Archer Jeffrey
Neuigkeiten für mich?« fragte Alan.
»Vor oder nach Ihrem Putt, Sir?«
Alan lachte und entschloß sich zur Ehrlichkeit. »Vor dem Putt, William«, sagte er und lehnte sich gegen seinen Schläger.
»Osborne wird das Krankenhaus nicht bekommen. Die maßgeblichen Leute glauben, daß er junge Beamte der Stadtverwaltung besticht. Man wird darüber Stillschweigen bewahren, aber um etwaige spätere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, wurde sein Name von der endgültigen Liste gestrichen. Kirkbride and Carter werden den Zuschlag erhalten. Diese letzte Information ist vertraulich, Sir. Auch Kirkbride and Carter werden es erst übernächsten Donnerstag erfahren. Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie darüber Stillschweigen bewahrten, Sir.«
Alan verfehlte seinen Schlag. William lochte ein, ging zum Präsidenten und schüttelte ihm herzlich die Hand.
»Vielen Dank für das Spiel, Sir. Ich glaube, Sie schulden mir neunzig Dollar.«
Alan zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine HundertDollar-Note. »William, ich glaube, es ist an der Zeit, daß du mich nicht mehr Sir, sondern Alan nennst.«
»Danke, Alan.«
William gab ihm zehn Dollar zurück.
Als Alan Lloyd am Montag morgens in die Bank kam, hatte er mehr zu tun, als er vor dem Wochenende angenommen hatte. Fünf Abteilungsleiter wurden sofort beauftragt, Williams Behauptungen zu überprüfen. Alan glaubte bereits zu wissen, was die Nachforschungen ergeben würden; und um Annes Stellung in der Bank zu schützen, vergewisserte er sich, daß keine Abteilung erfuhr, was die andere tat. Seine Anweisungen an die Abteilungsleiter waren klar: alle Berichte waren streng vertraulich und ausschließlich für den Präsidenten bestimmt. Am Mittwoch derselben Woche hatte er fünf vorläufige Berichte auf seinem Schreibtisch liegen. Sie alle schienen Williams Informationen zu bestätigen, obwohl jeder Manager um etwas mehr Zeit bat, um Details zu verifizieren. Alan entschloß sich, Anne erst zu informieren, wenn er ganz konkrete Informationen vorliegen hatte. Im Augenblick wollte er nichts anderes tun, als an einem Buffet-Dinner teilnehmen, das die Osbornes am selben Abend gaben. Bei dieser Gelegenheit wollte er Anne raten, mit einer Entscheidung über das Darlehen noch zuzuwarten.
Als Alan zu den Osbornes kam, war er über Annes schlechtes Aussehen entsetzt; das veranlaßte ihn, noch behutsamer mit ihr umzugehen. Als es ihm gelang, sie allein zu sprechen, hatten sie nur ein paar Minuten Zeit. Wenn sie nur nicht ausgerechnet jetzt ein Baby erwartete, dachte er.
Anne wandte sich lächelnd zu ihm. »Wie lieb von dir, daß du gekommen bist, obwohl dich die Bank doch so sehr beschäftigt.«
»Deine Parties möchte ich um keinen Preis versäumen, meine Liebe. Sie sind noch immer das Beste, was Boston zu bieten hat.«
Sie lächelte. »Ich möchte wissen, ob du jemals etwas Falsches sagst.«
»Nur zu oft, Anne. Hattest du Zeit, über das Darlehen nachzudenken?«
Er versuchte, die Worte beiläufig klingen zu lassen.
»Nein, leider nicht. Ich war mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, Alan. Wie sahen Henrys Bücher aus?«
»Gut, aber wir haben nur die Zahlen aus einem Jahr zur Verfügung, daher glaube ich, daß unsere Buchhalter sie überprüfen sollten. Das ist bei jedem, der weniger als drei Jahre im Geschäft ist, die normale Bankpraxis. Ich bin überzeugt, daß Henry unseren Standpunkt versteht und damit einverstanden ist.«
»Anne, Liebling, was für eine reizende Party«, sagte eine laute Stimme hinter Alans Schulter. Das Gesicht kannte er nicht, vermutlich war es einer von Henrys politischen Freunden. »Wie geht es der entzückenden kleinen künftigen Mutter?« fuhr die überschwengliche Stimme fort.
Alan brach das Gespräch ab und hoffte, für die Bank etwas Zeit gewonnen zu haben. Es waren eine Menge Politiker anwesend, zum Teil von der Stadtverwaltung, zum Teil sogar vom Kongreß, und Alan fragte sich, ob William sich bezüglich des Klinikauftrages vielleicht geirrt hatte. Nicht, daß die Bank sich darum kümmern mußte; die offizielle Entscheidung des Rathauses war nächste Woche fällig. Er verabschiedete sich von den Gastgebern, holte seinen schwarzen Mantel aus der Garderobe und ging.
»Nächste Woche um diese Zeit«, sagte er laut vor sich hin, wie um sich zu beruhigen, während er die Chestnut Street zu seinem Haus zurückwanderte.
Die Party bot Anne Gelegenheit, Henry und Milly Preston zu beobachten. Nichts wies auf eine intime Beziehung hin; im Gegenteil, Henry
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