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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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zwischen die Beine des Jungen. Sein Gegner
fiel mit einem Schmerzenslaut zurück und preßte die Hände auf seine
Hoden. Wladek warf sich über ihn und schlug auf ihn ein; so war der
Junge noch nie geschlagen worden. Er war kein Gegner für Wladek;
in einem verlassenen Eisenbahnwagen zu schlafen war ein Luxus mit
fünf Sternen, verglichen mit dem Kerker und einem russischen
Arbeitslager.
Wladek hielt inne, als sein Gegner hilflos auf dem Boden lag. Der
Junge winselte.
»Geh zum anderen Wagenende und bleib dort«, befahl Wladek.
»Wenn du auch nur einen Muskel bewegst, bringe ich dich um.« »Ja, ja«, flüsterte der Junge und kroch weg.
Wladek hörte, wie er das andere Waggonende erreichte. Er lauschte
eine Weile, aber es rührte sich nichts. Hierauf legte er sich wieder auf
den Boden, und einen Augenblick später schlief er fest.
Als er aufwachte, schien bereits die Sonne durch die Ritzen der
Planken. Er drehte sich langsam um und schaute den Gegner der
letzten Nacht zum erstenmal genauer an. Der Junge lag, eingerollt wie
ein kleines Kind, in der hintersten Wagenecke.
»Komm her«, befahl Wladek.
Der Junge erwachte langsam.
»Komm her«, wiederholte Wladek lauter.
Der Junge kam sofort. Sie waren ungefähr gleich alt, doch der Junge
war wesentlich größer, hatte blondes Haar und ein Gesicht, das jünger
wirkte als dasjenige Wladeks. Sein Aussehen deutete darauf hin, daß
er ein Gespräch über Wasser und Seife als tiefe Beleidigung
empfinden würde.
»Das Wichtigste zuerst«, sagte Wladek. »Wie verschafft man sich
etwas zu essen?«
»Komm mit mir«, sagte der Junge und sprang aus dem Waggon.
Wladek hinkte hinter ihm her über den Hügel und in die Stadt, wo
eben der morgendliche Markt begann. Seit den großartigen Diners auf
dem Schloß hatte Wladek nicht mehr so viel verlockende Nahrung
gesehen. Reihe um Reihe von Ständen, vor denen sich Früchte und
Gemüse türmten und sogar seine Lieblingsnüsse. Der Junge merkte,
daß der Anblick Wladek überwältigte.
»Jetzt will ich dir sagen, was wir tun«, sagte der Junge, und seine
Stimme klang zum erstenmal selbstsicher. »Ich gehe zum Eckstand,
stehle eine Apfelsine und laufe weg. Du rufst so laut du kannst ›Haltet
den Dieb!‹. Der Budenbesitzer wird mir nachrennen, und inzwischen
kannst du deine Taschen füllen. Sei nicht zu gierig. Nimm nicht mehr,
als du für eine Mahlzeit brauchst. Dann kommst du wieder hierher.
Verstanden?«
»Ja, ich denke schon«, sagte Wladek.
»Zeig, was du kannst, Moskowiter.«
Der Junge schaute ihn an, grinste und war verschwunden. Wladek
blickte ihm bewundernd nach, als er mit wiegenden Schritten auf den ersten Stand zuging, eine Apfelsine von der Pyramidenspitze nahm, dem Besitzer etwas Unverständliches zurief und sich in Trab setzte. Er drehte sich nach Wladek um, der völlig vergessen hatte, »Haltet den Dieb!« zu rufen, aber der Verkäufer schaute auf und lief sofort hinter dem Jungen her. Während alle Blicke auf Wladeks Gefährten gerichtet waren, ging dieser rasch zu dem Stand, nahm drei Apfelsinen, einen Apfel und eine Kartoffel und stopfte alles in die Manteltaschen. Als der Standbesitzer den Jungen beinahe eingeholt hatte, warf dieser die Apfelsine zurück. Der Mann blieb stehen, hob sie auf, stieß einen lauten Fluch aus, schüttelte die Faust und beklagte sich, während er zu
seinem Stand zurückkehrte, lauthals bei den anderen Verkäufern. Wladek schüttelte sich vor Vergnügen, während er das Schauspiel
betrachtete. Da legte sich eine Hand auf seine Schulter. Überzeugt,
daß man ihn erwischt hatte, drehte er sich entsetzt um.
»Hast du was genommen, Moskowiter, oder bist du hier nur
Zuschauer?«
Erleichtert lachte Wladek auf und zeigte seine Apfelsinen, den
Apfel und die Kartoffel. Jetzt lachte auch der Junge.
»Wie heißt du?« fragte Wladek.
»Stefan.«
»Machen wir es nochmals, Stefan.«
»Langsam, Moskowiter. Werd nicht übermütig. Wenn wir die Sache
wiederholen wollen, müssen wir auf die andere Seite des Marktes
gehen und mindestens eine Stunde warten. Du arbeitest jetzt mit
einem Profi, aber bilde dir nicht ein, daß man nicht dann und wann
erwischt wird.«
Die zwei Jungen gingen schweigend auf die andere Seite des
Marktes hinüber. Für Stefans Leichtfüßigkeit hätte Wladek gern nicht
nur Apfelsinen, Apfel und Kartoffel, sondern auch seine
hundertfünfzig Rubel gegeben. Sie mischten sich unter die Käufer,
und als Stefan den Zeitpunkt für gekommen hielt, wiederholten sie
noch zweimal ihren Trick. Befriedigt

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