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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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in Englisch so beeindruckt, daß er ihm riet, einen weiteren Abendkurs zu besuchen; das würde der erste Schritt zum B. A., dem Bachelor of Art, und damit zu einem akademischen Grad sein. Abel stellte sich um und konzentrierte sich in seiner Freizeit nicht mehr auf Englisch, sondern auf Finanzwissenschaften; er schrieb die Leitartikel des Wall Street Journal und nicht mehr jene der New York Times ab. Seine neue Welt nahm ihn völlig gefangen, und von George abgesehen, verlor er jeden Kontakt mit seinen polnischen Freunden.
Wenn Abel im Oak Room servierte, studierte er alle berühmten Gäste
- die Bakers, Loebs, Whitneys, Morgans und Phelps - und versuchte festzustellen, was die Reichen von den übrigen Menschen unterschied. Er las The American Mercury von H. L. Mencken, Scott Fitzgerald, Sinclair Lewis und Theodore Dreiser; sein Wissensdurst war unersättlich. Während die anderen Kellner den Mirror durchblätterten, studierte er die New York Times, und während die anderen in ihrer Arbeitspause vor sich hin dösten, las er das Wall Street Journal. Wohin ihn sein frisch erworbenes Wissen führen würde, wußte er nicht, aber nie bezweifelte er den Grundsatz des Barons, daß es für gute Erziehung keinen Ersatz gab.
    An einem Donnerstag im August 1926 - er erinnerte sich gut, denn es war der Tag, an dem Rodolfo Valentino starb und viele der Damen, die in der Fifth Avenue auf Einkaufsbummel waren, Trauer trugen servierte Abel wie immer an einem der Ecktische. Diese Tische waren für Geschäftsmagnaten reserviert, die ungestört und ohne Angst, gehört zu werden, speisen wollten. An diesem bestimmten Tisch servierte er besonders gern, denn hier wurden oft neue Geschäfte angebahnt, und aus den Bruchstücken der Gespräche entnahm Abel oft wertvolle kleine Hinweise. Kam der Gastgeber von einer Bank oder einer großen Holdinggesellschaft, so informierte sich Abel nach dem Lunch über den finanziellen Stand des Unternehmens der Gäste. Hatte er das Gefühl, das Gespräch sei besonders gut verlaufen, so investierte er hundert Dollar in Aktien des kleineren Unternehmens, in der Hoffnung, es werde von der größeren Gesellschaft übernommen werden oder könne mit deren Hilfe expandieren. Bestellte der Gastgeber nach der Mahlzeit Zigarren, so riskierte Abel zweihundert Dollar. Sieben- von zehnmal verdoppelte sich der Wert der Aktien, die er auf diese Weise erwarb, innerhalb von sechs Monaten - das war der Zeitraum, den er sich für das Halten der Aktien gesetzt hatte. Während der vier Jahre, die er im Plaza arbeitete, verlor er nur dreimal Geld.
    Was an diesem bestimmten Tag so ungewöhnlich war an dem Ecktisch, war, daß die Gäste bereits vor der Mahlzeit Zigarren bestellten. Später kamen neue Gäste, die ebenfalls Zigarren bestellten. Abel suchte in dem Buch für Tischreservierungen nach dem Namen des Gastgebers. Woolworth. Diesen Namen hatte er vor kurzem auf der Finanzseite gelesen, wußte jedoch im Moment nicht, wohin er gehörte. Ein anderer Gast war Charles Lester, ein regelmäßiger Besucher des Plaza und, wie Abel wußte, ein bekannter Bankier. Während er das Essen servierte, hörte er zu, so gut er konnte. Die Gäste zeigten absolut kein Interesse für den aufmerksamen Kellner. Abel konnte keine Einzelheiten aufschnappen, glaubte aber zu verstehen, daß man irgendeinen Vertrag abgeschlossen hatte, der der Öffentlichkeit im Lauf des Tages mitgeteilt werden sollte. Dann plötzlich erinnerte er sich. Er hatte den Namen im Wall Street Journal gelesen. Woolworth war der Mann, der Amerikas erstes Five-and-tenCent-Warenhaus eröffnen würde. Während die Gäste das Dessert aßen
- einen von Abel empfohlenen Erdbeer- und Quarkkuchen -, verließ er rasch für ein paar Minuten den Speisesaal und rief seinen Makler in der Wall Street an.
    »Wie hoch steht Woolworth im Augenblick?« fragte er.
    Am anderen Ende des Drahtes trat eine kurze Pause ein. »Zwei und eins Komma acht. In letzter Zeit ziemlich viel Bewegung, obwohl ich nicht weiß, warum«, war die Antwort.
    »Kaufen Sie bis zum Limit meines Kontos, bis Sie im Lauf des Tages eine Erklärung der Gesellschaft hören.«
     
    »Was wird diese Erklärung beinhalten?« fragte der verwunderte Makler.
     
    »Ich bin nicht in der Lage, diese Art von Information telefonisch weiterzugeben«, sagte Abel.
    Der Makler war entsprechend beeindruckt; Abels bisherige Käufe hatten ihn bewogen, sich nicht zu genau nach dessen Informationsquellen zu erkundigen.
    Abel eilte in den

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