Archer Jeffrey
sollten, doch das alles mußte warten; im Augenblick wollte er nur seine Frau und seine Tochter wiedersehen. Und da kam der erste Schock. George hatte sich während der drei Jahre kaum verändert, aber die jetzt elfjährige Florentyna war ein schönes junges Mädchen geworden, während Zaphia mit ihren achtunddreißig Jahren dick, unscheinbar und ältlich aussah.
Anfänglich wußten die beiden nicht recht, wie sie zueinander standen, doch nach ein paar Wochen erkannte Abel, daß ihre Beziehung nie mehr so sein würde wie früher. Zaphia machte keine Anstrengungen, Abel wiederzugewinnen oder sich über seine Erfolge zu freuen. Ihr mangelndes Interesse betrübte Abel, aber alle seine Versuche, sie an seinem Leben teilhaben zu lassen, schlugen fehl. Sie schien nur zufrieden, wenn sie zu Hause war und von den Hotels nichts sah und hörte. Er fand sich damit ab, daß sie sich nicht mehr ändern konnte, und fragte sich, wie lange er ihr treu bleiben würde. Er vermied es, mit ihr zu schlafen, und wenn es doch dazu kam, dann dachte er an andere Frauen. Bald fand er genügend Ausreden, um Chikago und Zaphias anklagendes Gesicht zu meiden.
Er machte lange Reisen zu seinen anderen Hotels, und während der Schulferien nahm er Florentyna mit. In den ersten sechs Monaten nach seiner Rückkehr stattete er, so wie damals, als er nach Leroys Tod die Hotelgruppe übernommen hatte, jedem Hotel einen Besuch ab. Nach einem Jahr hatten alle Hotels den hohen Standard wiedererlangt, den er verlangte; jetzt wollte Abel zu neuen Zielen aufbrechen. Er teilte Curtis Fenton mit, daß sein Marktforschungsteam zum Bau von Hotels in Mexiko und Brasilien riet, und daß man auf der Suche nach entsprechendem Bauland sei.
»Das Mexiko City Baron und das Rio de Janeiro Baron«, sagte Abel; der Klang der Namen gefiel ihm.
»Nun, Sie verfügen über genug Kapital, um die Baukosten aufzubringen«, sagte Curtis Fenton. »In Ihrer Abwesenheit hat sich einiges angesammelt. Sie können ein Baron bauen, wo immer Sie Lust haben. Weiß Gott, wann Sie genug haben werden, Mr. Rosnovski.«
»Eines Tages, Mr. Fenton, werde ich in Warschau ein Baron errichten, und dann werde ich vielleicht genug haben«, erwiderte Abel. »Gegen die Deutschen habe ich gekämpft, aber mit den Russen habe ich noch eine Rechnung zu begleichen.«
Curtis Fenton lachte. Erst am Abend, als er seiner Frau von dem Gespräch erzählte, dämmerte ihm, daß Abel Rosnovski genau das gemeint hatte, was er sagte… ein Baron-Hotel in Warschau.
»Und wie sieht es mit mir und Kanes Bank aus?«
Der plötzlich veränderte Tonfall störte Curtis Fenton. Es machte ihm Sorgen, daß Abel Rosnovski William Kane immer noch für Davis Leroys Selbstmord verantwortlich machte. Er öffnete die entsprechenden Akten und las vor:
»Die Aktien von Lester, Kane and Company sind in Händen von vierzehn Mitgliedern der Familie Lester und sechs ehemaligen oder jetzigen Angestellten, während Mr. Kane mit acht Prozent der größte Aktienbesitzer ist.«
»Ist jemand von der Familie Lester bereit, seine Anteile zu verkaufen?«
»Vielleicht, wenn wir den richtigen Preis bieten. Miss Susan Lester, die Tochter des verstorbenen Charles Lester, deutete an, daß sie eventuell ihr Aktienpaket abgeben möchte, und auch Mr. Peter Parfitt, ein ehemaliger Vizepräsident von Lester, zeigte sich interessiert.« »Wieviel Prozent besitzen die beiden?«
»Susan Lester hat sechs Prozent, Peter Parfitt nur zwei.« »Wieviel wollen sie für die Aktien?«
Curtis konsultierte wieder seine Aufzeichnungen, während Abel Lesters’ Jahresbericht überflog. Sein Blick blieb an Artikel sieben hängen.
»Miss Susan Lester möchte für ihre sechs Prozent zwei Millionen Dollar und Peter Parfitt eine Million für seine zwei Prozent.«
»Mr. Parfitt ist zu gierig«, sagte Abel, »wir werden daher warten, bis er hungrig ist. Kaufen Sie sofort Susan Lesters Anteile, ohne wissen zu lassen, für wen Sie kaufen, und halten Sie mich über Parfitts Absichten auf dem laufenden.«
Curtis Fenton räusperte sich.
»Haben Sie etwas auf dem Herzen, Mr. Fenton?« fragte Abel.
Curtis Fenton zögerte. »Nein, nichts«, sagte er mit wenig Überzeugung.
»Von jetzt an möchte ich jemandem die Betreuung dieses Kontos übertragen, von dem Sie sicherlich gehört haben - Henry Osborne.«
»Der Kongreßabgeordnete Osborne?« fragte Curtis Fenton.
»Ja - kennen Sie ihn?«
»Nur dem Namen nach«, sagte Fenton mit leichter Mißbilligung, ohne aufzuschauen.
Abel ignorierte die
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