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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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bei sexuellen Problemen von Nutzen sein. Ein Buch über Etikettefragen war sinnlos, und The Nature of Morals von W. F. Colbert erwies sich ebenfalls als gänzlich ungeeignet.
Abel verließ den Buchladen, ohne etwas zu kaufen, und verbrachte den Rest des Nachmittags in einem schäbigen Kino am Broadway, ohne den Film wirklich anzuschauen; er dachte nur über Claras Worte nach. Der Film, eine Liebesgeschichte mit Greta Garbo, gipfelte ganz zum Schluß in einem Kuß und war ebensowenig hilfreich wie Scribner’s Buchladen.
Als Abel aus dem Kino kam, war der Himmel bereits dunkel, und ein kalter Wind fegte den Broadway hinunter. Es erstaunte Abel immer noch, daß eine Stadt bei Nacht ebenso lärmend und hell sein konnte wie bei Tag. Er ging in Richtung 59. Straße und hoffte, daß die frische Luft Klarheit in seine Gedanken bringen würde. An der Ecke der 53. Straße blieb er stehen und kaufte eine Abendzeitung.
»Auf der Suche nach einem Mädchen?« fragte eine Stimme hinter dem Zeitungsstand.
Abel blickte auf; die Frau war etwa fünfunddreißig, sehr stark geschminkt; sie benutzte den modernsten Lippenstift. Ihre weiße Seidenbluse war ein wenig geöffnet, und sie trug einen langen schwarzen Rock, schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe.
»Nur fünf Dollar. Gut angelegtes Geld«, sagte sie und schob eine Hüfte vor, so daß sich der geschlitzte Rock teilte und ihre Schenkel freigab.
»Wo?« fragte Abel.
»Ich hab im nächsten Block ein eigenes Zimmer.«
Sie wandte den Kopf, um Abel die Richtung anzudeuten, und jetzt sah er im Licht der Straßenbeleuchtung ihr Gesicht deutlich. Sie war nicht unhübsch. Abel nickte zustimmend, sie nahm seinen Arm, und sie gingen.
»Wenn uns ein Polizist aufhält -«, sagte sie, »ich heiße Joyce, und du bist ein alter Freund von mir.«
Sie gingen zum nächsten Block und betraten ein schäbiges Apartmenthaus. Das trostlose Zimmer, von einer einzigen Glühbirne erhellt, mit einem Stuhl, einem Waschbecken und einem zerwühlten Doppelbett ausgestattet, das offensichtlich an diesem Tag bereits mehrmals benützt worden war, entsetzte Abel.
»Hier wohnst du?« fragte er ungläubig.
»Mein Gott, nein. Dieses Zimmer ist nur für die Arbeit.«
»Warum machst du das?« fragte Abel und überlegte, ob er noch Lust hatte, seinen Plan auszuführen.
»Ich habe zwei Kinder und keinen Mann. Weißt du einen besseren Grund? Und jetzt: Willst du oder willst du nicht?«
»Ja, aber nicht so, wie du glaubst«, sagte Abel.
Sie betrachtete ihn argwöhnisch. »Gehörst du am Ende zu diesen brutalen Typen, den Nachfolgern von Marquis de Sade?«
»Keineswegs«, sagte Abel.
»Du wirst mich also nicht mit Zigaretten verbrennen?«
»Nichts dergleichen«, sagte Abel verblüfft. »Ich möchte belehrt werden, ich will Stunden nehmen.«
»Stunden? Mach keine Witze. Wofür hältst du das hier. Für einen Abendkurs im Bumsen?«
»So ähnlich«, sagte Abel, setzte sich auf die Bettkante und erzählte ihr, wie Clara letzte Nacht reagiert hatte. »Glaubst du, daß du mir helfen kannst?«
Das Freudenmädchen schaute Abel prüfend an und fragte sich, ob man wohl den 1. April schrieb.
»Natürlich«, sagte sie schließlich, »aber es wird dich jedesmal fünf Dollar für eine halbe Stunde kosten.«
»Kostspieliger als ein B. A. an der Columbia«, sagte Abel. »Wie viele Stunden werde ich brauchen?«
»Hängt davon ab, wie rasch du lernst, nicht wahr?« erwiderte sie.
»Gut, also fangen wir an«, sagte Abel, nahm fünf Dollar aus der Tasche und gab ihr das Geld. Sie steckte die Banknote in den Strumpf, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie ihn nie auszog.
»Kleider runter, mein Schatz«, sagte sie. »Angezogen wirst du nicht viel lernen.«
Als er sich ausgekleidet hatte, betrachtete sie ihn kritisch. »Ein Double von Douglas Fairbanks bist du nicht gerade! Aber das macht nichts. Wenn das Licht gelöscht ist, zählt nicht, wie du aussiehst, sondern was du tust.«
Abel saß immer noch auf der Bettkante, während sie ihm erklärte, wie man eine Dame behandelt. Sie war sehr erstaunt, daß Abel sie tatsächlich nicht haben wollte, und noch erstaunter, als er während der folgenden zwei Wochen täglich bei ihr erschien.
»Wann werde ich wissen, daß ich soweit bin?« fragte Abel.
»Das wirst du feststellen, mein Kind«, erwiderte Joyce. »Wenn du mich dazu bringst, daß es mir kommt, dann gelingt es dir auch bei einer ägyptischen Mumie.«
Zuerst erklärte sie ihm die empfindsamen Zonen eines Frauenkörpers, dann lehrte sie ihn Geduld zu

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