Archer Jeffrey
wie steht es mit den Briefen?« fragte Anne. »Ich nehme an,
sie stammen von jemandem, der auf die Erfolge meines Mannes
eifersüchtig ist.«
»Nun, ich habe schon letzte Woche darauf hingewiesen, daß es nicht
leicht ist, den Absender anonymer Brief festzustellen. Wir konnten
jedoch das Geschäft ausfindig machen, in dem das Briefpapier gekauft
wurde, da die Sorte etwas außergewöhnlich ist; mehr kann ich im
Moment nicht darüber sagen. Vielleicht habe ich auch hier nächste
Woche einen Hinweis. Haben Sie in den letzten Tagen weitere Briefe
erhalten?«
»Nein.«
»Gut, dann scheint sich alles zum besten zu wenden. Hoffen wir um
Ihretwillen, daß wir uns nächste Woche zum letztenmal sehen.« »Ja«, sagte Anne glücklich, »das wollen wir hoffen. Kann ich Ihre
Auslagen nächste Woche begleichen?«
»Natürlich, natürlich.«
Anne hatte die Worte beinahe vergessen, doch diesmal lachte sie
darüber. Als sie nach Hause fuhr, beschloß sie, daß Henry die
fünfhunderttausend Dollar haben sollte und damit eine Möglichkeit,
William und Alan Lügen zu strafen. Sie hatte sich immer noch nicht von dem Schock erholt, daß William nach Boston gekommen war, ohne sie davon zu unterrichten; vielleicht hatte Henry recht, und William unternahm wirklich etwas hinter ihrem Rücken.
Henry war glücklich, als Anne ihm an diesem Abend ihren Entschluß mitteilte, und am nächsten Morgen legte er ihr die entsprechenden Dokumente zur Unterschrift vor.
Anne konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß er die Papiere bereits einige Zeit vorbereitet haben mußte, besonders, da Milly Preston bereits unterschrieben hatte. Oder war sie wieder zu mißtrauisch? Sie schlug den Gedanken in den Wind und unterschrieb rasch.
Als Alan Lloyd am folgenden Montag morgen telefonierte, war Anne gut vorbereitet.
»Anne, laß mich wenigstens bis Donnerstag warten. Dann werden wir wissen, wer den Auftrag erhalten hat.«
»Nein, Alan. Die Entscheidung kann nicht aufgeschoben werden. Henry braucht das Geld sofort. Er muß dem Rathaus beweisen, daß er finanziell in der Lage ist, den Vertrag zu erfüllen, und du hast bereits die Unterschrift von zwei Treuhändern. Damit bist du die Verantwortung los.«
»Die Bank kann jederzeit für Henry garantieren, ohne tatsächlich das Geld zu überweisen. Ich bin überzeugt, daß das Rathaus damit einverstanden wäre. Und ich hatte auch noch nicht Zeit, die Bücher seiner Firma überprüfen zu lassen.«
»Aber du hattest Zeit genug, letzten Sonntag mit William zu Mittag zu essen, ohne mich zu informieren.«
Am anderen Ende der Leitung wurde es einen Moment lang still.
»Anne, ich…«
»Behaupte nicht, du hättest keine Gelegenheit gehabt. Du warst Mittwoch bei uns eingeladen, und da hättest du es mir ohne weiteres erzählen können. Aber du wolltest nicht. Statt dessen fandest du Zeit, mir zu raten, die Entscheidung über Henrys Darlehen aufzuschieben.«
»Anne, es tut mir schrecklich leid. Ich kann verstehen, wie du es siehst und warum du verärgert bist, aber es gab für mein Verhalten einen bestimmten Grund. Darf ich zu dir kommen und dir alles erklären?«
»Nein, Alan. Ihr habt euch alle gegen meinen Mann verschworen. Keiner von euch will ihm eine Chance geben, sich zu bewähren. Nun, ich werde ihm diese Chance geben.«
Anne legte den Hörer auf und war mit sich zufrieden. Sie hatte das Gefühl, diesmal so loyal zu Henry gewesen zu sein, daß damit ihre vorübergehenden Zweifel wiedergutgemacht waren.
Alan Lloyd rief nochmals an, aber Anne gab dem Mädchen Weisung, zu sagen, daß sie den Rest des Tages nicht zu Hause sei. Als Henry abends nach Hause kam, war er entzückt über Annes Bericht, wie sie Alan zurechtgewiesen hatte.
»Es wird sich alles zum besten wenden, meine Liebe, du wirst es sehen. Donnerstag morgen bekomme ich den Kontrakt, und dann kannst du dich wieder mit Alan versöhnen. Bis dahin solltest du ihn lieber meiden. Übrigens, wenn du Lust hast, können wir Donnerstag mittag im Ritz feiern und ihm von der anderen Seite des Speisesaals zuwinken.«
Anne lächelte und willigte ein. Es fiel ihr ein, daß sie an diesem Tag um zwölf Uhr Ricardo zum letztenmal sehen sollte. Trotzdem konnte sie um ein Uhr im Ritz sein und beide Triumphe gleichzeitig feiern… Alan versuchte verschiedentlich, Anne zu erreichen, aber das Hausmädchen hatte immer eine Ausrede zur Hand. Da das Dokument von zwei Treuhändern unterzeichnet war, konnte er die Überweisung nicht länger als vierundzwanzig Stunden
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