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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Williams Erziehung bereits
vollendet.
Während der Osterferien, um genau zu sein, zu Christi Himmelfahrt,
erlag Abby Blount endlich Williams Verführungskünsten. Das kostete
Matthew fünf Dollar und Abby die Jungfernschaft. Nach Mrs. Raglan
war sie eine leichte Enttäuschung. Während der ganzen Osterferien
war das das einzige bemerkenswerte Ereignis, denn Abby fuhr mit
ihren Eltern nach Palm Beach, und William verbrachte die meiste Zeit
mit seinen Büchern und war für niemanden zu sprechen, außer für die Großmütter und Alan Lloyd. Bis zu seinen Abschlußprüfungen waren es nur mehr ein paar Wochen, und da Grumpy Raglan zu keinen weiteren Besprechungen mehr fuhr, hatte William keine
Gelegenheiten zu weiteren Aktivitäten.
Während des letzten Semesters in St. Paul saßen William und
Matthew stundenlang in ihrem Arbeitszimmer und wechselten kein
Wort, außer, Matthew stieß auf ein mathematisches Problem, das er
allein absolut nicht lösen konnte. Die lang erwarteten Prüfungen
kamen endlich, und sie dauerten nur eine, allerdings harte Woche.
Kaum waren sie vorüber, taten die beiden Jungen so, als wären sie
gänzlich uninteressiert an den Resultaten; doch als die Tage vergingen
und sie warteten und warteten, schwand ihr Selbstvertrauen. Das
Hamilton-Memorial-Stipendium für Harvard wurde ausschließlich für
hervorragende Leistungen vergeben, und jeder Schüler in Amerika
konnte es bekommen. William vermochte nicht zu beurteilen, wie gut
seine Konkurrenten waren. Als die Zeit verstrich und er nichts hörte,
begann er das Schlimmste zu befürchten.
Als das Telegramm ankam, spielte er eben mit ein paar
Schulkollegen Baseball, um die letzten Schultage totzuschlagen - jene
warmen Sommertage, an denen die Jungen oft wegen Trunkenheit
oder eingeschlagener Fensterscheiben von der Schule verwiesen
werden; oder auch, weil sie versuchen, mit den Töchtern ihrer Lehrer
und manchmal auch mit deren Frauen ins Bett zu gehen.
William erklärte eben lauthals, daß er seinen ersten Lauf gleich um
sämtliche Male machen würde. Der Champion von St. Paul, spottete
Matthew. Die Prahlerei wurde mit großem Gelächter aufgenommen.
Als man William das Telegramm übergab, war der Lauf plötzlich
vergessen. Er ließ die Schlagkeule fallen und riß den kleinen gelben
Umschlag auf. Der Werfer wartete ungeduldig, den Ball in der Hand,
und ebenso warteten die anderen Spieler. Langsam las William die
Nachricht.
»Man will dich zu einem Profi machen«, rief jemand vom Spielfeld;
die Ankunft eines Telegramms während eines Baseball-Spieles war
doch eher ungewöhnlich. Matthew kam auf William zu und versuchte
an dessen Gesichtsausdruck zu erkennen, ob die Nachricht gut oder
schlecht war. Ohne eine Miene zu verziehen, reichte William Matthew
das Telegramm. Dieser las es, vollführte einen Luftsprung, ließ das
Papier zu Boden fallen und begleitete William auf seinem Lauf um
sämtliche Male. Der Werfer schaute zu, nahm das Papier vom Boden
auf, las es und warf seinen Ball lustvoll auf die Tribüne. Dann wurde das kleine Stück Papier von Spieler zu Spieler weitergereicht. Der letzte, der die Nachricht las, war der Überbringer des Telegramms. Er fand, daß er, der soviel Freude bereitet hatte, ohne einen Dank dafür zu erhalten, wenigstens zu wissen verdiente, was der Anlaß für die
Aufregung war.
Das Telegramm war an Mr. William Lowell Kane gerichtet. Es
lautete: »Gratulieren zu Erhalt des Hamilton-Memorial-MathematikStipendiums von Harvard. Alle weiteren Details folgen. Abbot
Lawrence Lowell, Präsident.«
William konnte seinen Lauf nicht vollenden, da er von mehreren
Spielern umarmt wurde.
Matthew freute sich über den Erfolg seines Freundes, anderseits war
er betrübt, weil das vermutlich eine Trennung bedeutete. William
dachte das gleiche, sagte aber nichts. Die beiden Jungen mußten noch
neun Tage warten, bis sie erfuhren, daß auch Matthew in Harvard
aufgenommen war.
Ein weiteres Telegramm kam an, diesmal von Charles Lester, der
seinem Sohn gratulierte und die beiden Jungen zum Tee ins Plaza
Hotel nach New York einlud. Beide Großmütter übersandten William
ihre Glückwünsche, obwohl Großmutter Kane etwas schnippisch zu
Alan Lloyd bemerkte: »Der Junge hat nicht mehr getan, als von ihm
erwartet wurde, und nicht mehr, als sein Vater vor ihm getan hat.«
    Stolzgeschwellt wanderten die beiden Jungen am verabredeten Tag die Fifth Avenue hinunter. Viele Mädchenaugen blickten ihnen nach, die so taten, als bemerkten sie nichts. Als sie um

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