeutet nicht, daß wir seit Monaten zusammen ausgehen.«
»Es tut mir leid«, sagte Abel. »Ich wollte wirklich nicht den Eindruck erwecken, Sie zu mißhandeln; ich wollte Sie einfach berühren.«
»Ich würde keinem Mann erlauben, mich zu berühren, außer ich würde ihn heiraten.«
»Aber ich will dich heiraten«, sagte Abel leise.
Melanie brach in lautes Gelächter aus.
»Was ist daran so komisch?« fragte Abel und wurde rot.
»Seien Sie nicht albern, Abel. Ich könnte Sie niemals heiraten.«
»Warum nicht?« wollte Abel wissen; die Heftigkeit in ihrer Stimme bestürzte ihn.
»Eine Dame aus dem Süden würde nie einen polnischen Einwanderer der ersten Generation heiraten«, erwiderte sie, setzte sich sehr aufrecht und schob ihr Seidenkleid zurecht.
»Aber ich bin ein Baron«, sagte Abel ein wenig hochmütig.
Wieder lachte Melanie. »Sie meinen, daß das irgend jemand glaubt, Abel? Wissen Sie nicht, daß das ganze Personal hinter Ihrem Rücken lacht, wenn Sie Ihren Titel erwähnen?«
Abel war wie betäubt. Er fühlte Übelkeit und wurde blaß. »Alle lachen hinter meinem Rücken?«
Sein schwacher Akzent war jetzt deutlicher.
»Ja«, sagte sie. »Sie kennen doch sicher Ihren Spitznamen im Hotel? Der Chikago-Baron.«
Abel war sprachlos.
»Seien Sie nicht dumm, das ist kein Grund für Minderwertigkeitskomplexe. Sie haben wundervolle Arbeit für Daddy geleistet, finde ich, und ich weiß auch, daß er Sie bewundert. Aber ich könnte Sie nie heiraten.«
Abel saß ganz ruhig da. »Ich könnte Sie nie heiraten«, wiederholte er.
»Natürlich nicht. Daddy mag Sie gern, aber er wäre nie einverstanden, Sie als Schwiegersohn zu haben.«
»Es tut mir leid, Sie beleidigt zu haben«,

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