Archer Jeffrey
gewartet, und dann begann sich das Zimmer zu bewegen: vielleicht war es wieder ein Auto. Das Zimmer flog fort. Die Krankenschwester gab William eine Injektion, und er erinnerte sich an nichts, bis er spürte, daß ein Flugzeug landete und ausrollte. Wieder wurde er fortgetragen. Ein anderer Krankenwagen, eine andere Krankenschwester, ein anderer Geruch, eine andere Stadt. New York oder wenigstens Amerika, dachte er. Den Geruch gab es sonst nirgends auf der Welt. Das Sanitätsauto fuhr über glatte Straßen, blieb stehen, fuhr weiter, blieb stehen, fuhr weiter, bis es schließlich an seinem Bestimmungsort ankam. William wurde herausgehoben und eine Treppe hinauf in ein kleines Zimmer mit weißen Wänden getragen. Man legte ihn auf ein bequemes Bett. Er spürte, wie sein Kopf ein Kissen berührte. Als er das nächstemal erwachte, glaubte er sich völlig allein. Dann sah er Kate vor sich. Er versuchte, die Hand zu heben und sie zu berühren, zu sprechen. Es kamen keine Worte. Sie lächelte, aber er wußte, daß sie sein Lächeln nicht sehen konnte. Als er wieder erwachte, war Kate immer noch da, aber sie hatte ein anderes Kleid an. Oder war sie oft gekommen und gegangen? Wieder lächelte sie. Er versuchte, ein wenig den Kopf zu bewegen, und sah seinen Sohn Richard - so groß, so gutaussehend. Er wollte seine Töchter sehen, konnte aber den Kopf nicht weiter drehen. Sie kamen in sein Gesichtsfeld. Virginia - sie konnte noch nicht so alt sein, und Lucy… das war nicht möglich! Wo waren die Jahre geblieben? Er schlief.
Er erwachte. Es war niemand da, aber jetzt konnte er den Kopf bewegen. Man hatte ein paar Verbände abgenommen, und er sah etwas deutlicher. Er versuchte, etwas zu sagen, es kamen keine Worte.
Er erwachte. Noch weniger Bandagen. Kate war wieder da. Ihr blondes Haar war länger. Es fiel auf die Schultern herab. Ihre sanften braunen Augen, ihr unvergeßliches Lächeln - so schön, so wunderschön. Er sagte ihren Namen. Sie lächelte. Er schlief.
Er erwachte. Noch weniger Verbände. Diesmal sprach sein Sohn, »Hallo, Daddy«, sagte Richard.
Er hörte ihn und antwortete: »Hallo, Richard«, erkannte jedoch den Klang seiner eigenen Stimme nicht wieder. Eine Krankenschwester half ihm, sich aufzusetzen, um seine Familie zu begrüßen. Er dankte ihr. Ein Arzt berührte seine Schulter.
»Das Schlimmste ist vorüber, Mr. Kane. Sie werden bald gesund sein, und dann können Sie nach Hause gehen.«
Als Kate, gefolgt von Virginia und Lucy, das Zimmer betrat, lächelte er. So viele Fragen. Wo sollte er anfangen? In seinem Gedächtnis gab es viele Lücken, die ausgefüllt werden wollten. Kate sagte ihm, daß er beinahe gestorben wäre. Das wußte er, aber er wußte nicht, daß mehr als ein Jahr seit dem Hinterhalt im Wald bei Remagen vergangen war.
Wo waren die Monate der Bewußtlosigkeit, wo jenes Leben, das dem Tod so ähnlich gewesen war? Richard war jetzt fast zwölf Jahre alt und sprach bereits von Harvard, Virginia war neun und Lucy bald sieben. Ihre Kleider erschienen ihm ziemlich kurz. Er würde alle drei wieder neu kennenlernen müssen.
Kate war irgendwie noch schöner geworden, als William sie in Erinnerung hatte. Sie erzählte William, daß sie die Tatsache von seinem möglichen Tod nie zu akzeptieren gelernt hatte, sie erzählte, wie tüchtig Richard in Buckley war und wie sehr die beiden Mädchen einen Vater brauchten. Sie nahm all ihren Mut zusammen, um ihm von den Narben in seinem Gesicht und auf seiner Brust zu erzählen, die nie verschwinden würden; sie dankte Gott, daß nach Ansicht der Ärzte seine Sehkraft wiederkehren würde und sein Kopf in Ordnung war. Jetzt wollte sie ihm nur helfen, wieder gesund zu werden; Kate hatte Geduld, William nicht.
Jedes Familienmitglied übernahm eine Aufgabe. Zuerst Gehör, dann Sehen, dann Sprache. Richard half seinem Vater bei den Gehversuchen, bis er keine Krücken mehr brauchte. Lucy fütterte ihn, bis er wieder selbst essen konnte, und Virginia las ihm Mark Twain vor. William war nicht ganz sicher, ob sie ihm oder ihr zuliebe vorlas; so große Freude machte es beiden. Und dann, endlich, nach den Weihnachtsfeiertagen, durfte er nach Hause.
Zu Hause machte Williams Genesung wesentlich raschere Fortschritte, und die Ärzte meinten, daß er in einem halben Jahr seine Arbeit in der Bank wiederaufnehmen können würde. Mit kaum verheilten Narben, aber bereits wieder sehr lebendig, durfte er die ersten Besucher empfangen.
Der erste Besucher, Ted Leach, war
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