Archer Jeffrey
haben und zu erkennen, ob das, was er tat, der Partnerin gefiel; wie er Lippen und Zunge überall, nur nicht auf dem Mund einer Frau, benutzen könne.
Abel hörte aufmerksam zu und befolgte ihre Anweisungen peinlich genau, anfangs allerdings zu mechanisch. Trotz ihrer Versicherungen, daß er enorme Fortschritte mache, war er sich nicht sicher, ob sie die Wahrheit sagte, bis Joyce drei Wochen und hundertzehn Dollar später zu seiner Überraschung und Freude in seinen Armen zum erstenmal lebendig wurde. Sie hielt seinen Kopf eng an sich gepreßt, als er ihre Brustspitzen küßte. Als er sie sanft zwischen den Schenkel streichelte, stellte er fest, daß sie - zum erstenmal - feucht war. Als er in sie eindrang, stöhnte sie leise, ein Ton, den Abel noch nie gehört hatte und überaus angenehm fand. Sie bohrte ihre Nägel in seinen Rücken und befahl ihm, weiterzumachen. Das Stöhnen ging weiter, manchmal leise, manchmal lauter. Schließlich stieß sie einen kurzen Schrei aus, und die Arme, die ihn so fest umklammert hatten, sanken zurück.
Als sie wieder zu Atem kam, erklärte sie: »Baby, du bist soeben Klassenbester geworden.«
Abel selbst hatte keinen Orgasmus gehabt.
Abel feierte seinen Triumph, indem er George, Monika und eine widerwillige Clara auf die besten Sitze zur Weltmeisterschaft im Schwergewichtsboxen einlud. Nach dem Kampf fühlte sich Clara verpflichtet, ihn für seine splendide Einladung zu belohnen und mit ihm ins Bett zu gehen. Am nächsten Morgen flehte sie ihn an, sie nicht zu verlassen.
Abel ging nie mehr mit ihr aus.
Nachdem Abel die Abschlußprüfung an der Columbia University abgelegt hatte, wurde er mit seiner Stellung im Plaza unzufrieden, wußte jedoch nicht, wie er weiterkommen sollte. Obwohl er mit den reichsten und erfolgreichsten Männern Amerikas zu tun hatte, konnte er an keinen der Gäste direkt herantreten. Wenn er es tat, riskierte er seine Stellung; und überdies hätte wohl keiner von ihnen die ehrgeizigen Wünsche eines Kellners ernst genommen. Abel hatte schon längst beschlossen, daß er Oberkellner werden wollte.
Eines Tages kamen Mr. und Mrs. Ellsworth Statler in den Edwardian Room des Plaza zum Lunch, wo Abel seit einer Woche für einen Kollegen eingesprungen war. Er sah seine Chance gekommen, tat alles nur Erdenkliche, um den bekannten Hotelier zu beeindrucken, und das Mahl verlief ausgezeichnet. Als Statler ging, bedankte er sich herzlich bei Abel und drückte ihm eine Zehn-Dollar-Note in die Hand. Das war das Ende ihrer Bekanntschaft. Abel sah ihn durch die Drehtür verschwinden und fragte sich, ob er jemals eine Chance bekommen würde.
Sammy, der Oberkellner, klopfte ihm auf die Schulter. »Was hast du von Mr. Statler bekommen?«
»Nichts«, sagte Abel zerstreut.
»Er hat dir kein Trinkgeld gegeben?« fragte Sammy ungläubig. »O doch, natürlich«, erwiderte Abel, »zehn Dollar.«
Er übergab Sammy das Geld.
»Das ist besser«, sagte Sammy. »Ich dachte schon, du wolltest mich
beschwindeln, Abel. Zehn Dollar, das ist sogar für Mr. Statler viel. Du mußt ihn beeindruckt haben.«
»Nein.«
»Was willst du damit sagen?« fragte Sammy.
»Ach, ist egal«, sagte Abel und wollte fortgehen.
»Warte einen Moment, Abel, ich habe eine Nachricht für dich. Der Herr von Tisch 17, ein Mr. Leroy, möchte persönlich mit dir sprechen.«
»Worüber, Sammy?«
»Woher soll ich das wissen? Vermutlich haben ihm deine blauen Augen gefallen.«
Abel schaute zu Tisch Nummer 17, der, weil er sich so nahe der Schwingtür in die Küche befand, den Schüchternen und Unbekannten vorbehalten war. Abel vermied es im allgemeinen, an den hinteren Tischen zu servieren.
»Wer ist das?« fragte Abel. »Was will er?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Sammy und schaute nicht einmal hin. »Ich bin nicht so informiert über die Lebensgeschichten unserer Gäste wie du. Eine gute Mahlzeit servieren, ein ordentliches Trinkgeld bekommen und hoffen, daß die Leute wiederkommen du hältst das vielleicht für eine primitive Philosophie, aber mir genügt sie. Vielleicht haben sie in Columbia vergessen, dir die grundlegenden Weisheiten beizubringen. Und jetzt beweg dich dort hinüber, und falls du ein Trinkgeld bekommst, vergiß nicht, es abzuliefern.«
Abel lächelte dem glatzköpfigen Sammy zu und ging zu Tisch 17. Zwei Leute saßen an dem Tisch, ein Mann in einem buntkarierten Sakko, das Abel mißbilligte, und eine hübsche junge Frau mit blondgelockten Haaren, die Abel einen Moment lang verwirrte; vermutlich war
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