Archer Jeffrey
habe. Er wollte, sein Vater hätte die Übergabezeremonie miterlebt. Matthew bekam ein ehrliches »C«, was ihn erleichterte und niemanden sonst erstaunte. Keiner von beiden hatte Lust, weiterzustudieren, beide wollten so rasch wie möglich hinaus in die Wirklichkeit.
Williams Bankkonto in New York überstieg, acht Tage bevor er Harvard verließ, die Millionengrenze. Jetzt besprach er zum erstenmal mit Matthew seinen Plan, eines Tages Lester’s Bank zu übernehmen, indem er sie mit Kane and Cabot fusionierte.
Matthew war begeistert über die Idee und meinte: »Für mich ist das vermutlich die einzige Möglichkeit, das, was mein Vater mir hinterlassen wird, zu vermehren.«
Zur Graduierung kam Alan Lloyd, jetzt im sechzigsten Lebensjahr, nach Harvard. Nach der Zeremonie lud William seine Gäste zum Tee ein.
Alan sah den schlanken jungen Mann liebevoll an.
»Und was willst du jetzt, da du Harvard hinter dir hast, unternehmen?«
»Ich werde in Charles Lesters Bank in New York arbeiten, um ein wenig Erfahrung zu sammeln, bevor ich in ein paar Jahren zu Kane and Cabot komme.«
»Du hast doch seit deinem zwölften Lebensjahr praktisch in Lesters Bank gelebt, William. Warum kommst du nicht direkt zu uns? Wir würden dich sofort zum Direktor machen.«
William antwortete nicht. Alan Lloyds Angebot war für ihn eine Überraschung. Bei all seinem Ehrgeiz war er keinen Moment lang auf den Gedanken gekommen, daß man ihn zum Direktor der Bank machen würde, bevor er fünfundzwanzig war, das Alter, in dem seinem Vater diese Auszeichnung zuteil geworden war.
Alan Lloyd wartete auf seine Antwort. Sie kam nicht. »Ich muß sagen, William, daß du einmal sprachlos bist, das kommt selten vor.«
»Aber ich dachte nie, daß du mich auffordern würdest, vor meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag in die Direktion einzutreten, wo doch mein Vater…«
»Es stimmt, daß dein Vater mit fünfundzwanzig Jahren Direktor wurde. Aber das sollte dich nicht abhalten, es früher zu werden, falls die anderen Direktoren einverstanden sind; und ich weiß, daß sie es sind. Es gibt auch persönliche Gründe, warum ich dich so rasch wie möglich als Direktor sehen möchte. Wenn ich mich in fünf Jahren zurückziehe, müssen wir sicher sein, den richtigen Präsidenten zu wählen. Du wirst diese Entscheidung besser beeinflussen können, wenn du fünf Jahre lang für Kane and Cabot gearbeitet hast. Nun, mein Junge, kommst du ins Direktorium?«
Zum zweitenmal an diesem Tag wünschte William, sein Vater wäre noch am Leben.
»Ich bin glücklich anzunehmen, Sir«, sagte William.
Alan schaute William an. »Das ist das erstemal, daß du ›Sir‹ zu mir sagst, seit wir zusammen Golf gespielt haben. Ich werde dich sehr genau beobachten müssen.«
William lächelte.
»Gut«, sagte Alan Lloyd. »Damit ist das geregelt. Du wirst direkt unter Tony Simmons als Direktor für Anlageberatung arbeiten.«
»Darf ich meinen Vertreter auswählen?« fragte William.
Alan Lloyd sah ihn fragend an. »Matthew Lester, ohne Zweifel?« »Ja.«
»Nein, ich will nicht, daß er in unserer Bank das tut, was du beabsichtigt hast, in der Bank seines Vaters zu tun. Das sollte Thomas Cohen dich gelehrt haben.«
William sagte kein Wort, aber er unterschätzte Alan nie mehr.
Charles Lester lachte, als William ihm die Unterhaltung Wort für Wort wiedererzählte.
»Es tut mir leid zu hören, daß du nicht zu uns kommst - nicht einmal als Spion«, sagte er herzlich. »Aber ich bin überzeugt, daß du eines Tages bei uns enden wirst - in dieser oder in jener Funktion.«
Drittes Buch
15
Als William im September 1928 bei Kane and Cabot zu arbeiten begann, hatte er zum erstenmal in seinem Leben das Gefühl, etwas zu tun, das der Mühe wert war, getan zu werden. Seine Karriere begann in einem kleinen, mit Eichenholz getäfelten Büro, neben dem Arbeitszimmer von Tony Simmons, dem Finanzdirektor der Bank. Von der ersten Woche an wußte William, ohne daß ein Wort darüber gesprochen worden wäre, daß Tony Simmons Alan Lloyd als Präsident der Bank zu folgen hoffte.
Simmons war für das gesamte Investitionsprogramm der Bank verantwortlich. Sehr schnell übertrug er einige seiner Aufgaben William: vor allem private Investitionen kleinerer Unternehmungen, Grundstücksangelegenheiten und andere unternehmerische Aktivitäten, mit denen die Bank zu tun hatte. Zu Williams offiziellen Aufgaben gehörte es auch, einen monatlichen Bericht über jene Investitionen zusammenzustellen, die er dem
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