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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Kampf erlebt hatte. Es gelang ihm einfach nicht, in die vordersten Linien zu kommen. Daß er zum Oberstleutnant befördert und nach London geschickt wurde, um weitere Befehle abzuwarten, verringerte seine Chancen noch mehr.
    Mit dem D-Day begann der eigentliche große Vorstoß nach Europa. Die Alliierten marschierten durch Frankreich und befreiten am 25. August 1944 Paris. Als Abel mit den Amerikanern und den französischen Truppen de Gaulies in festlicher Parade über die Champs-Elysees zog, betrachtete er die immer noch herrliche Stadt und beschloß sofort, das erste europäische Baron-Hotel in Frankreich zu bauen.
    Die Alliierten marschierten weiter durch Nordfrankreich und über die deutsche Grenze in Richtung Berlin. Abel wurde an die 1 . Armee unter General Bradley überstellt. Nahrungsmittel kamen hauptsächlich aus England, im Land selbst war praktisch nichts vorhanden, weil jede Stadt, die die amerikanischen Truppen erreichten, von den zurückweichenden Deutschen geplündert worden war. Wann immer sie in eine neue Stadt kamen, brauchte Abel nur wenige Stunden, um die gesamten noch vorhandenen Vorräte zu seiner Verfügung zu haben, während andere amerikanische Quartiermeister noch gar nicht wußten, wo sie sich umsehen sollten. Britische und amerikanische Offiziere waren immer beglückt, wenn sie bei der 9. Panzerdivision eingeladen waren, und fragten sich jedesmal, woher sie die ausgezeichneten Lebensmittel hatte. Als General George S. Patton einmal von General Bradley zum Dinner eingeladen wurde, wurde Abel dem berühmten General vorgestellt, der seine Truppen stets selbst in die Schlacht führte, einen Revolver mit Elfenbeingriff in der Hand schwingend.
    »Beste Mahlzeit, die ich in diesem verdammten Krieg je hatte«, bemerkte Patton.
    Im Februar 1945 wußte Abel, daß der Krieg nur noch eine Sache von Monaten war; er trug jetzt seit drei Jahren Uniform. General Bradley sandte ihm fortwährend Glückwünsche und bedeutungslose Auszeichnungen, die Abels Uniform schmückten, aber das half wenig. Abel bat den General, ihn doch an einer einzigen Schlacht teilnehmen zu lassen; Bradley wollte nichts davon hören.
    Obwohl es die Aufgabe eines untergebenen Offiziers war, die Lastwagen mit den Essensrationen zur Front zu fahren und die Verteilung zu überwachen, übernahm Abel oft selbst die Aufgabe. Und wie als Hoteldirektor ließ er keinen seiner Untergebenen wissen, wann er wo auftauchen würde.
    Der ununterbrochene Strom von Tragbahren ins Lager erweckte an diesem feuchten St. Patrick’s Day in Abel den Wunsch, an die Front zu fahren und zu schauen, was dort los war. Als er diesen Einbahnverkehr nicht länger ertragen konnte, versammelte Abel seine Leute und organisierte persönlich die vierzehn Lebensmitteltransporte. Er nahm einen Leutnant, einen Feldwebel, zwei Obergefreite und achtundzwanzig Soldaten mit.
    Die Fahrt zu der nur etwa dreißig Kilometer entfernten Front war an diesem Morgen besonders langwierig. Abel setzte sich an das Lenkrad des ersten Wagens - er fühlte sich ein wenig wie General Patton - und pflügte durch strömenden Regen und hohen Schlamm. Wieder und wieder mußte er zur Seite fahren, um von der Front kommenden Ambulanzen den Weg freizugeben; Verwundete hatten Vorrang vor leeren Mägen. Abel wünschte, die meisten wären bloß verwundet, aber nur ein gelegentliches Winken oder Nicken deutete ein Lebenszeichen an. Je weiter Abel fuhr, desto klarer wurde ihm, daß nahe bei Remagen etwas Großes im Gang war, und er spürte sein Herz rascher schlagen. Irgendwie wußte er, daß er diesmal mitmachen würde.
    Als er endlich den Kommandoposten erreichte, hörte er in der Ferne das feindliche Feuer; er schlug sich wütend auf die Schenkel, als von irgendwo mehr und mehr tote oder verwundete Kameraden auf Bahren zurückgebracht wurden. Abel hatte es satt, nichts vom Krieg zu wissen; jeder Leser der New York Times wußte vermutlich besser Bescheid als er.
    Abel ließ seinen Konvoi neben der Feldküche anhalten, suchte Deckung vor dem heftigen Regen und war beschämt, daß andere, nur ein paar Meilen entfernt, vor dem Kugelregen Deckung suchen mußten. Er überwachte das Ausladen von vier Hektolitern Suppe, einer Tonne Corned beef, zweihundert Hühnern, einer halben Tonne Butter, drei Tonnen Kartoffeln und einhundertzehn Pfund Dosen Bohnen plus den unvermeidlichen K-Rationen - für jene, die an die Front gingen oder von der Front zurückkehrten. Als Abel in das Messezelt kam, fand er die langen

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