Archer Jeffrey
Einmischung um meine Frau kümmern können.«
»Und auch um ihr Geld, wie es scheint.«
»Geld. Du kleines, geiziges Schwein. Ich wette, der Verlust tut dir mehr weh als alles andere.«
»Stehen Sie auf«, stieß William zwischen den Zähnen hervor.
Henry Osborne stand mühsam auf und zerbrach die Flasche an der Stuhlkante. Whisky floß über den Teppich. Die zerbrochene Flasche in der Hand schwankte er auf William zu. William wich nicht von der Stelle, während Matthew dazwischentrat und dem Betrunkenen ohne Schwierigkeit die Flasche aus der Hand nahm.
William schob seinen Freund zur Seite und ging vor, bis sein Gesicht nur Zentimeter von dem Osbornes entfernt war.
»Hören Sie mir jetzt genau zu. Ich wünsche, daß Sie dieses Haus binnen einer Stunde verlassen. Sollte ich jemals wieder von Ihnen hören, werde ich eine gerichtliche Untersuchung darüber veranlassen, was mit der Fünfhunderttausend-Dollar-Investition meiner Mutter in Ihrer Firma tatsächlich geschehen ist. Ich werde meine Nachforschungen bezüglich Ihrer Person und Ihres Vorlebens in Chikago wiederaufnehmen. Wenn ich anderseits nie mehr ein Wort von Ihnen höre, betrachte ich die Angelegenheit für erledigt. Und jetzt verschwinden Sie, bevor ich Sie umbringe.«
Schluchzend, stammelnd, wütend verschwand Henry Osborne; die beiden Jungen schauten zu.
Am nächsten Morgen ging William in die Bank. Er wurde sofort in das Büro des Präsidenten geführt. Alan Lloyd steckte eben einige Dokumente in eine Aktentasche. Er schaute auf und übergab William schweigend ein Papier. Es war ein kurzer Brief an alle Vorstandsmitglieder, in dem er seinen Rücktritt als Präsident der Bank mitteilte.
»Könntest du deine Sekretärin bitten, hereinzukommen?« fragte William ruhig.
»Wie du willst.«
Alan Lloyd drückte auf einen Knopf neben seinem Schreibtisch, und eine schlicht gekleidete ältere Dame trat durch eine Seitentür ins Zimmer. »Guten Morgen, Mr. Kane«, sagte sie, als sie William sah. »Mein herzliches Beileid.«
»Danke«, sagte William. »Hat jemand diesen Brief gesehen?«
»Nein, Sir«, antwortete die Sekretärin. »Ich bin eben dabei, zwölf Kopien zu tippen und sie Mr. Lloyd zur Unterschrift vorzulegen.«
»Schreiben Sie sie bitte nicht und vergessen Sie, bitte, daß dieser Briefentwurf existierte. Erwähnen Sie ihn nie und niemandem gegenüber, verstehen Sie?«
Sie starrte in die blauen Augen des sechzehnjährigen Jungen. Ganz wie sein Vater, dachte sie. »Ja, Mr. Kane.«
Sie ging und schloß leise die Tür. Alan Lloyd schaute auf.
»Kane and Cabot braucht im Augenblick keinen neuen Präsidenten, Alan. Du hast nichts getan, was mein Vater unter den gleichen Umständen nicht auch getan hätte.«
»So einfach ist das nicht«, sagte Alan.
»Es ist so einfach«, erwiderte William. »Wenn ich einundzwanzig bin, können wir wieder darüber sprechen, aber nicht früher. Bis dahin wäre ich dankbar, wenn du meine Bank in deiner gewohnten diplomatischen und konservativen Weise weiterführen wolltest. Ich möchte nicht, daß das, was vorgefallen ist, außerhalb dieses Büros auch nur erwähnt wird. Ich bitte dich, sämtliche deiner Informationen über Henry Osborne zu vernichten und die Angelegenheit als beendet zu betrachten.«
William zerriß den Rücktrittsbrief und warf die Papierstückchen ins Feuer. Dann legte er den Arm um Alans Schulter.
»Ich habe keine Familie mehr, Alan, nur dich. Um Himmels willen, verlaß mich nicht.«
William ließ sich nach Beacon Hill zurückfahren. Bei seiner Ankunft informierte ihn der Butler, daß Mrs. Kane und Mrs. Cabot im Wohnzimmer auf ihn warteten. Beide standen auf, als er das Zimmer betrat. Zum erstenmal wurde es William bewußt, daß er jetzt das Familienoberhaupt der Kanes war.
Das Begräbnis fand zwei Tage später in aller Stille in der Old-NorthKirche auf Beacon Hill statt. Nur die Familie und die engsten Freunde waren geladen, der einzige Abwesende war Henry Osborne. Bevor die Trauergäste gingen, sprachen sie William ihr Beileid aus. Wie eine Garde standen die beiden Großmütter einen Schritt hinter ihm, beobachteten und billigten sein gefaßtes und würdevolles Verhalten. Als alle gegangen waren, begleitete William Alan Lloyd zu dessen Auto.
Der Präsident war hocherfreut über die einzige Bitte, die William äußerte. »Alan, du weißt, daß meine Mutter immer die Absicht hatte, zum Andenken an meinen Vater eine Kinderstation für das neue Krankenhaus zu stiften. Ich möchte, daß ihr Wunsch verwirklicht
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